Krefeld Vision: Drehbrücke für Stadtpark

Krefeld · Bernd Scheelen möchte mit seinem Förderverein den Stadtpark Fischeln voranbringen. Wenn die historische Brücke im Rheinhafen in den nächsten drei Jahren einem Hafenausbau weichen muss, könnte sie am Baggersee beide Teile des Stadtparks verbinden.

FISCHELN Wenn vom Stadtpark Fischeln die Rede ist, denken die meisten an das Parkstück zwischen Kölner Straße und Mühlenfeld. Doch nach dem Freibad Neptun geht's weiter in Richtung Stahldorf bis zur Oberschlesienstraße. Zwischen Tennisverein und Freibad gibt es zwar einen Weg, der weiterführt. Doch er ist verschlossen, weil er nur bis zu einem Baggersee führt. Wer heute zum neueren Teil des Stadtparks weiter will, durchquert das Kleingartengelände, das sich bis zur Vulkanstraße erstreckt.

Die Vision, die Bernd Scheelen bereits auf der Mitgliederversammlung 2009 verkündet hat, nimmt für ihn durch die konkreten Ausbaupläne für den Rheinhafen Gestalt an. Die über 100 Jahre alte Jugendstilbrücke ist ein einmaliges Industriedenkmal. Aber es steht dem Ausbau des Hafens im Wege. Die Brücke kann zunehmenden Lastwagenverkehr nicht aufnehmen.

Besser als holländische Gracht

Schon vor Jahren hat Scheelen mit der Hafenverwaltung Kontakt aufgenommen. "Für den Fall, dass sie weg muss, ist es besser, dass sie, anstatt über einer Gracht in Holland zu stehen, lieber in Krefeld bleibt." Doktoranten der RWTH haben Kosten einer neuen Brücke über den Baggersee mit 2 bis 2,5 Millionen Euro beziffert. Da wäre es billiger, mit Denkmalschutzmitteln die Drehbrücke nach Fischeln zu holen. Sie würde von der Tiefe und Spannweite passen. Thomas Visser, Planungsdezernent der Stadt und Vorstandsmitglied des Fördervereins, sah das Projekt von Anfang an "nicht als Spinnerei, sondern als einen schönen Traum". Nur: Die Finanzierung können der Verein und die Stadt nicht alleine stemmen.

Die Idee hat trotzdem Charme. Zum einen erhält sie ein einmaliges Industriedenkmal in Funktion am Leben, zum anderen gelingt es durch den "Brückenschlag", den neueren – und nicht fertiggestellten – Teil des Stadtparks aus seinem "Dornröschenschlaf" zu wecken.

Dieser zweite Teil lohnt, neu entdeckt oder mehr genutzt zu werden. Das Vereinsziel, die zukünftig größte Grünfläche Krefelds zu schaffen, führte dazu, den Stadtpark in das Förderprogramm zur Euroga 2002 aufzunehmen. Der Duisburger Landschaftsarchitekt Andreas Kipar, der auch ein Büro in Mailand hat und dort und in Genua Lehrbeauftragter ist, entwarf eine Lösung für das Feld zwischen Anrather- und Oberschlesienstraße. 100 Hektar wurden überplant, 30 Hektar wurden neu gestaltet. Für den Stadtpark Krefeld-Fischeln wurde Kipar 2006 mit dem Nordrhein-Westfälischen Landschaftsarchitektur-Preis ausgezeichnet. Die Baukosten in Höhe von 768 000 Euro flossen aus Euroga-Mitteln nach Fischeln. "Krefeld als Stadt der Gärten realisiert mit dem Vorhaben eine wichtige Grünanbindung der Stadt an die Landschaft. Als artifizielles Produkt aus der Auseinandersetzung zwischen Stadt und Landschaft entsteht der Stadtpark Krefeld-Fischeln. Die offene Landschaft mit wenigen minimalistischen Elementen (Baumreihe, Solitärs und kleine Gehöfte) prägen das Gebiet. Diese Elemente bilden die Basis für den neuen Park und werden in Form von Vegetationsarchitektur umgesetzt: Die Baumlinie bildet das gestalterische und zuerst realisierte Rückgrat des Parks", erklärt Kipar sein Konzept. Mit den prägenden Säuleneichen erweist der Planer sowohl dem Niederrhein mit seinen Pappelalleen als auch der Toskana mit ihren Zypressen seine Referenz.

(RP)
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