Krefeld Voith-Belegschaft holt Unternehmensberater

Krefeld · Vom geplanten Stellenabbau wären in der Mehrheit Krefelder Beschäftigte betroffen. Der Betriebsrat will in Kürze der Konzernleitung Gegenvorschläge zur Schließung der Produktion machen. Die Landesregierung bietet Unterstützung an.

 Standortbetriebsrat Hans-Jürgen Joachim im Gespräch mit Landesarbeitsminister Guntram Schneider vor den Werkstoren.

Standortbetriebsrat Hans-Jürgen Joachim im Gespräch mit Landesarbeitsminister Guntram Schneider vor den Werkstoren.

Foto: Thomas lammertz

Für die Krefelder Belegschaft der Voith Paper GmbH geht's ans Eingemachte: 213 von 421 Stellen sollen nach dem Willen der Konzernleitung aus Heidenheim abgebaut werden. "Diesmal werden wir nicht mit sozialverträglichen Lösungen wie Vorruhestand und Altersteilzeit davonkommen", sagte Standortbetriebsrat Hans-Jürgen Joachim im Gespräch mit unserer Zeitung. Kündigungen würden mit voller Härte durchschlagen. Das Potenzial für den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist in der jüngeren Vergangenheit bereits ausgeschöpft worden. Sollte die düstere Prognose zur Realität werden, so Joachim, dann wären in der Mehrzahl Krefelder Arbeitnehmer davon betroffen.

Noch kämpft die Belegschaft, will die Entscheidung der Geschäftsführung, am Standort Krefeld die Produktion zu schließen, so nicht hinnehmen. Solidaritätsadressen tun der Befindlichkeit der um ihre berufliche Existenz zitternden Beschäftigten gut. Dankbar wurde jede Mut machende Äußerung beim Besuch des Landesarbeitsministers Guntram Schneider (SPD) und seiner Krefelder Parteifreunde aufgenommen (wir berichteten).

Schneider bot die Unterstützung der Landesregierung an, um die Verantwortlichen des Familienunternehmens Voith zu einem Umdenken zu bewegen. Die Krefelder Landtagsabgeordneten Ulrich Hahnen und Ina Spanier Oppermann kündigten an, der "Familie Voith persönlich einen Brief zu schreiben". Schneider betonte, dass er es mit seinem Angebot ernst meine. Er sei nicht ohne Grund erst nach dem Termin zur Bundestagswahl nach Krefeld gekommen. Schneider wollte ausschließen, dass seine Stippvisite als pures Wahlkampfgeklingel betrachtet wird.

Der Betriebsrat mit Hans Jürgen Joachim und Uwe Badzion will sich jedoch nicht allein auf die Hilfe und Unterstützung Dritter verlassen. Die Arbeitnehmervertreter nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand. "Wir haben eine Unternehmensberatung beauftragt", eine Perspektive zu entwickeln", sagte Joachim. "Wir wurden von der Geschäftsführung vor vollendete Tatsachen gestellt", kritisierte er die Abläufe. Die Krefelder Mitarbeiter hätten in der Vergangenheit bewiesen, dass sie schnell und termingerecht in der Lage gewesen seien, Qualität abzuliefern.

"Wir werden in Kürze einen Gegenvorschlag zu den Stilllegungsplänen der Produktion machen", erklärte Joachim. Ihm sei klar, dass eine Lösung nicht komplett ohne Stellenabbau funktionieren könne. Gleichwohl strebe er mit seinen Kollegen an, die Produktion samt der Abteilungen Konstruktion und Entwicklung in Krefeld zu behalten. Der Markt für große Maschinen für die Papierindustrie befinde sich zugegebenermaßen in einer Krise, so Joachim. Neben Wartung, Umbau und Service des Bestands, wie vorgesehen, könnte sich Voith Paper auch dem mittelgroßen Segment zuwenden. Das habe Voith bislang der Konkurrenz überlassen. Darüber hinaus sei es denkbar, Maschinen für die Verarbeitung von Zellstofffasern und Kunststofffasern zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. "Das ist ein neuer Markt, der Umsätze verspricht", sagt Joachim. Das Know-how sei in der hoch spezialisierten Krefelder Belegschaft vorhanden, bemerkte er. Der Landesarbeitsminister sprach in dem Zusammenhang sogar von den "Künstlern unter den Maschinenbauern".

Laut Westdeutschem Rundfunk ist die Konzernleitung in Heidenheim zu Gesprächen über die Entwicklung in Krefeld bereit .

(RP)
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