Mehr als 200 Fälle in 2018 Wie der Weiße Ring Opfern von Gewalt hilft

Krefeld · Zum Tag des Kriminalitätsopfers informiert der Verein über seine Arbeit. Nur einer von 20 Betroffenen sucht nach einer Straftat dort Hilfe – dabei gibt es gute Gründe.

 TV-Jurist Ingo Lenßen ist Model der Kampagne. v.l.: Eliane Vogt, Walter Domröse (Weißer Ring), Kathrin Hübner-Dreeßen (PSZ), Ute Nöthen (Polizei).

TV-Jurist Ingo Lenßen ist Model der Kampagne. v.l.: Eliane Vogt, Walter Domröse (Weißer Ring), Kathrin Hübner-Dreeßen (PSZ), Ute Nöthen (Polizei).

Foto: Alexander Triesch

Eine ältere Dame wird in der Krefelder Innenstadt überfallen, ein Mann reißt ihr die Handtasche vom Arm und rennt weg. Zeugen rufen die Polizei, Wochen später wird der Täter gefasst. Für die Polizei ist das Alltag, der Fall landet irgendwann im Archiv. Die Seniorin hingegen leidet noch lange unter den Folgen, vielleicht ein Leben lang. Sie geht nicht mehr vor die Tür, hat Angstzustände. Helfen kann der Weiße Ring, ein Verein, der Kriminalitätsopfer nach der Tat unterstützt. „Wir haben für Opfer von Gewalt eine starke Lobby“, sagt Walter Domröse, ein pensionierter Kriminalbeamter, der die Außenstelle in Krefeld leitet. Zum Internationalen Tag des Kriminalitätsopfers haben er und seine Kollegin Eliane Vogt die Arbeit des Weißen Rings nun vorgestellt.

2018 wurden in Krefeld knapp 4000 Menschen Opfer einer Straftat. Nur 205 davon haben sich beim Weißen Ring gemeldet. In der Hälfte aller Fälle ging es um Diebstahl oder Sexualstraftaten. „Wir können nur mutmaßen, woran es liegt, dass sich nur so wenige melden. Vielen wird es peinlich sein, Opfer geworden zu sein – oder sie suchen die Schuld bei sich.“

Der Fall, den Domröse mit zum Gespräch bringt, ist fiktiv, aber „in der Art und Weise passiert es immer wieder“, sagt er. Der Weiße Ring unterstützt alle, die unter den seelischen, körperlichen und wirtschaftlichen Folgen einer Straftat leiden. „Dazu haben wir eine finanzielle Soforthilfe, wenn jemand beispielsweise geklaute Gegenstände nicht sofort ersetzen kann. Langfristig können wir zusätzlich eine Opferhilfe beantragen“, sagt Domröse. Bei seelischem Leid vermittelt der Verein zum psychosozialem Zentrum (PSZ). Meist muss das aber gar nicht sein, dann reicht es schon, dass einfach jemand da ist. Eliane Vogt erzählt: „Wir hatten mal den Fall eines Lokführers, der während der Fahrt verprügelt wurde. Erst dachte er, er könne nie wieder im Fahrerhäuschen sitzen, aber dann habe ich mich einfach mehrere Fahrten hinter ihn gesetzt – und dann ging es irgendwann wieder.“

Kontakt zum Weißen Ring: Telefon 02151116006, Handy 015155164802 oder online www.weisser-ring.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort