ÖPNV Wenn Busfahrer sich verfahren

Serie | Krefeld · Seit sieben Jahren arbeitet Muzaffer Oezkan als Bus- und Bahnfahrer für die SWK. Warum er sich ab und zu verfährt, was seine Lieblingsstrecke ist, warum er manchmal Ehrenrunden um den Friedrichsplatz fahren muss und wie das mit der Toilettenpause funktioniert, erzählt er.

Tagsüber fährt Oezkan lieber den Bus, nachts genießt er die Ruhe in seiner Kabine der Bahn. Eine Lieblingslinie hat er auch. Seinen Job macht er gerne und kann sich vorstellen, ihn bis zur Rente auszuüben.

Tagsüber fährt Oezkan lieber den Bus, nachts genießt er die Ruhe in seiner Kabine der Bahn. Eine Lieblingslinie hat er auch. Seinen Job macht er gerne und kann sich vorstellen, ihn bis zur Rente auszuüben.

Foto: Sven Schalljo

Wenn Muzaffer Oezkan von seinem Leben als Bus- und Bahnfahrer bei den Stadtwerken Krefeld (SWK) erzählt, dann ist spürbar: Er hat viel Freude an seinem Job. Das ist auch daran zu merken, dass er sich als Ausbilder gemeldet hat und gern für Sonderdienste bereit steht. Der 47 Jahre alte gebürtige Krefelder weiß zu schätzen, was ihm der Beruf bietet. „Natürlich ist es kein normaler ‚Nine to Five-Job‘. Wir haben Schichtdienste, arbeiten am Wochenende, an Feiertagen oder in der Nacht“, sagt er. Zufrieden ist er trotzdem.

„Ich habe früher andere Dinge gemacht. Zunächst hatte ich eine Videothek und war 15 Jahre lang selbstständig. Dann habe ich bei DPD beziehungsweise bei einem ihrer Systempartner gearbeitet. Das war aber auch nicht, was ich mir vorstellte, und so bin ich mit meiner Familie in die Türkei ausgewandert. Dort war ich aber auch nur ,der Ausländer‘ und so sind wir nach einem Jahr zurückgekommen.“ Beim Arbeitsamt habe man ihn gefragt, was er sich vorstellt. „Ich wollte mit Menschen arbeiten, raus kommen und nicht nur im Büro sitzen. Da ich auch einen Lkw-Schein hatte, schlug man mir die SWK vor. Da ich auch Bekannte hatte, die hier arbeiten und nur Gutes erzählt haben, habe ich mich beworben und bin seitdem total zufrieden“, erzählt er. Das sei sieben Jahre her.

Quereinsteiger wie er stellen das Gros der Fahrer und Fahrerinnen der SWK, wie der Betriebsleiter SWK Mobil, Stefan Fuchs, erzählt. Oezkan sei dabei aber ein besonders engagierter und zuverlässiger Angestellter. Der Gelobte selbst freut sich einfach, Teil der SWK-Familie zu sein. Früh aufstehen sei seine Sache nicht. „Darum habe ich mich einfach für die Spätdienste gemeldet. So beginne ich meist um 14 Uhr. Los geht es immer am Hauptbahnhof. Dort ist auch unser Pausenraum. Ich checke generell den Dienstplan, ob ich abends die Bahn oder den Bus ins Depot fahre, oder am Bahnhof auch übergebe. Normalerweise komme ich hier ins Depot und fahre per Bahn zum Bahnhof. Dort habe ich dann mehrere Touren bis zum Feierabend. Ein Arbeitstag dauert üblicherweise acht Stunden“, erzählt er.

Die Routen für alle Touren habe er im Kopf. Kommt es auch mal vor, dass er sich verfährt? „Natürlich. Wir sind alle Menschen“, sagt er. „Zum Beispiel direkt am ersten Tag. Ich war noch nervös und fuhr die 057. An der Pestalozzistraße dachte ich: ‚Musst Du hier rein? Nein, so eng war das nicht. Die nächste.‘ Nun, die nächste Straße war eine Einbahnstraße und ich musste einmal rum fahren“, erzählt er grinsend. Ein Problem sei es nicht gewesen. „Ich habe dann die Leitstelle angefunkt. Die haben mir sofort den Stress genommen und gesagt, ich solle einmal um den Block fahren. Ich habe nicht einmal eine Haltestelle ausgelassen“, erzählt er.

Auch heute komme es manchmal vor. „Ich hatte erst kürzlich dreimal die 057 und dann die 052 und bin vom Ostwall falsch abgebogen. Eine Frau, die sehr regelmäßig mitfährt und mich auch mit Vornamen kennt, kam vor und sagte: ,Hey, Du bist da falsch gefahren.‘ Ich habe bei der nächsten Möglichkeit gewendet und hatte nur eine kleine Verspätung. Dann gibt man in der Leitstelle Bescheid und das war es“, sagt er. Auch mit der Bahn komme es vor, dass Weichen falsch schalten. „Das ist dann etwas aufwendiger. An der Rheinstraße zum Beispiel muss man über die Philadelphiastraße zum Bahnhof und wieder über den Ostwall. Zurücksetzen geht nicht“, sagt er.

Ob er eine Lieblingslinie hat? „Die hat jeder Fahrer. Ich mag zum Beispiel die 052. Da kommt man raus, über die Felder nach Moers. Das ist landschaftlich schön. Ich mag auch die NE8, den Nachtexpress zur 058. Mit der Bahn sind es die 041 und 044, die ich gern fahre“, erzählt er. Und wie ist es mit Bus oder Bahn? Was fährt er lieber? „Das kommt auf die Tageszeit an. Tagsüber ist es der Bus. Mit der Bahn auf vollen Straßen hängt man oft hinter Autos. Auf der Kölner Straße zum Beispiel. Mit dem Bus kann man auch mal etwas umfahren. Nachts fahre ich lieber Bahn. Das ist so schön ruhig, man ist in ohnehin leeren Bahnen im Fahrerhaus für sich. So gern ich mit Fahrgästen in Kontakt bin, auch das hat seinen Reiz“, sagt er.

Auch die Fahrten nach Spielen der Pinguine mag er sehr. „Zunächst kann man auch mal früher da sein und noch etwas vom Spiel schauen. Ich bin zwar kein Fan, aber das ist schon eine tolle Abwechslung. Ansonsten kann man, auch wenn man nicht da war, den Endstand an den Fans ablesen. Nach Siegen sind sie euphorisch und singen. Nach Niederlagen ist es sehr still“, sagt er und lacht. Wichtig sei der Friedrichsplatz. „Die Fans wollen nach Siegen Ehrenrunden. Für jeden Treffer Differenz muss man einmal um den Friedrichsplatz fahren. Das gehört dazu und ich mache es gern. Die Fans freut es und wir haben ja auch keinen Fahrplan. Warum sollte man es nicht tun?“, fragt er.

Wochenenddienste seien generell auch unkritisch. „Klar verpasst man mal etwas. Aber die Disposition tut auch, was sie können, um Dienste zu tauschen. Das geht nicht immer, aber dafür haben wir die Pläne auch ein Jahr im Voraus“, sagt er.

Doch wie ist es mit Toilettengängen? „Ich kann natürlich nicht einfach aussteigen. Das war aber nie nötig. Mein Körper ist daran gewöhnt. Und ich trinke wenig Kaffee und nur Wasser, wenn ich Durst habe. Bislang hat es immer bis zur Pause gereicht“, sagt er. Hat er seinen Traumberuf gefunden? Oezkan überlegt kurz. „Generell ist es ein toller Job, den ich jedem empfehlen kann. So gern ich raus komme, heute wären ein paar Tage Büro auch toll. Wenn ich das hätte, wäre es wirklich ein Traumberuf“, sagt er. Vielleicht ist das sogar in Zukunft darstellbar. Muzaffer Oezkan jedenfalls ist glücklich bei den SWK und möchte als Bus- und Bahnfahrer in Rente gehen.

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