Krefeld Wie Finn zu seinem Traumberuf kam

Krefeld · Der 16-jährige Förderschüler Finn hat seinen Traumberuf gefunden: Er will Frisör werden. Mit Unterstützung der Schule am Rundweg absolviert er ein Jahrespraktikum bei Hair Sprenger next - und hat seinen Ausbildungsplatz bereits sicher.

 Melanie Rips (m.) hat sich als Übungsmodell zur Verfügung gestellt. Jahrespraktikant Finn hat ihr Strähnchen gefärbt und föhnt nun unter Anleitung von Frisörmeisterin Manuela Hess, die sich viel Zeit für ihren zukünftigen Azubi nimmt.

Melanie Rips (m.) hat sich als Übungsmodell zur Verfügung gestellt. Jahrespraktikant Finn hat ihr Strähnchen gefärbt und föhnt nun unter Anleitung von Frisörmeisterin Manuela Hess, die sich viel Zeit für ihren zukünftigen Azubi nimmt.

Foto: TL

Finn kann vom ersten Moment an überzeugen: Mit seinem handwerklichen Geschick hat der 16-jährige Förderschüler Frisörmeisterin Manuela Hess beeindruckt und lange vor seinem Schulabschluss die Ausbildungsstelle in ihrem Fischelner Salon sicher. Eine echte Win-win-Situation für beide: Für den Schüler, weil er weiß, dass er in seinem Traumberuf durchstarten kann. Und für die Frisörin, weil sie ihren zukünftigen Mitarbeiter schon jetzt auf die Zeit der Berufsausbildung vorbereiten kann. Um den viel beklagten Nachwuchsmangel muss sie sich also nicht sorgen.

Einmal in der Woche, immer mittwochs, absolviert Finn jetzt ein so genanntes Jahrespraktikum in dem Geschäft an der Kölner Straße 574. In Absprache mit seiner Schule am Rundweg in Uerdingen darf er an diesem Tag einige Stunden früher gehen und den Nachmittag unter der Fittiche von Manuela Hess verbringen. "Den verpassten Unterrichtsstoff hole ich natürlich nach", sagt der Schüler.

Hess erinnert sich noch genau an den Tag, an dem der Junge in den Salon kam, um sich für sein dreiwöchiges Schülerpraktikum zu bewerben. "Ich fand es toll, dass er ganz allein vorgesprochen und nicht etwa seine Eltern vorgeschickt hat. Das ist ja heutzutage im Helikopter-Eltern-Zeitalter leider keine Selbstverständlichkeit mehr", erzählt die 41-Jährige. Ans Herz gegangen ist ihr, dass Finn sich fast dafür entschuldigte, "nur" einen Hauptschulabschluss anzustreben. "In unserem Beruf kommt es doch vor allem auf das handwerkliche Geschick an und darauf, wie man mit den Kunden umgeht", macht sie deutlich. Beim folgenden Praktikum weiß Finn in jeder Hinsicht zu punkten. "Ich habe mich super wohlgefühlt und dann direkt in den nächsten Ferien wieder ein Praktikum hier gemacht", erzählt er. Seitdem kommt er einmal die Woche. "Mir macht es sehr viel Spaß, im Team zu arbeiten und Kontakt mit den Kunden zu haben", sagt Finn.

Manuela Hess investiert viel Zeit in die Arbeit mit ihrem Schützling. Ermutigt ihn, nicht damit aufzuhören, ihr "Löcher in den Bauch" zu fragen. Denn für sie ist es nicht nur selbstverständlich, sondern auch sinnvoll, den Jugendlichen an das Handwerk heranzuführen - eine Investition in die Zukunft. "Das war das Tolle, dass ich von Anfang an mitmachen durfte", berichtet er. Andere Klassenkameraden hätten während ihrer Praktika nur zugeguckt oder bestenfalls die Werkstatt gefegt.

Los ging mit der Arbeit an Übungsköpfen. Aufgrund seines Geschicks hat der Schüler heute schon seine eigene kleine Kundenkartei: Denn Frisörmeisterin Hess ist immer auf der Suche nach Modellen, die sich - unter ihrer Aufsicht natürlich - von Finn frisieren lassen. Waschen, Färben und Föhnen kann er inzwischen schon gut, im kommenden Jahr soll Finn dann beginnen zu lernen, wie man schneidet. "Ich möchte ihn Anfang kommenden Jahres auch gern auf eine Schulung schicken", verrät Hess. Die Modelle werden kostenlos bedient, müssen aber mehr Zeit einplanen - Zeit, die die Frisörmeisterin fürs Erklären und das Anleiten ihres Schützlings benötigt. Melanie Rips, die sich von Finn Strähnchen hat machen lassen, ist voll des Lobes: "Die Handgriffe sitzen sicher. Und ich finde es toll, wie frei und selbstbewusst er spricht", erzählt sie. Dass er nach getaner Arbeit ein Trinkgeld bekommt, ist selbstverständlich. "Trinkgeld bekomme ich eigentlich immer", sagt der Schüler. "Das spare ich für was Sinnvolles."

Wer sich als Modell zur Verfügung stellen möchte, kann sich bei Manuela Hess unter der Telefonnummer 0157 34496718 melden und eine Nachricht hinterlassen. Manuela Hess ruft dann für eine Terminvereinbarung zurück.

(RP)
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