Krefeld Viel Spaß mit Tom und Huck

Krefeld · René Linke erzählt Mark Twains Abenteuergeschichte von Tom Sawyer und Huckleberry Finn aus der Perspektive zweier Wanderschauspieler. Bei der Premiere im Kreschtheater gab es begeisterten Applaus.

 Mississippi in der Fabrik Heeder: Helge Fedder (rechts) und Angelo Enghausen-Micaela sind fahrende Schauspieler, die die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn darstellen.

Mississippi in der Fabrik Heeder: Helge Fedder (rechts) und Angelo Enghausen-Micaela sind fahrende Schauspieler, die die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn darstellen.

Foto: Thomas weinmann

Auf dem runden Drehpodest auf der Heederbühne ist vor den bunten Lappen alles aufgebaut, was die Geschichte braucht: Friedhof und Gerichtssaal, Floß und Höhle. "Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn" nach Motiven von Mark Twain hat René Linke für Kresch neu bearbeitet.

Helge Fedder und Angelo Enghausen-Micaela sind die beiden Lausbuben vom Mississippi, aber erst später. Erst einmal präsentieren sie sich als fahrende Schauspieler, mimen den letzten französischen Dauphin und den Herzog von Bridgewater, wollen aber weder Moby Dick und Kapitän Ahab sein noch Romeo und Julia. "Willkommen in der Welt von Mark Twain", sagen sie dann, erzählen vom Leben des amerikanischen Dichters Samuel Longhorne Clemens, und was sein Pseudonym Mark Twain in der Lotsensprache bedeutet (zwei Faden Wassertiefe).

Als Tom und Huck sind die beiden Männer großspurige und ängstliche Jungs, schwänzen lieber die Schule und üben zu pfeifen. Auf dem Friedhof beobachten sie den Mord an einem Doktor, aber Muff Potter, der dafür ins Gefängnis muss, war nicht der Täter. Mit Mützen, Jacken und falschen Zähnen schnell wechselnd verkörpern beide Schauspieler alle Rollen, auch den schrecklichen Indianer-Joe. Der war nämlich der Mörder, die Jungen wissen es und trauen sich vor Gericht auszusagen.

Das läuft alles mit viel Turbulenz und Gerenne ab, wird mit großer Gestik und wild chargierend vorgetragen. Es gibt eine "Seeschlacht" und ein "Pistolen-Duell", es wird pantomimisch eine Fliege gefangen und die beiden Schauspieler geraten sich in die Haare.

Tom und Becky verlaufen sich noch in einer Höhle, sogar geküsst wird im Dunkeln. Als sie endlich befreit werden, haben sie auch den Schatz gefunden. "Nie mehr arbeiten" wollen sie mit dem Geld, wissen aber auch und belehren die Zuschauer: "Abenteuer kann man nicht kaufen." Es wird zwar noch der Zaun von Tante Polly gestrichen, aber dann geht es aufs Mississippi-Floß. "Grüßt Eure Eltern", wird am Ende den Zuschauern aufgetragen, unter denen sich bei der Premiere einige Kinder befinden.

Eine unterhaltsame Stunde erlebten alle, eine Geschichte zweier "Abenteurer", die auch heute noch gegen Kindererziehungsnormen verstößt. Regisseur Helmut Wenderoth hat die Geschichte als bewegungsreiches Spektakel inszeniert, nicht alle Gags sind auf kindlichem Niveau. Aber die beiden Akteure lassen sich mit Hingabe auf Verkleidung und Rollenwechsel ein, der ihnen anzusehende Spaß wirkt ansteckend. Das Publikum wird zu spontanem Zwischenbeifall animiert und applaudiert am Ende begeistert.

(pen)
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