Frau des Krefelder CDU-Fraktionschefs Ursula Fabel: "Mich haben schon manche Dinge verletzt"

Krefeld · Ursula Fabel, Ehefrau des langjährigen CDU-Fraktionschefs, berichtet über Konflikte, Verletzungen und wie sie ihren Mann kennengelernt hat.

Ursula Fabel sagt: "Bis heute empört es mich, wenn die Kinder mit in Auseinandersetzungen hineingezogen werden."

Ursula Fabel sagt: "Bis heute empört es mich, wenn die Kinder mit in Auseinandersetzungen hineingezogen werden."

Foto: Lothar Strücken

Wie haben Sie Ihren Mann eigentlich kennengelernt?

Ursula Fabel Auf dem Hof meiner Eltern. Ich habe gerade lauthals mit einem Metzger geschimpft, als Wilfrid mit meinem Bruder ankam und die Szene zufällig mitanhörte. Er sagte dann zu meinem Bruder: Die hat aber Haare auf den Zähnen. Später hat er mich eingeladen, mit ihm auszugehen. Ich weiß noch, wie ich dachte: Diesen Eindruck — den kannst du nicht auf dir sitzenlassen.

Als Sie ihren Mann 1970 kennenlernten, da war er gerade Ratsherr geworden. Sie haben also das komplette politische Leben Ihres Mannes begleitet. War es auch eine Last, Politiker-Ehefrau zu sein?

Ursula Fabel Ja klar. Auch für die Kinder.

Inwiefern die Kinder?

Ursula Fabel Mein Sohn und meine Tochter sind auf das Moltke-Gymnasium gegangen. Es gab Vorfälle in der Schule, die ich nicht anders als Anfeindungen bezeichnen kann. Politische Debatten aus der Kommunalpolitik wurden teils im Unterricht fortgesetzt. Am schlimmsten war eine Auseinandersetzung mit einer Lehrerin, die bei den Grünen war und in der Klasse meiner Tochter meinen Mann angegangen ist.

Sie haben interveniert?

Ursula Fabel Nein, das wollte sie selber durchstehen. Sie war 16 und hat sich beim Direktor beschwert. Danach ist es zu einer Aussprache gekommen. Meine Tochter hat das auch deshalb durchstehen können, weil sie sehr gut in der Schule war und später als Jahrgangsbeste mit 1,0 ihr Abitur gemacht hat, übrigens ebenso wie unser Sohn, der ein Jahr später ebenfalls als Jahrgangsbester mit 1,0 das Abitur gemacht hat. Bis heute empört es mich, wenn die Kinder mit in Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Das hat Wilfrid bei anderen nie gemacht.

Sie hatten stets auch mit einem öffentlichen Bild von Ihrem Mann zu tun. Er galt seinen Gegnern als Polarisierer. Gibt es den ganz anderen privaten Wilfrid Fabel?

Ursula Fabel Aus meiner Sicht natürlich, und auch unsere Kinder kannten ihren Vater anders, als es das öffentliche Bild in der Zeitung vermittelte. Es war nicht einfach für uns, auch nicht für meine Kinder, wenn es in bestimmten Auseinandersetzungen plötzlich immer wieder Konflikt- oder Negativ-Schlagzeilen gab. Wilfrid ist ein Familienmensch. Als ich während meiner zweiten Schwangerschaft ins Krankenhaus musste, hat er meine Tochter in jede Sitzung mitgenommen, weil sie nicht bei ihrer Oma bleiben wollte. Und er hat immer versucht, so nach Hause zu kommen, dass er die Kinder abends noch sieht. Was er gern und viel gemacht hat, war Kasperle-Theater spielen.

Gleichwohl war er oft weg, und Sie haben oft auf ihn verzichten müssen.

Ursula Fabel Ja, das stimmt schon. Oft genug gab es Wochen, in denen er nur an zwei Tagen zu Hause war. Ich habe daraus die Konsequenz gezogen und nur halbtags gearbeitet, damit ich zu Hause sein konnte.

Sie sind Kinderärztin. Haben Sie je erwogen, eine eigene Praxis zu gründen?

Ursula Fabel Nein, aus den genannten Gründen. Als praktizierende Kinderärztin müssen Sie rund um die Uhr für die Patienten da sein. Meine Familie hat mich aber zu Hause gebraucht.

Haben Sie Ihrem Mann in scharfen Auseinandersetzungen auch schon mal gesagt: Halt dich doch zurück.

Ursula Fabel Ja, das gab es schon. Aber man muss auch sehen, dass er viel Prügel einstecken musste, die einfach unfair war. Er hat sich oft schützend vor andere gestellt und das Feuer auf sich gezogen.

Ist es Ihnen gelungen, diese Konflikte von zu Hause fernzuhalten?

Ursula Fabel Ich glaube, dass das meinem Mann schon gelungen ist. Ich konnte das nicht so einfach abschütteln, weil ich vieles einfach unfair fand.

Ihr Mann wirkte öffentlich nie sonderlich verletzt.

Ursula Fabel Das kann schon sein. Er hat es jedenfalls nie gezeigt. Mich haben aber schon manche Dinge verletzt. Ich hab es manches Mal so erlebt: Die wollen dich stürzen und kleinmachen. Ich habe mir dann auch einen Freundeskreis fernab der Politik gesucht. Und es hat mich auch oft wütend gemacht, dass die Leute einfach draufgehauen haben, ohne im Mindesten die Leistung und den Einsatz meines Mannes zu sehen. Er war acht Jahre lang ehrenamtlich Geschäftsführer des KEV. Was glauben Sie, was das für eine Arbeitsbelastung war? Und den Köpa heute als Fabel-Palast zu verunglimpfen, ist einfach ungerecht. Der Bau ist damals mit den Stimmen der SPD beschlossen worden; heute tun die so, als ob das sein Privatvergnügen gewesen wäre.

Gab es einen Tiefpunkt?

Ursula Fabel Ja, das war der Prozess gegen meinen Mann mit der Hausdurchsuchung im Jahr 2005. Das war schlimm, wie ein Verbrecher behandelt zu werden. Die haben alles durchwühlt und sogar Fotoalben mitgenommen und daraufhin durchgesehen, ob sich Fotos fanden, auf denen er mit anderen Beteiligten zu sehen war. Ich habe mich damals komplett aus dem ganzen Politikbereich zurückgezogen und jeden Kontakt dazu vermieden, vor allem zu den politischen Gegnern meines Mannes.

Glauben Sie, dass Ihr Mann in ein Loch fällt, wenn demnächst die Politik wegfällt?

Ursula Fabel Nein, ich glaube nicht. Er betreibt weiter seine Kanzlei, und das ist auch gut so. Außerdem werden wir reisen, wir spielen zusammen Golf. Ich habe keine Sorge, dass wir uns langweilen.

Wer hat das bessere Handicap?

Ursula Fabel Ich.

Kann Ihr Mann sich im Haushalt bewegen oder sind ihm die Dinge des Tages fremd?

Ursula Fabel Nein, er kocht zum Beispiel gerne und auch sehr gut. Bei uns ist es Tradition, dass er das Weihnachtsmenue kocht.

Wenn eines Ihrer Kinder in die Kommunalpolitik gehen wollte, würden Sie abraten?

Ursula Fabel Nein, wenn das jemand möchte, dann muss er es wissen, und dann ist das eben so. Aber es hat seinen Preis. Das muss man auch wissen.

JENS VOSS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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