Krefeld Verein Kunst und Krefeld stellt neue Stücke von Macke, Huhnen und Pigalla aus

Krefeld · Über eine ganze Reihe hochwertiger neuer Objekte in seiner Sammlung freut sich am Ende dieses Jahres der Verein "Kunst und Krefeld" und teilt seine Freude mit dem Publikum in der Ausstellung "Neuzugänge" in den Räumen der "Alten Post" an der Steinstraße.

Neue Schätze für den Verein Kunst und Krefeld: Von Ludwig Zaiser (1882 - 1973) und seiner Tochter Waltraud Zaiser (1921 - 1992) - beide wirkten als Dozenten an der Werkkunstschule - sind Zeichnungen und ein Ölbild auf dem Umweg über eine Familie gekommen, bei der Waltrauds kleine Schwester während des Zweiten Weltkriegs ein sicheres Zuhause fand. Ein einzelnes Landschaftsgemälde von Wilhelm Ludger Brandenberg (1889 - 1975), betitelt "Am Hülser Berg" kam - ganz modern - über Ebay ins Haus, ebenso eine Vase von Uwe Rast (1931 - 2009). Eine große, zehn Kilo schwere Vase stammt von Karl-Heinz Modigell (1921 - 2015). Mehrere kleine plastische Stücke von Josef Hehl (1885 - 1953) und Gertrud Schwarze-Wiedemann (1915 - 1977) zieren eine Vitrine. Jürgen Gansweid (geb. 1946) und seine zwar farbenfrohen, in der Wiederholung geometrischer Formen aber monotonen, zu ihrer Zeit allerdings avantgardistisch zu nennenden grafischen Arbeiten sind momentan nur als Kataloge zu sehen.

Auch "neue" Arbeiten von großen Stars der Krefelder Kunstgeschichte haben 2016 Eingang in die Sammlung gefunden. August Pigulla (1923 - 2016), einer der herausragenden Glaskünstler, die als Meisterschüler des über seine Zeit hinaus prägenden Gustav Fünders (1903 -1973) aus der Werkkunstschule hervorgingen, ist mit einer Reihe gezeichneter oder als Modelle gebauter Arbeiten zu sehen. Ein rechter Bastler sei er gewesen, erzählt die Fünders-Enkelin Betina Hahn, die gemeinsam mit Dr. Beatrix Vater-Dobberstein die Ausstellung kuratierte. Zu den Prachtstücken der aktuellen Show zählt ein aus Holz und Glas gefertigter, circa zwei Meter breiter und knapp einen Mater hoher Entwurf einer Fassade, von der bis dato niemand zu sagen weiß, für welches geplante Gebäude sie erdacht worden ist. Den einzigen Hinweis liefert vielleicht der Reichsadler, der - zwischen geometrischen Variationen - den querlaufenden Mittelstreifen der Fassade ziert. Es könnte sein, dass sich des Rätsels Lösung in einer bislang noch nicht vollständig gesichteten Mappe des erst jüngst verstorben Künstlers verbirgt.

Ein Schüler des unvergessenen Jan Thorn Prikker war Helmuth Macke (1891 - 1936), Cousin von August Macke, der von einem tödlichen Unfall auf dem Bodensee mitten aus seinem Schaffen gerissen wurde. Die beiden unbetitelten Zeichnungen zeigen zwei unbekannte Sitzende und sind gleich in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Glücksfall nicht nur für den Verein, sondern für die ganze Stadt. Zum einen ist der gesamte Nachlass des Künstlers während der Bombardements auf Krefeld im Kriegsjahr 1943 verbrannt, was den Wert der erhaltenen Werke zusätzlich steigert. Zum zweiten wurden die Arbeiten zunächst dem August-Macke-Haus in Bonn angeboten, wo man sie aber nicht haben wollte. So gelangten sie schließlich als Schenkung in die Heimatstadt des Künstlers. Damit hat der Verein erstmals auch Werke von Helmuth Macke in seinem Bestand.

Mehrfach vertreten dagegen und immer wieder ein Genuss ist das dEuvre von Fritz Huhnen (1895 - 1981). Nicht nur für seine Bühnenbilder, seine literarisch inspirierten Darstellungen, seine Bildergeschichten zum Krefelder Zeitgeschehen und sein berühmtes Buch "Gute, Böse und Krefelder" ist er berühmt. Unermüdlich war er nicht zuletzt als Zeichner, und aus diesem Genre gibt es auch von ihm Neuzugänge in der "Alten Post" zu betrachten. Sie sind über die Familie des Glaskünstlers Franz-Josef Schiffer-Tibus in die Sammlung gelangt. Auch sie blieben unbetitelt. Zwei Blätter zeigen düstere Gruppen, die eher wie zusammengeknüllte Haufen von Gestalten wirken und gewisse Ähnlichkeiten mit Werken von George Grosz und Otto Dix aufweisen - Zeitgenossen von Huhnen, die wie er wesentlich vom miterlebten und überlebten Ersten Weltkrieg geprägt waren. Ein anderes zeigt eine alte Dame, bei der sich ein Hamburger Betrachter unweigerlich an die "Zitronenjette" erinnert fühlt, ein Hamburger Original und Pendant zum bekannteren Wasserträger Hans Hummel.

Gut zwei Dutzend Kunstwerke gibt es also wiederzuentdecken, und wer sich nicht zu viel Zeit lässt, kann die eine oder andere kleine Originalgrafik von Axel Vater günstig erwerben. Der Verkaufserlös kommt dem Verein "Kunst und Krefeld" zugute.

Alte Post, Steinstraße 7, bis Mitte Februar, mittwochs und donnerstags, 15 - 18 Uhr

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort