Umfrage am Niederrhein Unternehmen relativ stabil trotz Corona

Krefeld · Eine Umfrage der Commerzbank bei Unternehmern der Region ergab: Die Wirtschaft am Niederrhein behauptet sich erstaunlich gut. Hauptgrund: Die Kapitalbasis der Firmen ist im Schnitt besser als in anderen Regionen.

 Commerzbank Mönchengladbach (v.l.): Roland Pastoors, Jürgen Bauten

Commerzbank Mönchengladbach (v.l.): Roland Pastoors, Jürgen Bauten

Foto: Andreas Gruhn

Die kleinen und mittelständischen Unternehmen am Niederrhein bis zu einem Umsatz von 15 Millionen Euro kommen vergleichsweise gut durch die Corona-Krise. Das zeigt eine Umfrage, die die Commerzbank nun veröffentlicht hat. 50 Unternehmen – Kunden wie Nichtkunden des Geldinstituts – hatte die Bank im Frühherbst befragt. Dabei gaben zwar gut ein Drittel (38 Prozent) der Befragten – von Solo-Selbstständigen über Gastronomie und Einzelhandel bis zum Mittelstand war die ganze Bandbreite vertreten – an, stark oder sehr stark betroffen zu sein, das aber liegt um sechs Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt (44 Prozent).

„Wir führen das vor allem auf eine gute Eigenkapitalausstattung der Unternehmen zurück. Am Niederrhein scheinen die Selbstständigen eher nachhaltig zu agieren und Gewinne nicht sofort abzuschöpfen. Das kommt ihnen nun in der Krise entgegen“, sagt der Leiter des Unternehmenskundenbereichs Niederrhein der Bank, Roland Pastoors, zu den Gründen.

Grund für überbordenden Optimismus sei das zwar nicht – immerhin 37 Prozent dieser stark Betroffenen bezeichnen die Krise als existenzbedrohend – aber auch hier zeigten die Kennzahlen, dass die Angst oft überzogen sei. „Wir rechnen aktuell nicht mit einer großen Pleitewelle“, sagt er. Dabei gibt er allerdings zu bedenken, dass die Umfrage bis September lief und damit die zweite Welle und der aktuelle Lockdown noch nicht enthalten waren. Dennoch: Viele Unternehmen würden die Situation auch als Chance sehen. „Die Unternehmen investieren derzeit viel in Digitalisierung. Allerdings liegt das immer noch unter dem Bundesschnitt. Die Digitalisierung am Niederrhein hängt hinterher“, sagt Pastoors.

Die Unsicherheit aber fördere den Zusammenhalt, sowohl unter der Belegschaft, als auch den mit Kunden und Lieferanten. Das gaben immerhin 44 (Stärkung des Teamgeistes) beziehungsweise 52 (Bindung zu Kunden/Lieferanten) Prozent der Befragten an. Beide Zahlen liegen klar über dem Bundesschnitt. Auch Homeoffice-Lösungen und insgesamt eine gestiegene Flexibilität hält in den Unternehmen gemäß der Umfrage verstärkt Einzug.

Interessant vor allem: Personalmaßnahmen ergriffen kaum Unternehmen der genannten Gruppe. Nur acht Prozent sprachen Kündigungen aus, was dem Bundesschnitt entsprach. Zehn Prozent (Bund: elf) stellen nicht ein, 18 Prozent (Bund: 27) nutzen Kurzarbeitergeld. 60 Prozent der Unternehmen am Niederrhein nutzten keine Personalmittel (Bund: 65, Mehrfachnennungen waren möglich). Zu beachten ist allerdings, dass die Befragung auch Solo-Selbstständige beinhaltet, die per se keine Personalmaßnahmen ergreifen können.

Dennoch: Für die Angestellten am Niederrhein sind dies zunächst einmal ermutigende Zahlen. Und auch staatliche Förderung wird kaum genutzt. 52 Prozent nahmen gar keine Hilfe in Anspruch. Die doch angenommen Fördermittel lagen in der überwiegenden Zahl der Fälle (56 Prozent) unter 10.000 Euro. Dies waren in der überwiegenden Zahl Zuschüsse einer Landesförderbank (28 Prozent, leicht über Bundesschnitt von 25 Prozent) und Kurzarbeitergeld (18 Prozent gegenüber 23 Prozent im Bund).

Aus Sicht der Commerzbank sind diese Ergebnisse insgesamt positive und ermutigende Zahlen. Allerdings bliebe zu ermitteln, inwiefern sich diese heute, nach einem weiteren Monat Lockdown nebst der Aussicht auf einen solchen bis möglicherweise in den März hinein, verändert haben.

Das Thema bleibt also auch für die Banken und ihre Kredite interessant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort