Roger Glover (Deep Purple) "Wir leben auf der Straße"

Krefeld · Deep Purple treten am 23. Juli im König-Palast auf. Bassist Roger Glover (70) spricht über Musik, Fitness und Drogen.

 Mit mehr als 100 Millionen Tonträgern gehört Deep Purple zu den größten Hardrockbands weltweit: Roger Glover (Bass), Ian Paice (Drums) und Don Airey (Keyboards) sind auf Europa-Tournee. Nächste Woche kommen sie nach Krefeld.

Mit mehr als 100 Millionen Tonträgern gehört Deep Purple zu den größten Hardrockbands weltweit: Roger Glover (Bass), Ian Paice (Drums) und Don Airey (Keyboards) sind auf Europa-Tournee. Nächste Woche kommen sie nach Krefeld.

Foto: André de Vos

Deep Purple, mit mehr als 100 Millionen verkaufter Tonträger eine der erfolgreichsten Hardrockbands der Geschichte und jüngst in die "Rock'n'Roll Hall of Fame" aufgenommen, ist wieder auf Europatournee. Am Samstag, 23. Juli, wird die Band im Krefelder König-Palast einen musikalischen Ausschnitt aus ihrer 48-jährigen Karriere und aus dem aktuellen Album "Now What?!" abliefern. Bassist Roger Glover (70) erzählt, wie er sich und die Musik von Deep Purple heute und in der Zeit verortet.

Trotz Eurer langen erfolgreichen Karriere haben mit "Vincent Price", "Uncommon Man" und "Hell To Pay" gleich drei neuere Songs schon seit längerer Zeit einen festen Platz in der Set-List. Welche Bedeutung hat die Set-List für Euch?

Roger Glover Wir sind grundsätzlich eine Tour-Band, das waren wir schon immer, und wir leben auf der Straße. Wir sind echte Musiker, keine Kabarett-Nummer, die jeden Abend die gleichen Songs spielt. Wenn wir unsere Lieder präsentieren, wollen wir alles aus ihnen herausholen. Gleichzeitig ist es sehr schwer, etwas anderes zu machen und originell zu bleiben, ohne unsere Kern-Identität aufzugeben. Das haben wir mit dieser Studio-Scheibe geschafft. Es sind Lieder drauf, die anders sind und doch nach uns klingen.

Zeit scheint mir das magische Wort der Platte zu sein. In verschiedenen Liedern wie "A Simple Song", "Weirdistan" und "All The Time In The World" taucht sie als Thema immer wieder auf.

Glover Wir sitzen natürlich nicht herum und sagen uns, dass wir das Wort "Zeit" überall hineinpacken müssen. Einerseits drängt es sich in unserem Alter auf, darüber zu erzählen. Andererseits ist das Thema Zeit aber für jeden interessant, weil der Mensch und die Zeit in der Natur existieren.

Also ist die jüngste Scheibe mit all diesen Liedern kein Pfeifen im dunklen Walde?

Glover (lacht) Nein, ist sie nicht. Aber man lebt nicht ewig. So viel ist sicher.

Was ist eigentlich aus dem "Highway Star" früherer Tage geworden? Jetzt höre ich in einem Lied wie "All The Time In The World" von einer Person, die keine Eile hat, sondern sich ins Gras legt und ausruht.

Glover "Highway Star" wurde geschrieben, als ich 24 war. Wir sind jetzt alle andere Leute, als wir damals waren. Wir haben unterschiedliche Prioritäten, haben Familien, Kinder und in manchen Fällen auch Enkel. Ich glaube, was man lernen kann, ist: Wenn du auf die Bühne gehst, die Lichter angehen und alles total abgeht, dass du in deinem Kopf entspannt bleibst. Eine große buddhistische Lektion, die ich verstanden habe, ist, dass man am produktivsten ist, wenn man entspannt ist.

Heißt das, Lieder wie "Highway Star" und "Speed King" sind lediglich Ausdruck für Zeit, Geschwindigkeit und den Drang, sich zu bewegen? Oder ist der "Speed King" vielleicht eine Metapher für jemanden, der Aufputschmittel nimmt, um das "House of Blue Light" richtig rocken zu können?

Glover Ich habe mein ganzes Leben keine Amphetamine geschluckt. Und wir waren auch keine Drogen-Band. Wir haben getrunken. Natürlich wussten wir, was Speed ist, aber wir konzentrierten uns immer mehr auf die Musik als auf Drogen. In dieser Zeit waren wir sogar eine Anti-Drogen-Band.

Können Sie dafür Beispiele geben?

Glover Viele unserer Songs wie "Flight Of The Rat" oder "Into The Fire" sind Anti-Drogen-Lieder. Wir waren echt gegen Drogen. Das war sogar so schlimm, dass ich, als ich damals "Smoke On The Water" als Titel vorschlug, von Ian Gillan erst einmal den Einwand zu hören bekam: "Der klingt ja nach einem Drogen-Lied. Das können wir doch so nicht machen." Das ist wirklich wahr! (lacht)

Wie denken Sie generell über Drogen?

Glover Ich kann den Gebrauch pauschal nicht verurteilen. Es ist immer so eine individuelle Sache. Das ist dasselbe, wie mit dem Predigen: Ich würde nicht einmal jemandem dafür erwärmen wollen, einen Lebensstil zu pflegen, wie WIR ihn führen. Klar, mit 24 lebst du schneller, machst eine Masse Partys mit, und dann noch in einer großen Band zu spielen, durch Europa und Amerika zu touren, insbesondere in den frühen Siebzigern, das war der absolute Knaller! Ich kann dazu nur sagen, ich bin froh, dieses Leben gelebt, aber auch, es überlebt zu haben.

Was machen Sie heute, um in Form zu bleiben? Treiben Sie noch Sport?

Glover Ich war nie der Sportler. Als Ritchie Blackmore noch in der Band war, haben wir Fußball gespielt. Wenn er spielen wollte, mussten wir mitmachen. Das war schon lustig, aber wenn es raus ging, habe ich mich meistens doch gedrückt. Laufen ist generell nicht so meine Sache. Wie bleiben wir in Form? Vielleicht, indem wir auf Tournee gehen. Wir trinken da eine Menge und sitzen herum. Ohne einen speziellen Ablaufplan für Aktivitäten. Ich glaube, wir sind einfach glücklich, fit genug zu sein, um zu tun, was wir tun.

Das Konzert am Samstag, 23. Juli, im König-Palast, Westparkstraße, beginnt um 20 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr. Karten kosten im Vorverkauf zwischen 49 und 80 Euro.

(RP)
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