Brauchtum in Krefeld : Von wegen „Nikolaus fällt aus“
Krefeld Die beiden großen Nikolausereignisse von Krefeld – der Empfang auf dem Hülser Marktplatz und die Ankunft von Sinterklaas in Uerdingen – müssen wegen Corona ausfallen. Der Nikolaus aber fällt nicht aus. Er kommt.
Liebe Kinder,
es lohnt sich, auch in diesem Jahr, die Schuhe zu putzen und dort hinzustellen, wo sie der Nikolaus und seine Helfer (die einen oder anderen Eltern, Tanten, Onkel und Großeltern sollen dazugehören) finden und mit Süßigkeiten befüllen. Die hin und wieder zu hörende Rede, der Nikolaus „fällt aus“, ist Unsinn und gehört von Knecht Ruprecht mit der Rute bestraft, wenn man denn Sätze bestrafen könnte; und weiß Gott, es gibt Sätze, die gehören nicht nur von Knecht Ruprecht, sondern von allen Zwarten Pieten im Gefolge von Sinterklass durchgeprügelt. Aber das ist ein anderes Thama.
Also: Was ausfallen muss, sind die großen Empfänge in Uerdingen am Rheinufer und in Hüls auf dem Markt, wo bekanntlich der Nikolaus seit 1923 jedes Jahr vom Turm von St. Cyriakus herabsteigt und dort viele hundert Menschen begrüßt. Aber, liebe Kinder, hört besser auf das, was der Elmar Jakubowski aus Uerdingen sagt. „Der Nikolaus kommt natürlich nach Uerdingen, er hat Uerdingen nicht vergessen; was ist das für ein Unsinn zu sagen, er komme nicht; Uerdingen ist Nikolausstadt, wie das Et Klöske zeigt.“
Et Klöske, liebe Kinder, ist eines der schönsten Gebäude Krefelds. Et Klöske bedeutet so viel wie kleiner Nikolaus. Gemeint ist eine St.Nikolaus-Statue, die während eines Rhein-Hochwassers wunderbarerweise in Uerdingen aus dem Wasser geborgen wurde und seitdem das Gebäude ziert. Herr Jakubowski sagt nun noch, der Nikolaus wohne sogar in Uerdingen, in einem Haus, das komischerweise „Bügeleisen“ heißt. Dort übernachtet der Heilige im ersten Stock und hängt abends Mitra, Chormantel und Bischofsstab ins Fenster, so dass es aussieht, als stehe er da. Man könne ihn dort jeden Abend sehen, sagt Herr Jakubowski, und der lügt nie!
In Hüls, liebe Kinder, kam der Nikolaus stets auf Einladung der Hülser Kolpingsfamilie. Dort sind sie nun alle traurig, dass der Nikolaus in diesem Jahr nicht vielen Menschen auf dem Marktplatz guten Tag sagen kann. „Dieses Jahr ist alles anders“, sagt Bodo Brands, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Hüls, „Corona ist leider überall präsent, und dadurch ist auch unsere Kolpingsfamilie gehalten, die aktuell angeordneten Beschränkungen zu unser aller Schutz anzuwenden, um diese Zeit gesund zu überstehen.“ Was aber keinesfalls heißt, dass, „der Nikolaus in Hüls ausfällt“. Da sind sich Herr Jakubowski und Herr Brands völlig einig.
„Die Absage des weit über die Grenzen von Hüls bekannten Nikolausempfangs, den die Hülser Kolpingsfamilie seit 1923 ohne Unterbrechung auf dem historischen Markt vor der schönen Pfarrkirche St. Cyriakus ausrichtet, schmerzt“, berichtet Herr Brands, „an dieser Veranstaltung in der bisherigen Form festzuhalten, wäre jedoch unverantwortlich gewesen, da die Ansteckungsgefahr zu hoch wäre.“
Corona, liebe Kinder, ist eine verflixt ansteckende, von Fall zu Fall äußerst fiese, für eure Großeltern sogar sehr, sehr gefährliche Mistkrankheit, die kein Mensch braucht. Ihr selbst braucht nicht so große Angst haben, aber ihr müsst ein bisschen auf eure Großeltern aufpassen, dass ihr sie nicht ansteckt.
Jedenfalls: Die Hülser Kolpingsfamilie hat sich Gedanken gemacht, wie man den heiligen Mann mit Gefolge trotz Corona zu den Menschen, Familien und Kindern bringen könnte. „Mit den sozialen Medien ist das möglich, und so eröffnete man einen YouTube-Kanal, was auch St. Nikolaus sehr gefiel“, erzählt Herr Brands augenzwinkernd. „Auf dem Kanal ,Kolpingsfamilie Hüls’ werden wir künftig auch über unsere anderweitigen Aktivitäten berichten.“ Natürlich wird der Nikolausempfang als Großereignis die Premierenübertragung, also den Anfang machen.
Der Kanal ist online, ein kleiner Film zur Kanal-
eröffnung ist eingestellt. „Also, liebe Kinder und Freunde der Hülser Kolpingsfamilie, nicht vergessen“, ermuntert Brands die Freunde des Hülser Nikolauses, an dem Empfang virtuell teilzunehmen, „am 5. Dezember um 16 Uhr werden Nikolaus, Nikodemus und Zaras auf diesem Weg zu Euch sprechen“.
Also liebe Kinder, merkt euch: Der Nikolaus kommt nach Hüls, und er wohnt zurzeit in Uerdingen. Stellt eure Schuhe raus, und zwar ordentlich nebeneinander; so etwas mag Knecht Ruprecht. Lasst euch keinen Quatsch über Corona erzählen, von wegen „das gibt’s ja gar nicht“, und gebt acht auf eure Großeltern.
Ich wünsche euch für Sonntag, 6.Dezember, also den Nikolaustag, dass eure Schuhe voll sind für vier Schuhe!
Herzliche Grüße
Euer Jens