Kr wie Krefeld Wie weit darf die Duldungspolitik der Polizei gehen?

Krefeld · Das Gutachten der Polizei zur Lage des Straßenstrichs sorgt für Unruhe – die Polizei gerät in Erklärungsnot.

Das Gutachten der Polizei zur Lage des Straßenstrichs sorgt für Unruhe — die Polizei gerät in Erklärungsnot.

Der Straßenstrich stellt aus polizeilicher Sicht zurzeit keinen herausragenden Problembereich dar — diese Einschätzung von Polizeipräsident Rainer Furth in einem Gutachten, in dem es um die Ausweitung des Sperrbezirks geht, sorgt für Unruhe in der Politik. SPD-Ratsherr Hans Butzen hat völlig recht, wenn er sich an den Theaterplatz erinnert fühlt: In beiden Fällen duldet die Polizei eine kriminelle Szene um besserer Beobachtung willen an einem bestimmten Ort. Die Leute, die dort in der Nähe wohnen und arbeiten, haben eben Pech gehabt. Der Staat, der ihnen kein Knöllchen durchgehen lässt, bürdet ihnen solche Lasten schon mal auf. Basta.

Es fällt in der Tat schwer, der Polizei zu folgen. Dennoch greift es zu kurz, der Polizei dafür die Verantwortung zuzuschieben. Sie hat Recht und Gesetz zu folgen. Und wenn es um Prostitution geht, sind die Gesetze in Deutschland so lax, dass das Land mittlerweile als Gelobtes Land für Europas Zuhälter gilt. Der Staat, den die Deutschen gerne "Vater" nennen, verwendet mehr Energie darauf, über Steuern an Prostitution mitzuverdienen, als sie zu verhindern.

Das beklemmendste Detail aus dem Krefelder Gutachten ist der Hinweis, dass es lediglich zwei Verdachtsfälle von Menschenhandel gegeben habe. Nur zwei also. Es ist ja auch schwierig, Zuhältern gerichtsfest nachzuweisen, dass sie Frauen verschachern. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass junge Frauen, die ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land hausen müssen, faktisch Sklaven sind und nicht frei. Doch was zählt, ist das Gesetz. Die Polizei muss sich daran halten. Nicht die Polizei duldet, sondern das Gesetz. Kein Trost, nicht beruhigend.

(RP)
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