Krefeld Viermal Abschied vom Opernstudio

Krefeld · Die Stipendiaten Amelie Müller, James Park, Manon Blanc-Delsalle und Jan-Paul Reinke verlassen nach zwei Jahren das Theater.

 Jan-Paul Reinke

Jan-Paul Reinke

Foto: Matthias Stutte

Vier der Opernstudio-Stipendiaten verlassen zum Ende dieser Spielzeit das Theater. Sie blicken mit Dankbarkeit auf die Zeit im Opernstudio zurück, in der sie - nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung von Operndirektor Andreas Wendholz - ihre künstlerische Entwicklung in bewundernswerter Weise voranbringen konnten. "Wir lassen diese jungen Künstler nur ungern ziehen, denn sie haben sich in den letzten zwei Jahren zu sehr geschätzten Ensemblekollegen entwickelt", resümiert Wendholz. Nun brechen sie zu neuen Ufern auf:

 Manon Blanc-Delsalle

Manon Blanc-Delsalle

Foto: Matthias Stutte

Pianist und Dirigent Jan-Paul Reinke, der als Korrepetitor mit den Solisten arbeitete, den Chor und das Orchester vorbereitete und auch - beispielsweise bei der Gala des Opernstudios - dirigieren durfte, hat gerade seinen Master an der Kölner Musikhochschule abgeschlossen und geht zunächst entspannt in seine Heimatstadt Mannheim zurück. Dort ist er seit Kurzem (in gut dotierter Festanstellung) Künstlerischer Leiter des Jugendsinfonieorchesters, mit dessen rund 100 jungen Musikern er in zehn bis zwölf Konzerten im Jahr selbst anspruchsvolle Sinfonik erarbeiten kann. Demnächst steht sogar eine zweiwöchige Australien-Tournee an. Außerdem ist Reinke einer der Gastdirigenten des traditionsreichen "Kurpfälzischen Kammerorchesters". Mit seinem Opernstudio-Kollegen Yorgos Ziavras hat der junge Künstler die Vereinigung "cognimus" gegründet, die sich zum Ziel gesetzt hat, alte und neue Musik zu verbinden und in der Aufführungspraxis neue Wege zu gehen. Natürlich möchte Reinke demnächst wieder an einem Opernhaus arbeiten, daher hat er die Theaterszene immer im Blick. "Ein kleines oder mittleres Haus, an dem es eher als an einem großen Theater möglich ist, ehrliche Kunst zu machen, wäre mir am liebsten", sagt der engagierte Musiker, der hofft, auch künftig ohne Agentur auskommen zu können.

 Amelie Müller

Amelie Müller

Foto: Matthias Stutte

Mezzosopranistin Manon Blanc-Delsalle, die - neben diversen anderen Rollen - sogar als Niklas ("Hoffmanns Erzählungen") auf der großen Bühne Erfolge feierte, steht erst am Anfang ihres Masterstudienganges, ebenfalls an der Kölner Musikhochschule. Sie hat sich dafür ein sehr anspruchsvolles Thema ausgesucht: die Interpretation neuer Musik. Ihr Mentor ist Professor Kai Wessel, den meisten eher als Countertenor bekannt. Doch sein zweiter Schwerpunkt ist die moderne Musik. An der "Musikalischen Komödie Leipzig" gastiert die Sängerin demnächst in der Gilbert-und-Sullivan- Operette "Die Piraten von Penzance", und an der Oper Bonn ist sie in einer konzertanten Aufführung von "Julius Cäsar" (Georg Friedrich Händel) zu erleben. Dass ihr Barockmusik sehr liegt, stellte sie überzeugend mit der glänzend gemeisterten Partie der Juno in der umjubelten Opernstudio-Produktion "The Gods must be crazy" unter Beweis. Überhaupt möchte Manon Blanc-Delsalle trotz der intensiven Arbeit an der Hochschule gerne immer wieder auf der Bühne stehen. "Es gibt auch die Möglichkeit, ein Urlaubssemester zu bekommen, wenn eine Anfrage für eine interessante Rolle ansteht", erläutert die junge Französin. Der Kontakt zum Niederrhein soll erhalten bleiben, und spätestens am zweiten Adventssonntag (Jubiläumskonzert des Rheydter Madrigalchores) und am Karfreitag nächsten Jahres (Mozart-Requiem mit der Kantorei der evangelischen Hauptkirche) wird die Mezzosopranistin zumindest wieder in Mönchengladbach-Rheydt zu hören sein. Der Tenor James Park, der während seiner Opernstudiozeit in zehn ganz unterschiedlichen Rollen auf der Bühne zu erleben war (u. a. als Freddy in "My Fair Lady", als John in "Wär nur die Sehnsucht nicht zu groß", als Jupiter in "The Gods must be crazy" und als Bob Boles in "Peter Grimes"), hat an der Robert-Schumann-Musikhochschule Düsseldorf gerade seinen Bachelor-Studiengang abgeschlossen. Demnächst ist der Schüler von Professor Konrad Jarnot für die Neuinszenierung der selten aufgeführten Oper "Bianca e Fernando" von Vincenzo Bellini für die Rolle des Uggero in St. Moritz engagiert. Diese Produktion wird anschließend auch in Interlaken aufgeführt. James Park wird dennoch der Region treu bleiben. Im Oktober steht ein Benefiz-Konzert in Krefeld an (gemeinsam mit der letztjährigen Opernstudio-Absolventin Lisa Katarina Zimmermann), und in Solingen ist Park für die kaum einmal zu hörende Messe D-Dur von Otto Nicolai verpflichtet. Auch er wirkt mit beim Madrigalchor-Konzert (Mozart - "Vesperae solennes de confessore"), außerdem ist er der Tenor-Solist beim "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach am 17. Dezember in der evangelischen Hauptkirche Rheydt.

 James Park

James Park

Foto: Matthias Stutte

In der Rheydter Wohnung von Amelie Müller stehen zur Zeit Umzugskartons. Die Sängerin mit dem glitzernden, höhen-und koloraturverliebten Sopran zieht wieder in ihre Heimatstadt Berlin. Nachdem sie es in ihrer Opernstudiozeit zu drei umjubelten Hauptrollen auf der großen Bühne gebracht hat (Olympia in "Hoffmanns Erzählungen", Rosina in "Barbier von Sevilla"; Oscar im "Maskenball") und vor Kurzem noch beim Internationalen Festival Kammeroper Schloss Rheinsberg gastierte, wird die Joachim-Fontheim- und RP-Oscar-Preisträgerin demnächst zu einem Gastengagement nach Zwickau reisen. Am dortigen Theater wird sie in 18 Vorstellungen als Ottilie in Benatzkys "Weißem Rössl" zu erleben sein, an der Seite von Opernstudioabsolvent Sebastian Seitz (als Oberkellner Leopold), der kürzlich in Zwickau sein erstes Festengagement angetreten hat. Dort werden Müller und Seitz im November auch die Solisten im Deutschen Requiem von Johannes Brahms sein. Anschließend steht für die Sopranistin ein Rameau-Konzert in Eisenach an, geleitet von Andreas Fellner, der in der Stadt unterhalb der Wartburg zum Generalmusikdirektor avanciert ist. In Rheydt ist Amelie Müller spätestens wieder am Karfreitag 2017 in der Hauptkirche zu hören.

(RP)
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