Krefeld Ungewöhnlicher Theater-Krimi um Zirkuskinder und einen Brand

Krefeld · Das Kresch Jugendtheater hat ein Theaterstück in ungewöhnlicher Form aufgeführt: als "Lecture Performance". Es ging um das Aufeinandertreffen von Zirkuskindern und "Sesshaften".

 Die Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen und haben das Skript noch in den Händen - diese Form des Theaters ist "Lecture Performance". Auf dem Foto v.l.n.r.: Arie Rustenberg, Helge Fedder, Tina El-Fayoumy, Ariane Oechsner und Marieke van Weelden.

Die Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen und haben das Skript noch in den Händen - diese Form des Theaters ist "Lecture Performance". Auf dem Foto v.l.n.r.: Arie Rustenberg, Helge Fedder, Tina El-Fayoumy, Ariane Oechsner und Marieke van Weelden.

Foto: Thomas Weinmann

Helmut Wenderoth vom Krefelder Jugendtheater Kresch und seine Kollegin Josee Hussaarts vom Kwatta Jeugdtheater im niederländischen Nijmegen brachten erstmals eine gemeinsame Produktion auf die Heeder-Bühne. Ihr Stück "Zirkuskinder" erlebte am Freitagabend seine deutsche Uraufführung in Form einer Lecture Performance, einer stark reduzierten Darstellungsform also, denn für eine vollständig ausgestattete Produktion erhofft man erst noch die nötige Unterstützung aus dem Euregio-Topf.

So arbeiteten die Darsteller mit dem Skript in ihren Händen, ansonsten fast ohne Hilfsmittel. Und nachdem erst mal nur angedeutet wurde, dass etwas Schlimmes vorgefallen sein musste, das nun vor Gericht zu verhandeln war, rollte das Spiel in Rückblenden den Gang der Ereignisse auf.

Eigentlich war es ein wunderschöner Sommertag gewesen, als der kleine Wanderzirkus in die Vorstadt kam und auf einer Wiese sein Zelt aufschlug. Und war es nicht eigentlich so, dass sich alle sesshaften Kinder nach dem aufregenden Leben in einem fahrenden Zirkuswagen sehnten und alle Zirkuskinder nach einem festen Haus mit Vorgarten?

Wie das Schreib- und Regie-Team in den anschließenden Publikumsgesprächen im Foyer ergänzend anmerkte, hat der Wanderzirkus bei Kindern und Jugendlichen heute aber leider nichts mehr von der Faszination und Poesie, die er einst auszustrahlen pflegte. Die Sesshaften empfinden nur Misstrauen für die Fahrenden. Dennoch: Den ersten Streit bekamen die Zirkuskinder unter sich, nämlich darüber, ob der trinkfreudige Vater den Zirkus tatsächlich verkaufen wolle oder nicht. Wenig später aber löste eine Lappalie ein Wortgeplänkel mit den Anwohnerkindern aus, das nach und nach in Gewalt ausartete. Und in der Nacht brannte sogar das Zirkuszelt nieder. Einen Täter aber, und das war der Dreh- und Angelpunkt, wollte niemand gesehen haben.

Die fünf Darsteller wechselten nicht nur ihre Rollen, sondern dabei auch zwischen den Lagern. Ferner mischten sich (ohne Verständlichkeitsverluste) in kurzen Intervallen die deutsche, die niederländische und die englische Sprache - was die Wirkung der Texte enorm intensivierte und im Zusammenhang mit toller Stimmpräsenz und lebhafter Mimik einen starken Eindruck hinterließ, der die minimalistische Ausstattung glatt vergessen ließ. Ob das Zelt mutwillig und wenn ja, von wem in welcher Absicht in Brand gesteckt worden war, blieb dabei offen. Die Entwicklung des Konflikts war das Thema, am Ende stand die charmant-trotzige Hoffnungsgeste eines Zirkuskindes, und die Leistung des Ensembles fand zurecht großen Beifall.

Kresch und das Kwatta Jeugdtheater wollen das Stück irgendwann einmal als großes Theater in einem richtigen Zirkuszelt aufführen - ob's gelingt, ist offen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort