Krefeld Wasserpreisreform – Singles sind Verlierer

Krefeld · Die Stadtwerke Aqua wollen die Grundpreise fürs Trinkwasser deutlich erhöhen. Der Verbrauchspreis hingegen soll sinken. Der Verbraucher kann durch Wasserverzicht ab Juli 2014 nicht mehr in dem Maße sparen wie zuvor.

 Die Stadtwerke machen in einer Grafik deutlich, wie die Kosten verteilt sind und wie sie die Diskrepanz zwischen Tarif- und Kostenstruktur in ihrem neuen Preismodell berücksichtigen wollen.

Die Stadtwerke machen in einer Grafik deutlich, wie die Kosten verteilt sind und wie sie die Diskrepanz zwischen Tarif- und Kostenstruktur in ihrem neuen Preismodell berücksichtigen wollen.

Foto: SWK

Ab Juli des kommenden Jahres will die Stadtwerke Aqua GmbH ein neues Preismodell für Trinkwasser anwenden. Bis dahin ist noch viel zu tun. Die Grundstruktur der Veränderung steht allerdings schon fest. Michael Rögele, Geschäftsführer der SWK Aqua, stellte in der Bezirksvertretung Ost erstmals die Vorstellungen seines Unternehmens vor. In der Summe soll die Umstellung kostenneutral erfolgen. Gleichwohl wird es Gewinner und Verlierer der Reform geben.

Die SWK Aqua will den Grundpreis kräftig anheben und stattdessen den Verbrauchspreis pro Kubikmeter Trinkwasser senken. Derzeit machten die Fixkosten für Wasserwerk, Brunnen, Leitungsnetz und Aufbereitungsanlagen und anderes rund 80 Prozent der Gesamtkosten aus, berichtete Rögele. Beim bisherigen Preismodell entfallen aber nur 32 Prozent auf den Grundpreis und 68 Prozent auf den so genannten Mengenpreis fürs Trinkwasser. "Wenn das so bleibt, führt uns das in eine Preisspirale", betont Rögele.

Weil die Kunden immer mehr Wasser sparten, verteilten sich die Kosten auf geringere Mengen, was zu einem Preisanstieg führe, erklärte er. In Zukunft sollen die Gesamtkosten im Verhältnis 50 zu 50 aufgeteilt werden. Damit mache sich die SWK Aqua unabhängiger von den Verbrauchsmengen. Darüber hinaus soll es unterschiedliche Grundpreise geben, je nachdem wie viele Wohneinheiten an einem Wasseranschluss hängen. Ein großes Mehrfamilienhaus zahlt demnach deutlich mehr als ein Einfamilienhaus. Um zu ermitteln, wie viele Wohneinheiten an den 44 000 Hausanschlüssen in Krefeld hängen, sollen die Eigentümer bis Ende des Jahres angeschrieben und um Auskunft gebeten werden.

"Die Angaben sind freiwillig", betont Rögele. Diejenigen, die nicht antworten, würden geschätzt oder aufgesucht und die Zahl der Klingeln notiert. Anschließend werde das Preismodell in allen Details ausgestaltet und die Elektronische Datenverarbeitung bei SWK Aqua umgestellt. "Das soll im Mai, Juni des kommenden Jahres passieren. Rögele erwähnte den Musterhaushalt mit vier Personen und einem Jahresverbrauch von 150 Kubikmetern. Der zahle aktuell 1,81 Euro pro Kubikmeter und 127 Euro Grundpreis. "Das sind etwa 400 Euro, und bei den 400 Euro bleibt es auch in Zukunft", sagte er.

Kritik regte sich in der Politik. Christoph Aretz (SPD) sprach von Augenwischerei, und Heidi Matthias (Die Grünen) erkannte, wer viel Wasser verbrauche, werde belohnt. Ulla Dietz (CDU) ging noch einen Schritt weiter und monierte, dass die SWK Aqua Kosten für ihre überdimensionierte Infrastruktur einfach auf die Kunden umlegten, statt über Verschlankungen des Kostenapparats nachzudenken.

Dass die Krefelder Infrastruktur überdimensioniert sei, räumte auch Rögele ein. Er informierte über Prognosen der Uni Berlin aus den 90er-Jahren, nachdem der Wasserverbrauch im Durchschnitt auf 220 Liter Pro Kopf und Tag steigen sollte — tatsächlich seien es aktuell aber 122 Liter. Moderne Haushaltsgeräte und eine ökologische Grundeinstellung seien die Ursachen.

Mit dem neuen Modell stehen sich vor allem die Kunden schlechter als vorher, die in einem Mehrfamilienhaus leben und unterdurchschnittlich viel Wasser verbrauchen - also in erster Linie Singles und alleinstehende Senioren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort