Prekäre Verhältnisse Viele Krefelder arbeiten in Vollzeit für weniger als 2344 Euro brutto

Krefeld · Jeder sechste Beschäftigte in Vollzeit arbeitet in Krefeld im Niedriglohnsektor. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten will im kommenden Jahr ein Lohn-Plus von mindestens zehn Prozent erstreiten.

 Viele Krefelder arbeiten im Niedriglohnsektor.

Viele Krefelder arbeiten im Niedriglohnsektor.

Foto: epd/Steffen Schellhorn

Jeder sechste Krefelder in einer Vollzeitbeschäftigung wird mit weniger als 2344 Euro brutto im Monat entlohnt. Der Betrag stellt die offizielle Schwelle zum Niedriglohnsektor dar. „Sie müssen sowieso schon jeden Cent zweimal umdrehen, aber explodierende Lebenshaltungskosten bringen sie jetzt endgültig ans Limit: In Krefeld arbeiten rund 10.400 Menschen zum Niedriglohn“, informierte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Die Arbeitnehmervertreter  berufen sich auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach liegen 17 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten in Krefeld beim Einkommen unter der amtlichen Niedriglohnschwelle von besagten 2344 Euro brutto im Monat. „In Restaurants, Hotels, Bäckereien und Metzgereien arbeiten besonders viele Menschen zu Mini-Löhnen. Die rasant steigenden Preise für Energie und Lebensmittel treffen sie mit voller Wucht“, sagt Claudia Hempel. Für die Geschäftsführerin der NGG-Region Krefeld-Neuss ist es deshalb jetzt nötig, „Lohn-Täler anzuheben“. Ziel sei es, möglichst viele Beschäftigte in Krefeld von einem „kräftigen Lohn-Plus“ profitieren zu lassen.

Die NGG habe sich deshalb für 2023 vorgenommen, eine kräftige und dauerhafte Erhöhung der Löhne durchzusetzen – bei Tarifverhandlungen für ganze Branchen genauso wie bei Haustarifverträgen mit einzelnen Betrieben. „Denn die Verbraucherpreise werden oben bleiben. Ziel ist es deshalb, die Einstiegslöhne auf mindestens 13 Euro pro Stunde anzuheben“, macht NGG-Geschäftsführerin Claudia Hempel klar.

Neben notwendigen, dauerhaft höheren Löhnen und Gehältern werde sich die NGG Krefeld-Neuss zusätzlich auch für die kurzfristig wirksame Inflationsausgleichsprämie stark machen. „Bis zu 3000 Euro ohne Steuern und ohne Abgaben sind ein gutes und zusätzliches Instrument, das die Bundesregierung den Unternehmen an die Hand gegeben hat, um Beschäftigten über die ‚Klippen der Krise‘ zu helfen“, so Hempel.

„Vom Einkauf im Supermarkt bis zum Haarschnitt beim Friseur – überall wird es teurer. So teuer, dass sich gerade Geringverdiener viele Dinge des täglichen Bedarfs nicht mehr leisten können“, warnt Hempel. Eine Bäckereifachverkäuferin habe schon in normalen Zeiten Schwierigkeiten, mit ihrem Geld bis zum Monatsende klarzukommen. „Deshalb brauchen Geringverdiener gerade jetzt einen Extra-Lohn-Schub.“ 

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