Kommunalwahl in Krefeld Wahlplakate vom Aussterben bedroht?

Krefeld · Sie sind fester Bestandteil des Wahlkampfs: die Plakate. Doch welchen Stellenwert besitzen sie noch im modernen Kampf um Stimmen? Zumindest waren die Plakate wichtig genug, um zuletzt für Streitereien zwischen den Parteien zu sorgen. Eine Einschätzung der Krefelder Parteienlandschaft:

Plakate zur Kommunalwahl 2014 in Krefeld
14 Bilder

Plakate zur Kommunalwahl 2014 in Krefeld

14 Bilder

Sie sind fester Bestandteil des Wahlkampfs: die Plakate. Doch welchen Stellenwert besitzen sie noch im modernen Kampf um Stimmen? Zumindest waren die Plakate wichtig genug, um zuletzt für Streitereien zwischen den Parteien zu sorgen. Eine Einschätzung der Krefelder Parteienlandschaft:

CDU

Unter dem Motto "Neuer Schwung. Neue Stärke." plakatieren die Christdemokraten in Krefeld. Beim Design hat die CDU die Linie mit dem orangefarbenen Ton aus dem Bundestagswahlkampf im vergangenen Jahr übernommen. Der CDU-Landesverband hat den Kreisen die Gestaltung abgenommen: "Die hat Mutti vorgegeben", erklärt Kreisverband-Geschäftsführer Lothar Kauffels im Hinblick auf Kanzlerin Angela Merkel.

Insgesmat 22 große Plakatwände, die so genannten "Wesselmänner", hat die CDU in Krefeld beklebt. Das erste Motiv, das seit dem offiziellen Beginn der Plakatierung am 12. April hing, wurde am Montag, 5. Mai, durch ein neues ersetzt. Die Spitzenkandidaten Karin Meincke, Marc Blondin und Philibert Reuters strahlen den Krefeldern nun bis zur Wahl am 25. Mai entgegen. Bei beiden Motiven musste die CDU auf Anordnung der Stadtverwaltung das Krefelder Stadtwappen überkleben. Das hatte wiederholt zu Streitigkeiten, vor allem mit der SPD, geführt.

Zu den 22 "Wesselmännern" gesellen sich in den 29 Wahlkreisen jeweils 60 DIN A1-Plakate mit den Kandidaten. Diese wurden im so genannten "Sandwichverfahren" mit Kabelbindern an Laternen befestigt. "Es ist allgemein bekannt, dass die SPD mehr Plakate hat. Die Sozialdemokraten bekommen aber auch mehr Geld vom Landesverband. Wir können uns einen sechsstelligen Kommunalwahlkampf nicht leisten - die SPD kann das", erklärt Kauffels.

Zur Strategie und zum Stellenwert erklärt er: "Wir wollen aber auch nicht jeden Baum und jede Laterne bepflastern. Einige sind ja am 12. April schon kurz vor Mitternacht durch die Gegend gefahren, um zu plakatieren."


SPD

Dass die CDU weniger Plakate aufzuweisen hat, werten die Sozialdemokraten als ersten Sieg vor der Kommunalwahl. "Die Stadt hat sich mit den Parteien zusammengesetzt und quasi alle Regeln der Plakatierung aufgehoben", sagt Krefelds SPD-Geschäftsführerin Ruth Esser-Rehbein. "Jeder darf so viel plakatieren, wie er möchte. Das haben wir dann auch sportlich genommen."

Mit provokanter Gestaltung versucht die SPD Aufmerksamkeit zu erregen. Motive mit einem brennenden Haus aus Geldscheinen mit dem Slogan "Endlich solide Finanzen!" oder mit einem Fixerbesteck neben dem Schriftzug "Endlich helfen und handeln!" wurden von der Krefelder SPD selbst entworfen. "Wir hatten ein Angebot vom Landesverband, haben das aber abgelehnt", erklärt Ruth Esser-Rehbein. "Wir haben eine eigene Linie gestaltet - wie immer." Insgesamt 660 DIN A0-Plakate wurden dabei im Stadtgebiet "vor allem an Hauptverkehrsstraßen" verteilt.

Dabei ist der SPD wichtig zu betonen, dass sie im Gegensatz zur CDU auf Themen und nicht auf Personen abzielt. Bei den insgesamt 50 "Wesselmännern" gibt es - analog zur CDU - zwei verschiedene Motive. Während das erste "Endlich Durchblick!" ebenfalls keinen Personenbezug aufweist, stellt das zweite den Spitzenkandidaten Frank Meyer in den Vordergrund. Auch hier gab es eine Kontroverse mit der FDP, da Meyer sich auf dem Plakat bereits für die Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr in Position bringt.


FDP

Die FDP verzichtet auf die großen Plakatwände. "Das ist natürlich auch eine Kostenfrage", sagt der Kreisvorsitzende der FDP Krefeld, Joachim C. Heitmann. "Zudem hat die Bedeutung der Plakatierung abgenommen. Neue Medien und direktes Anschreiben sind wichtiger geworden." Verzichten wollte die FDP auf die Plakate aber auch nicht. Dabei sind die Liberalen natürlich ebenso taktisch vorgegangen: Die 600 DIN A0-Plakate wurden dort angebracht, wo sie die meisten Sichtkontakte haben.

Die Gestaltung wurde von der FDP Krefeld selbst - mit Unterstützung vom Landesverband - übernommen. Dabei setzte die Partei sowohl auf Personen als auch auf Themen. "6 Richtige für den Rat" ist der Slogan für eine Plakat mit den sechs Spitzenkandidaten der FDP. "Richtig sparen statt Steuern erhöhen" ist hingegen ein klassisches Themenplakat. "Wir haben auf den Plakaten natürlich Themenschwerpunkte gesetzt, die sich bei uns auch programmatisch wiederfinden", sagt Heitmann. "Bei der Plakatierung geht es vor allem darum, die Präsenz der Partei zu zeigen."


Grüne

Passend zum Partei-Ethos setzen die Grünen bei ihren Plakaten auf Nachhaltigkeit. "Unsere Plakate machen mindestens zwei Wahlkämpfe mit", sagt Spitzenkandidatin Heidi Matthias. Im Gegensatz zu anderen Parteien benutzen die Grünen Holz und nicht Plastik. "Das was andere machen, ist umweltfeindlich", erklärt Heidi Matthias.

Plakatwahlkampf nimmt bei den Krefelder Grünen einen untergeordneten Stellenwert ein. "Es ist nicht wahlentscheidend, eher ein emotionaler Aspekt. Wir wollen gefühlte Präsenz zeigen", erklärt Heidi Matthias. Die Themenplakate sind dabei vom Landesverband vorgegeben. Zusätzlich haben die Grünen ein personalisiertes Plakat mit den Top-10-Kandidaten, "um auch Gesichter zu zeigen". Der Slogan lautet "Natürlich Grün".

An 160 Standorten in Krefeld sind die DIN A0-Kommunalmotive gemischt mit Plakaten zur Europawahl zu sehen.


Linke

Die Plakatmotive der Krefelder Linken wurden von der Landespartei erstellt. "Jeder Kreis hat aber auch die Möglichkeit, zusätzliche Plakate zu erstellen", sagt Schriftführer Manfred Büddemann. In Krefeld werden auch noch personalisierte Plakate hinzukommen. Über Stückzahl und Datum konnte das Vorstandsmitglied aber noch keine Angaben machen. "Es ist immer auch eine Frage der personellen Ressourcen", sagt Büddemann.

Somit bleibt es vorerst bei knapp über 500 DIN A1-Plakaten mit für Kommunen allgemeingültigen Slogans wie "Mehr Geld für unsere Stadt". Auch wenn Büddemann bestätigt, dass der Wahlkampf über Social Media Kanäle "weit fortgeschritten ist", gehört für ihn das Plakatieren einfach dazu.


UWG

Die Freien Wähler haben ein Team gebildet, das sich um die Gestaltung der Plakate Gedanken gemacht hat. Nun stehen vor allem Themen und nicht Personen im Vordergrund: "solide Finanzen", "ordentliche Grünpflege" oder "intakte Straßen" sind unter anderem Slogans auf den blau-gelb-weißen Plakaten.

"Es geht uns um Wiedererkennungswert", sagt Andreas Drabben, Sprecher der Freie Wähler/ UWG-Fraktion. "Auch wenn der Wert der Plakate für uns eher gering ist. Heutzutage kommt es eher auf die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter an." Auch das Geld spielt dabei eine Rolle. "Wir finanzieren uns nur aus Mitgliedsbeiträgen und nicht durch Sponsorenzuschüsse", sagt Drabben. Für 1000 DIN A0-Plakate in den 29 Wahlkreisen hat es dennoch gereicht. "Wesselmänner" haben die Freien Wähler keine.

Ebenso haben sie auf Plakatierung in der Innenstadt verzichtet. Die Laternen würden dort zu tief hängen. "Wir hatten schon Probleme in Uerdingen. Da sind Leute mit dem Kopf gegen die Plakate gelaufen. Deshalb haben wir auch in der Innenstadt darauf verzichtet. Es hätte sonst eher eine negative Wirkung."


Fazit

Gerade die kleineren Parteien fokussieren sich im Wahlkampf immer mehr auf direkten Kontakt zum Wähler - hier sind die "Social Media"-Kanäle ein zunehmend wichtigerer Faktor. Der Klassiker im Kampf um Stimmen - das Plakat - verliert zwar an Wert, bleibt aber dennoch wichtig. Für die Parteien ist es wichtig, Präsenz zu zeigen und dem Bürger generell zu signalisieren: Eure Stimme ist wichtig, geht wählen!

Jetzt sind Sie gefragt: Machen Sie bei unserer großen Wahlumfrage mit.

(erer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort