Krefeld Wie Pferde Kindern helfen

Krefeld · Der Reit- und Fahrverein Hüls bietet therapeutisches Reiten für Kinder der Gerd-Jansen-Förderschule an. Die Sparkassenstiftung fördert das Engagement, so dass ein weiteres Therapiepferd angeschafft werden konnte.

 Die elfjährige Celine sitzt auf Therapiepferd "Walter", Sabine Keller (hinten) steht in der neuen Aufstiegshilfe, einer Rampe, mit der die Kinder leicht aufs Pferd aufsteigen können. Caroline Noe führt das Pferd.

Die elfjährige Celine sitzt auf Therapiepferd "Walter", Sabine Keller (hinten) steht in der neuen Aufstiegshilfe, einer Rampe, mit der die Kinder leicht aufs Pferd aufsteigen können. Caroline Noe führt das Pferd.

Foto: Thomas Lammertz

Die Kinder sitzen strahlend auf den Pferden. Stets läuft ein Therapeut nebenher und führt das Tier. Dieses Bild ist Alltag in Hüls, denn hier werden die Pferde als Therapie für Kinder mit Handicap eingesetzt. Der Reit- und Fahrverein Hüls arbeitet seit vielen Jahren mit der Gerd-Jansen Schule aus Krefeld Traar zusammen. Die Schüler der dritten Klasse der Förderschule können hier einmal in der Woche reiten und über den Umgang mit den Pferden auch viel lernen. Der Spaß steht für die Kinder im Vordergrund, die Lehrer sehen auch einen großen Lerneffekt.

Seit dem vergangenen Herbst wird die Initiative nun von der Sparkassenstiftung unterstützt. Mit insgesamt 6500 Euro förderte die Stiftung die Anschaffung eines weiteren Therapiepferdes, einer Rampe als Aufstiegshilfe, sowie die Ausbildung weiterer Therapeuten. "Wir können keine Liegenschaften finanzieren, die in privater Hand sind. Wir fördern nur konkrete Maßnahmen in den Bereichen Sport, besonders Breitensport im Jugendbereich, und Umwelt", sagt Markus Kirschbaum, Vorstand der Sparkassenstiftung, der auch andere Vereine ermutigen will, sich zu melden. "Wer ein Projekt hat, das in diesen Bereichen hilft und das Gemeinwohl steigert, den unterstützen wir gern. Er kann sich jederzeit an uns wenden", sagt Kirschbaum. Der Reit- und Fahrverein Hüls tat dies und die Entscheidung zur Förderung sei sehr schnell gefallen, sagen Kirschbaum und Michael Rothoff, Referent der Stiftung, unisono. Schnittpunkt zwischen Schule und Verein ist Sabine Keller. Sie ist gleichzeitig Freizeit- und Pressewart des Vereins und Konrektorin der Schule. "Für die Kinder ist das ganz wichtig. Sie lernen im koordinativen Bereich, aber auch im Sozialverhalten. Und es gibt ihnen Selbstvertrauen", sagt die Lehrerin. Letzteres begeistert auch den Vereinsvorsitzenden Manfred Günther immer wieder. "Wenn ich sehe, wie diese Kinder strahlen, wenn sie auf den Pferden sitzen, wie stolz sie sind, wenn Kinder, die sonst im Rollstuhl sitzen oder kaum laufen können, sich auf dem Pferd recht frei bewegen können, dann ist das ein Gänsehautmoment", sagt er.

Für die kleinen Reiter ist es stets ein Höhepunkt der Woche, auch wenn einige ihre eigenen Wege haben. "Kaan zum Beispiel, ein neunjähriger Junge, wollte zu Beginn immer rückwärts reiten. Er hat sich auf dem Pferd umgedreht und den Schweif angesehen. Einen Reithelm will er auch nicht aufsetzen. Das ist aber beim therapeutischen Reiten auch keine Pflicht, denn hier wird nur geführt", sagt Keller. "Aber er sitzt so gern auf dem Pferd, dass es stets ein Drama ist, wenn er absteigen soll." Just, da sie dies erzählt, ist Geschrei aus der Halle zu hören. Kaans Stunde endete.

Der Verein würde gern noch mehr Stunden anbieten. Doch es fehlen Hallenkapazitäten. "Draußen sind die Ablenkungen für Pferd und Reiter zu groß. Unser Traum wäre eine zweite Halle, aber die ist nicht finanzierbar", sagt Günther. Bereits jetzt hat der Verein in Umbauten, Pferde und Therapeuten und deren Ausbildung nach eigenen Angaben rund 30.000 Euro investiert.

Im September folgt dann auch ein Turnier, in dem sich die Kinder in einem Wettkampf messen. Dabei werden besondere Wertungen herangezogen. Danach gibt es ein großes Grillfest. Besonders hier werden die Kinder auch voll ins Vereinsleben einbezogen. Dass sie, wie andere Kinder, den ganzen Tag allein am Hof verbringen, ist zumeist nicht möglich. Manche Kinder werden aber auch so gut, dass sie an regulären Turnieren teilnehmen. Das sind dann die größten Erfolgsgeschichten und ein weiterer Beleg für die integrative Kraft von Sport und Tieren gleichermaßen.

(RP)
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