Kr Wie Krefeld Vermeulen, Meyers Familie und die FDP

Krefeld · Der Kandidat der CDU hat in einer Podiumsdebatte gegen seine eigene Strategie verstoßen und Frank Meyer persönlich angegangen. Die FDP rückt nun von ihm ab.

Peter Vermeulens Wahlkampf steht unter keinem sonderlich glücklichen Stern. Er hat bei einer Podiumsdiskussion hervorgehoben, dass SPD-Kandidat Frank Meyer "keine Familie" hat, und damit den Unmut des Publikums auf sich gezogen. Zu Recht. Es gibt eine Million Gründe, warum jemand unverheiratet und kinderlos lebt; sie können banal oder tragisch sein, sind aber auf jeden Fall tief privat - und sie sagen nichts über Wert und Würde oder den politischen Habitus eines Menschen aus. Dies in den Wahlkampf zu ziehen, ist grenzwertig.

Das Seltsame ist: Vermeulen hat damit gegen seine eigene Strategie verstoßen, den Gegner eben nicht dadurch zu mobilisieren, dass man ihn scharf angreift. Genau das passiert jetzt. SPD und Grüne greifen aus der komplexen Debatte zwischen Meyer und Vermeulen, in der viele Sachfragen eine Rolle spielten, genau diesen Punkt heraus. Ironie dabei: Vermeulen hat selbst den Fokus auf eine Stilfrage gelenkt - und weg von seinem eigentlichen Pfund im Wahlkampf: als ehemaliger Unternehmer wirtschaftlich zu denken und als Verwaltungsdezernent echte Führungserfahrung zu haben.

Daneben stellt sich eine bislang unbeachtete Frage: Was ist eigentlich mit der FDP? Die Freidemokraten müssten natürliche Verbündete Vermeulens sein. Die Liberalen halten aber sorgsam Abstand zu ihm. Das ist mindestens irritierend. Immerhin steht Vermeulen eher für die Ziele der FDP als Meyer. Sie fordert am vehementesten Veränderungen in der Verwaltung. Ob dies mit Meyer zu machen ist? Zwar redet SPD-Fraktionschef Hahnen gerne vom "Abbau von Doppelstrukturen" - doch hat sich die SPD oft die stets beharrenden Positionen des Personalrates zu eigen gemacht. Meyer wird also, sollte er OB werden, in Sachen Verwaltung eine strukturkonservative SPD im Rücken haben. Veränderungen sind wohl eher mit Vermeulen zu haben.

Dennoch will FDP sichtlich nicht für Vermeulen in die Schlacht ziehen. Sie denkt offenbar schon an die Zeit danach: Lieber jetzt auf keiner Seite stehen, um nach der Wahl offen zu sein für den Sieger. Eine bittere Facette für Vermeulen: Er bräuchte die Liberalen jetzt - und an der Wahlurne.

(RP)
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