Krefeld Wer ist Peter Vermeulen?

Krefeld · In Krefeld ist der neue CDU-Oberbürgermeisterkandidat noch ein Unbekannter. Bei seinem ersten Auftritt in der Öffentlichkeit konnte man beobachten, wie er sein Wunschamt interpretieren würde.

 "Ich will da rein" - Peter Vermeulen vor dem Krefelder Rathaus wie Altbundeskanzler Schröder als Juso in Bonn.

"Ich will da rein" - Peter Vermeulen vor dem Krefelder Rathaus wie Altbundeskanzler Schröder als Juso in Bonn.

Foto: Thomas Lammertz

Von einem Bild mit Symbolcharakter schreiben Journalisten gerne, wenn sich Szenen ereignen wie die am Donnerstagabend vor dem Krefelder Rathaus. Peter Vermeulen erlaubte sich einen Spaß, rüttelte schon am ersten Tag als CDU-Oberbürgermeisterkandidat symbolisch am Eingangstor zum Rathaus. "Ich will da rein", will dieses Bild sagen.

Man denkt an Altkanzler Gerhard Schröder als Juso vor den Gitterstäben des Bundeskanzleramts in Bonn. Falsch wäre es aber, bei Vermeulen (56) vom Rütteln am Tor auf den Charakter zu schließen. Bei seinem ersten Auftritt als OB-Kandidat in der CDU-Parteizentrale lernte man einen freundlichen Mann kennen. "Empathie, Mitgefühl, Herz sind mir wichtig", sagte Vermeulen. Doch man erlebte auch einen nüchternen Analytiker, rationalen Verwaltungsmann.

Wer ist Peter Vermeulen? Bis September 2015 werden die Krefelder den derzeitigen Mülheimer Planungsdezernten im OB-Wahlkampf erleben können. Der CDU-Kreisvorstand schwärmt schon jetzt. Auf Facebook schrieb CDU-Ratsfrau Simone Roemer gestern: "Er ist so ein sympathischer Mann." Von euphorischer Stimmung im Kreisvorstand berichteten auch Fraktionschef Philibert Reuters und Parteichef Marc Blondin. Den beiden Herren war nach der zehnwöchigen und am Ende erfolgreichen gemeinsamen Kandidatensuche nach Frohsinn: "Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, wir könnten jetzt zusammen ins Kloster gehen", scherzte Blondin, der als CDU-Vorsitzender vorwiegend in der Abteilung "integrierende Kraft" tätig ist. Also nahmen er und Reuters den neuen Kandidaten zwischen sich, umschmeichelten ihn minutenlang.

Vermeulen hatte da schon anderes im Sinn, das spürte man: Er wollte darlegen, wie er das Oberbürgermeisteramt zu interpretieren gedenkt. Also sprach er nicht viel zu seiner Person; die biografischen Fakten standen schließlich auf dem Waschzettel, den die CDU an die Presse ausgehändigt hatte. Vielmehr profilierte sich Vermeulen gegenüber den Männern, die ihn ausgewählt hatten. Das Signal: Mit ihm als OB werde es nicht immer Zuckerschlecken sein. "Es muss nicht immer das für Krefeld richtig sein, was eine Partei will", sagte Vermeulen. Blondin und Reuters nickten vorsichtig. Der Satz saß.

Eine kommunikationsstarke Persönlichkeit habe man gesucht, die Motivationskraft nach innen und nach außen hat, sagte Philibert Reuters. Man habe etliche Gespräche mit Vermeulen geführt, sei aber unsicher gewesen, ob er nach Krefeld kommen würde, oder doch in Mülheim Oberbürgermeisterkandidat würde. Blondin: "Wir hatten von Anfang an das Gefühl, wir würden ein bisschen Glück brauchen."

So viel Demut wäre eigentlich nicht nötig, denn ganz abgeneigt kann Vermeulen nicht gewesen sein. Es ist schließlich der zweite Anlauf für ihn in Krefeld. Als 2010 in Krefeld ein Kämmerer gesucht wurde, da war Vermeulen im Gespräch; damals erhielt der jetzige Krefelder Kämmerer Ulrich Cyprian den Vorzug. Wegen seiner Herkunft als Kaufmann hätte ihn der Job gereizt, räumte Vermeulen, der als Dezernent in Mülheim oft 60 oder 70 Stunden in der Woche arbeitet, ein. Um sich in den nächsten Monaten in seiner Heimat bekannt zu machen, will er seine Professor an der Hochschule in Merseburg ruhen lassen. Vermeulen weiß: Der Wahlkampf wird hart. Über den SPD-Mitbewerber Frank Meyer sagte er: "Er kann offensichtlich gut und überzeugend reden". Da zeigte sich: Vermeulen ist eher ein Mann des Floretts als einer des Säbels.

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Einmal aber ließ er sich doch aus der Reserve locken, als es nämlich um seinen Arbeitsort Mülheim ging; 100 Millionen Euro strukturelles Haushaltsdefizit, mehr als doppelt so viel wie Krefeld. Mit der SPD lag Vermeulen dort zuletzt im Clinch, weil die Sozialdemokraten ihm Verfehlungen im Amt nachsagten. Ob ihn diese Kritik veranlasst habe, nach Krefeld zu gehen, wurde Vermeulen gefragt. "Ganz im Gegenteil. Das hat mich eher motiviert, in Mülheim zu bleiben. Ich dachte: Jetzt erst recht", sagte Vermeulen. Gekommen ist es doch ganz anders.

(RP)
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