Auch Krefeld an Hilfsaktion zu Corona beteiligt Vier Kirchenkreise wollen Zeichen setzen

Krefeld · Sie repräsentieren 360.000 Christen: Vier Superintendenten haben bei einer Videokonferenz das Projekt „Über Grenzen hinweg“ erläutert. Und sie üben scharfe Kritik an der EU: Sie solle ihren Friedensnobelpreis zurückgeben.

 Per Videokonferenz erläuterten vier Superintendenten, darunter Barbara Schwahn vom Kirchenkreis Krefeld-Viersen (Bildmitte), das Projekt „Über Grenzen hinweg - Beyond Borders“.

Per Videokonferenz erläuterten vier Superintendenten, darunter Barbara Schwahn vom Kirchenkreis Krefeld-Viersen (Bildmitte), das Projekt „Über Grenzen hinweg - Beyond Borders“.

Foto: Kirchenkreis Aachen

Die vier evangelischen Kirchenkreise Aachen, Gladbach-Neuss, Jülich und Krefeld-Viersen wollen mit dem Projekt „Über Grenzen hinweg - Beyond Borders“  auf die teils verheerenden Folgen der Corona-Pandemie in ihren Partnergemeinden in aller Welt aufmerksam machen. In einer Videokonferenz stellten sie das Projekt am Mittwoch vor. „Wir haben uns als Kirche in Corona-Zeiten so viel um uns selbst gedreht, dass wir gesagt haben: Wir müssen auch auf andere hinweisen, bei denen die Lage viel dramatischer ist“, sagte Barbara Schwahn vom Kirchenkreis Krefeld-Viersen über die Intention des Projekts.  Schwahn, Hans-Peter Bruckhoff vom Kirchenkreis Aachen, Dietrich Denker vom Kirchenkreis Gladbach-Neuss und Jens Sannig vom Kirchenkreis Jülich repräsentieren rund 360.000 Christen.

Die Partnergemeinden in Indonesien, Namibia, Tansania oder Marokko seien sehr hart von der Pandemie betroffen, sagten die Superintendenten. „Die Einnahmen der Menschen sind komplett weggebrochen, sie sind bettelarm, sie leiden Hunger. Da haben wir eine weltweite Verantwortung.“ Besonders schlimm sei die Situation für Migranten und Flüchtlinge in Marokko. Nach der Verhängung der Ausgangssperre hätten Flüchtlinge nicht einmal mehr die Möglichkeit zu betteln.

Scharf kritisierte Superintendent Jens Sannig die Flüchtlingspolitik in der Europäischen Union. Alle riefen nach einer europäischen Lösung. „Was wir heute erleben, ist die europäische Lösung: Alle Mittel sind recht, Menschenleben spielen keine Rolle, der Tod wird billigend in Kauf genommen.“ Er forderte die EU auf, ihren Friedensnobelpreis zurückzugeben. „Die evangelische und die katholische Kirche in Marokko sind die einzigen, die den Flüchtlingen ihre menschliche Würde zurückgeben.“

Sanning berichtete über die Partnerschaft mit der Evangelischen Kirche in Marokko. Der Kirchenkreis Jülich unterstützt seit 13 Jahren das Engagement der Kirche in Marokko für Flüchtlinge, die dort aus der Sahara ankommen und nicht in die EU gelangen können. Auf Initiative des Kirchenkreises Jülich hin erhielt bereits 2015 Azarias Lumbela, der dort tätig ist, den Aachener Friedenspreis. In diesem Monat wurde verkündet, dass 2020 Père Antoine Exelmans den Friedenspreis erhält. Er leitet in Oujda an der Grenze zu Algerien das einzige Aufnahmezentrum für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Region.

Die Superintendenten betonten, dass das Projekt „Über Grenzen hinweg - Beyond Borders“ keine Einbahnstraße sei: „Wir können viel lernen von der Begeisterung, dem Glauben und dem Gottvertrauen der Menschen.“ Jetzt gehe es darum, mit der Aktion die Fäden aus der gemeinsamen Abschlusserklärung der vier Kirchenkreise zur Synode im Reformationsjahr 2017 wieder aufzunehmen. In dem Schlussdokument hatten Delegierte aus Tansania, Marokko, Argentinien, Namibia, Indonesien, Belgien, den Niederlanden und den Kirchenkreisen Niederlausitz, Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen unter anderem den Auftrag formuliert, sich „gegenseitig wahrzunehmen, aufeinander zu hören und einander zu helfen“.

Der Kirchenkreis Aachen wirbt etwa mit „Beyond Borders“, für ein Mikrokreditprojekt im tansanischen Kirchenkreis „Kaskazini A“ und die Gesundheitsstation Bugamba zu spenden. Die Mikrokredite werden an Kleinbauern  vergeben. Bisher hätten fast 70 Kreditnehmer von dem Projekt profitiert und damit beispielsweise ihre Ziegenzucht vergrößert oder eine weitere Kuh angeschafft, um Milch verkaufen zu können, erläuterte Bruckhoff

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