Krefeld Uraufführung aus Nigeria

Krefeld · In seiner Heimat hätte der nigerianische Regisseur Nicholas Monu das Stück nie aufführen können: "Hagel auf Zamfara" von der nigerianischen Autorin Sefi Atta behandelt die Scharia. Die Uraufführung ist Dienstag in Krefeld.

 Nicholas Monu war das erste afrikanische Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne.

Nicholas Monu war das erste afrikanische Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne.

Foto: Thomas lammertz

Nicholas Monu glaubt an die Kraft von Theater. "Theater muss Geschichten von Menschen erzählen, damit es die Zuschauer erreicht. Dann ist es egal, wo ein Stück spielt." Darauf setzt er, wenn am Dienstag ein Stück aus seiner Heimat in der Fabrik Heeder uraufgeführt wird: "Hagel auf Zamfara". Und er hofft, "dass das Publikum versteht, dass wir kein Islam-feindliches Stück zeigen, sondern ein menschliches Schicksal, fast eine epische Tragödie."

Es geht um die Scharia. Dass die religiösen Gesetze des Islams nach dem iranischen Stück "Bahman Bagdad" auch in der zweiten Produktion der Reihe "außereuropäisches Theater" im Mittelpunkt steht, ist Zufall, sagt Dramaturg Martin Vöhringer. "Aber es zeigt, dass es ein wichtiges Thema der Zeit zu sein scheint."

In "Hagel auf Zamfara" wartet eine Frau in einer Zelle auf ihre Steinigung. Sie ist zu Unrecht des Ehebruchs beschuldigt und von der Scharia zum Tode verurteilt worden. Sie könnte das Missverständnis aufklären, doch sie schweigt. Denn der Mann, von dem sie ein Kind erwartet, ist ihr Ehemann, der sie im Alkoholrausch vergewaltigt hat und sich nicht mehr daran erinnert.

Sefi Atta hat die Geschichte geschrieben, zunächst als Kurzgeschichte, später als Drei-Personen-Stück, als 2000/20001 in der nordnigerianischen Region Zamfara das Scharia-Gericht wieder eingeführt wurde, das Verstöße gegen die Glaubenslehre des Islam ahnden kann: Diebstahl mit dem Abhacken der Hand, Ehebruch mit Steinigung. Zuvor galt dort ausschließlich die Rechtsprechung nach britischem System.

Dieser Rückschritt hat Atta beschäftigt. Aber sie hat den politischen Stoff literarisch aufgearbeitet. "Es ist ein faszinierendes Stück mit sehr viel Tiefe. Man muss den Mikrokosmos sehen, mit den Figuren fühlen, um dann den Makrokosmos zu verstehen", sagt Monu. In Zamfara hat es bisher keine Vollstreckungen von Scharia-Urteilen gegeben.

Das Stück ist literarische Fiktion. Und Monu betont: "Ich bin kein Gegner des Islam. Ich finde, es ist eine wunderbare Religion, zu der ein großer Teil meiner Familie gehört. Aber ich habe ein Problem mit der politischen Seite. Und Sefi Atta als Feministin beschäftigt vor allem der Punkt, dass Frauen weniger Rechte haben als Männer."

(RP)
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