Krefeld Veganes kommt per Lastenfahrrad

Krefeld · Wenn das "Raedle" in Krefeld unterwegs ist, dann strahlen Gesichter. Frank Chavier hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Er kocht vegane sowie vegetarische Gerichte und fährt sie mit einem speziell angefertigten Lastenfahrrad aus.

 Für die frisch zubereiteten und appetitlich in den Gläsern angeordneten Gerichte gibt es Halterungen im Lieferfahrrad.

Für die frisch zubereiteten und appetitlich in den Gläsern angeordneten Gerichte gibt es Halterungen im Lieferfahrrad.

Foto: Lammertz Thomas

Wenn morgens früh um drei der Wecker bei Frank Chavier geht, dann fällt das Aufstehen nicht immer leicht. "Aber sobald ich in der Küche stehe, das Radio an ist, und ich mit den Kochvorbereitungen starte, dann strahle ich, und die gute Laune ist da. Es ist das Schönste, das zu tun, das man gerne macht", erzählt er mit vor Begeisterung blitzenden Augen.

Der 48-Jährige hat eine ungewöhnliche Idee umgesetzt. Im Sommer vergangenen Jahres hat er "Das Raedle" ins Leben gerufen. Der Krefelder, der gebürtig aus dem Schwarzwald kommt, kocht vegane und vegetarische Essen, die er in Einmachgläser verpackt und mit einem entsprechend umgebauten Lastenfahrrad entlang fester Routen und Standplätze ausfährt. Es gibt frisch zubereitete Essen mit regionalen und damit der Saison angepassten Produkten, es fällt kein Verpackungsmüll an, und auch der Transport ist dank Fahrrad absolut umweltschonend.

Ohne seine Frau hätte Chavier seinen Lebenstraum allerdings nicht umgesetzt. "Sie hat zu mir gesagt, die Kinder sind aus dem Haus, mach jetzt beruflich das, worauf du eigentlich Lust hast", erinnert sich der gelernte Bäcker, der für sein Leben gerne kocht. Lange überlegen musste er nicht. Die Grundidee für "Das Raedle" spukte schon seit einiger Zeit in seinem Kopf herum. Vor dem Hintergrund, dass seine Frau Veganerin ist, und er daher schon immer mit der veganen Küche konfrontiert wurde, entstand die Idee sich auf vegane und vegetarische Gerichte zu spezialisieren.

 Der Krefelder Frank Chavier, der gebürtig aus dem Schwarzwald kommt, kocht vegane und vegetarische Essen, die er in Einmachgläser verpackt und mit einem entsprechend umgebauten Lastenfahrrad entlang fester Routen und Standplätze ausfährt.

Der Krefelder Frank Chavier, der gebürtig aus dem Schwarzwald kommt, kocht vegane und vegetarische Essen, die er in Einmachgläser verpackt und mit einem entsprechend umgebauten Lastenfahrrad entlang fester Routen und Standplätze ausfährt.

Foto: Thomas Lammertz

Bevor Chavier den Sprung in die Selbstständigkeit wagte und seinen Beruf an den Nagel hängte, lief eine zweijährige Testphase. Er kochte in der heimischen Küche nicht nur für sich und seine Frau, sondern auch für Freunde. "Ich habe unendlich viele Rezepte probierte und verändert, die alle im Anschluss Probe gegessen wurden. Meine Testesser teilten mir dann mit, wie es schmeckte", erzählt Chavier.

Es war eine spannende Zeit, aus der letztendlich über 250 Rezepte herausgegangen sind. Und es werden immer mehr, denn er probiert mit Liebe und Leidenschaft neue Gerichte aus. Seinerzeit galt es eine Profiküche zu finden, in der für "Das Raedle" gekocht werden konnte, denn die heimische Küche war dafür nicht geeignet. Chavier fand über Freude die entsprechende Küche und startete im Juli 2017 mit seinem Unternehmen, nachdem er zuvor das spezielle Lastenfahrrad bestellt und für seine Bedürfnisse umgebaut hatte.

So verfügt der große Holzschrank auf dem Fahrrad nicht nur über Stauraum und Halterungen für die Einmachgläser, sondern ist auch kühlbar. Er kann zudem wie ein kleiner Verkaufsstand aufgeklappt werden. "Ich war sehr gespannt, ob meine Idee angenommen werden würde", berichtet der 48-Jährige. Doch darum hätte er sich keine Sorgen machen müssen. Seine frisch zubereiteten und appetitlich in den Gläsern angeordneten Gerichte kamen mehr als nur gut an. Innerhalb kürzester Zeit gab es einen festen Kundenstamm, angefangen von Firmen bis hin zu Arztpraxen. Das vegane und vegetarische Essen, das nur kurz in der Mikrowelle aufgewärmt werden muss, ist der Renner. Die Nachfrage ist derzeit so groß, dass Chavier gar nicht überall mit seinem "Raedle" auftauchen kann. "Ich möchte nicht von meiner Geschäftsidee, bezahlbares gesundes Essen, das ohne Verpackungsmüll auskommt und das per Muskelkraft ausgeliefert wird, abkommen. Vielleicht eine Hilfe für die Küche, aber größer möchte ich im Moment nicht werden", sagt er. Zumal er auch seine Übergangsküche verlassen hat und zukünftig in der Küche der "Braunen Krake" auf dem Westwall kocht, wo es seine Gerichte dann auch vor Ort direkt gibt. Pro Woche stehen zwei Gerichte zur Auswahl. Aktuell sind es ein Zitronenquinoa mit Rosenkohl und Mandelblättchen sowie Chicorée mit Paprika geröstet an Kartoffelstampf. Wenn sein Spezialfahrrad voll beladen ist, dann kurvt Chavier mit rund 200 Kilogramm Gewicht auf seinen festen Routen durch Krefeld, macht Station an seinen Standorten und verkauft.

(RP)
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