Krefeld Unmut beim Thema Parkgebühren

Krefeld · Beim Talkabend "Zug um Zug" stand der Oberbürgermeister zur Finanzaffäre, zum Thema Sparhaushalt und zu seinen Plänen Rede und Antwort. Heiterkeit und Sympathie erntete Boxweltmeisterin Magdalena Dahlen, als sie sagte, sie könne jeden Mann im Saal ausknocken.

Nur Francesco Napoli singt italienisch-rockiges Liedgut, alle anderen auf der kleinen Bühne im Nordbahnhof "singen" ein Loblied auf Krefeld. Viktor Furth hat wieder zum Talk "Zug um Zug" geladen, die Gaststätte ist voll und die Gesprächspartner von Fernseh-"Helferin mit Herz" Vera Int-Veen und Kabarettist Jochen Butz sind so illuster wie plauderbereit.

Oberbürgermeister (OB) Gregor Kathstede "hat noch eine Menge" vor, fühlt sich in der Finanzaffäre exkulpiert, möchte — wenn er wiedergewählt werden sollte — in seiner dritten Amtsperiode gerne eine neue Stadthalle auf den Theaterplatz bauen und die ganze Verwaltung in der Innenstadt konzentrieren. Für das ehemalige Horten-Haus sei ein Investor gefunden, der die Fassade mit Glaselementen modernisieren und auf drei Etagen das Einkaufen möglich machen wolle. Für das Stadtbad bevorzugt Kathstede die Basar-Lösung eines Hamburger Investors, und er weiß, dass in einer von Schulden geplagten Stadt "Sparen nie Spaß macht". Beim Thema Erhöhung der Parkgebühren regt sich erkennbar Unmut bei den Zuschauern. Über einen seiner schärfsten Widersacher im Rat, den SPD-Ratsherrn Hans Butzen, sagt Kathstede, nachdem Moderator Butz diesen als "Terrier der SPD" bezeichnet hat: "Hans Butzen ist nicht der Terrier, sondern der Mops der SPD." Wichtiger Wunsch des OB: dass "die Krefelder sich mit ihrer Stadt identifizieren".

Lacher und Sympathien auf ihrer Seite hatte Magdalena Dahlen, 1985 in Danzig geborene Boxweltmeisterin (Bantam, bis 53,5 Kilo), die als Vierjährige nach Krefeld kam und hier 2006 mit dem Profiboxen begann. Kann sie jeden Mann im Saal ausknocken? "Wenn ich ihn sauber treffe, ja", sagt sie ruhig. Die "leidenschaftliche Boxerin" will ihren Titel verteidigen, aber auch ihre Ausbildung bei der Stadt beenden.

Auf die Frage, ob der Wechsel von der Düsseldorfer Zentralredaktion nach Krefeld ein "Aufstieg" gewesen sei, antwortet Jens Voß (51), seit einem Jahr Leiter der Krefelder RP-Redaktion, mit einem klaren Ja. "Es macht Spaß, jeden Tag neue Menschen zu treffen — und natürlich: Zeitung zu machen", sagt er. An Krefeld gefallen ihm vor allem die "zauberhaften Parks und Gärten". An der Innenstadt schätzt er die vielen kleinen Plätze. Generell sagt er: "Da kann man viel draus machen" und betont: Krefeld sei klar besser als sein Ruf; die Stadt könne besser vermarktet werden. Für den Bericht über Erlebnisse auf dem Jakobsweg erhält der ehemalige Moltke-Abiturient viel Beifall. "Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen woanders als hier zu wohnen", sagt SWK-Vorstand Carsten Liedtke, der über München und Essen (RWE) hierher kam. Einen "ungeheueren Wohnwert" attestiert er der Stadt, weiß um das Besondere des "Schluffs" und betont die Sicherheit in den neuen Straßenbahnen. Mit 2500 Mitarbeitern gehören die Stadtwerke zu den größten, Sponsoring in Sport und Kultur ist für ihn selbstverständlich. Dass die Krefelder weicheres Wasser bekommen sollen, registriert man freudig.

Der im Uerdinger "Schnaps-Imperium" groß gewordene Matthias Melcher war der virtuelle Titanic-Versenker in Hollywood, kam nach zehn Jahren Los Angeles wieder nach Uerdingen, um seine Kinder hier aufwachsen zu sehen — und um aus dem Dujardin-Brennerei-Komplex eine wohnwerte Immobilie zu machen. "Dass Uerdingen funktioniert" ist sein Zukunftswunsch, und dass alle wissen, dass Krefeld am Rhein liegt und dass "Nörgelei und Klüngelei" aufhören.

Kirsten Schubert, in Krefeld aufgewachsene Chefin über 9000 Mitarbeiter der Schubert-Unternehmensgruppe, wollte immer schon Managerin werden, genoss eine "maskuline Erziehung", ging auf die Marienschule, liebt schnelle Autos, malt abstrakt — und kauft, obwohl sie in Düsseldorf lebt, immer noch gern Kleidung in Krefeld.

(RP)
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