Krefeld Waldorf-Kita: Tränen zur Neueröffnung

Krefeld · Nachdem der Waldorf-Kindergarten in der Kreuzbergstraße wegen der Schimmelbildung im Gebäude schließen musste, bildete sich ein Elternteam, das in 2000 Arbeitsstunden die Kita für die Wiedereröffnung professionell sanierte.

 Blick in die sanierte Waldorf-Kita. Zur Feier der Wiedereröffnung hatten manche Eltern, die in einem beispiellosen Kraftakt mit viel Eigenleistung den Kindergarten saniert hatten, Tränen der Freude in den Augen.

Blick in die sanierte Waldorf-Kita. Zur Feier der Wiedereröffnung hatten manche Eltern, die in einem beispiellosen Kraftakt mit viel Eigenleistung den Kindergarten saniert hatten, Tränen der Freude in den Augen.

Foto: Thomas lammertz

Die Vorgeschichte ist lang, der Schaden endlich behoben - und es war ein Kraftakt: Wie so viele Gebäude im Bildungsbereich besitzt auch der vor 25 Jahren an der Bockumer Kreuzbergstraße errichtete Waldorfkindergarten ein Flachdach, durch das Feuchtigkeit in das Innere gedrungen war. Auch wurden die Nasszellen in den vier Gruppenräumen nur unzureichend entlüftet. Als sich Schimmelbildung zeigte, schloss das Krefelder Gesundheitsamt Anfang Oktober des vergangenen Jahres die Kita. Die über 80 Waldorf-Kinder wurden auf andere Krefelder Kitas verteilt. Zugleich gab die Stadt als Mieter der von einem privaten Investor gebauten Einrichtung ein Gutachten in Auftrag, das den Umfang der notwendigen Sanierungsarbeiten beschreiben sollte. "Hätten wir die viereinhalb Monate bis zur Vorlage des Gutachtens gewartet, wäre dieser Kindergarten eingegangen. Die Zeit der Sanierung des Gebäudes muss man noch hinzurechnen", begründet Elternteamsprecher Christian Wolfrum die Ungeduld einiger Eltern, die sich mit dem schleppenden Gang des Verfahrens nicht abfinden wollten.

Dabei hatten die Eltern auch das im Februar anlaufende Anmeldeverfahren fest im Blick. "Dieser Kindergarten leistet hervorragende Arbeit. Er ist es wert, dass man sich für ihn einsetzt", sagt der Vater zweier Kinder. In drei Elternversammlungen konnten sich die Emotionen allmählich beruhigen. Die Frage, wie es weitergehen sollte, rückte in den Vordergrund. Ein Aktivkreis von 14 Eltern schlug dem Kita-Vorstand vor, die Renovierung einschließlich der Planung und Bauaufsicht zu übernehmen. "Man kann den Trägerverein mit seiner Verantwortung für zwei Kitas als einen mittelständischen Betrieb begreifen", erklärt Wolfrum, "eine solche Größe ist ehrenamtlich kaum zu betreiben". Da kam es zupass, dass der sich nun festigende Eltern-Aktivkreis das für eine Beseitigung des Schimmels nötige Know-how versammelte; ihm gehörten Bauingenieure, Architekten, Schreiner, Projektmanager und Chefeinkäuferinnen an. Jurist Wolfrum brachte sein Fachwissen als Personalberater ein und wurde Sprecher der Gruppe.

Dem Elternteam gelang es, den Vereinsvorstand von dem Vorhaben zu überzeugen und einen Draht zur Stadt herzustellen. Nach einem gemeinsam erstellten Konzept begann die Arbeit. Nach knapper Ausschreibungszeit vergab das Team Gewerke wie das Abschleifen der Wände einschließlich des Abschlagens des vom Schimmel befallenen Putzes, den Einbau einer belastbaren Lüftung und die Befestigung von Akustikelementen an der neu erstellten Decke an Fachfirmen. Den aufwendigeren Teil, das Entfernen und intensive Säubern der Holzpaneele, das dreimalige Grundieren der Wände und Neubemalen in einer von Waldorfpädagogik-Begründer Rudolf Steiner ersonnenen Wischtechnik übernahmen die Eltern. Einrichtungsteile und Spielzeug aus Gruppenräumen, Eurythmiesaal, Schlafräumen und Küche wurden in 190 Kartons verteilt und an alle Eltern und Erzieher zur Reinigung vergeben. Danach wurde wieder eingeräumt. Am 8. Februar konnte die Wiedereröffnung der Kita gefeiert werden. "Als ich mein Kind zum ersten Mal in die renovierte Kita brachte, standen mir Tränen in den Augen", schildert Wolfrum die Rückmeldung eines Vaters. Weit über 2000 Arbeitsstunden hätten die Eltern in ihrer Freizeit in das Sanierungsvorhaben eingebracht, schätzt Wolfrum. Zum Schluss entwickelten sie noch für die Zukunft einen Putz- und Hygieneplan.

"Natürlich haben wir hier in Bockum eine Gunstlage, was die Professionalität der Elternschaft angeht. Die Kunst ist aber, Eltern im Team zur Arbeit anzuleiten. Das ist hier gelungen", blickt Wolfrum zurück. "Autoritäres Verhalten läuft hier gar nicht. Hier herrscht die Pädagogik einer Waldorf-Einrichtung. In diesem Umfeld steht der ,Pro-Bono-Gedanke' im Vordergrund", erklärt der Elternsprecher.

(oes)
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