Umweltschützer vom BUND in Krefeld Alberdingk Boley: Minister soll Ausbau verhindern

Krefeld · Umweltschützer vom BUND schreiben Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer an, um die Sicherheit der Rheinbrücke in den Fokus zu rücken.

Alberdingk Boley ist ein Unternehmen mit Tradition und gut 190-jähriger Geschichte am Standort Krefeld. Der Betrieb stellt wässrige Bindemittel für die Industrie auf Basis von Kunststoffdispersionen sowie veredelten Lein- und Rizinusölen her. Die Produkte werden in der Beschichtung von Oberflächen für Holz, Metall, Kunststoff, Stein, Textilien und Leder eingesetzt. Die Alberdingk Boley GmbH will ihre Produktionskapazität für Polymerdispersionen um mehr als 60 Prozent von 46.000 Tonnen auf 74.000 Tonnen jährlich erhöhen. Der Antrag liegt der Bezirksregierung Düsseldorf zur Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vor.

Robert Allmüller aus der Geschäftsleitung von Alberdingk Boley führt in einer Kurzbeschreibung des Antrags aus, dass sechs Anlagen zur Herstellung der Kunststoffdispersionen auf den Stand der Technik angepasst werden sollen. Ferner soll unter anderem eine Brandmeldeanlage installiert, eine automatische Feuerlöschanlage ist zudem im Gebinde-Giftlager und im Lager für entzündbare Flüssigkeiten vorgesehen. „Die geplanten Änderungen führen zu einer Verbesserung der Sicherheit der Beschäftigten, der Nachbarschaft und der Allgemeinheit“, betont Allmüller in dem Papier. Die Produktionssteigerungen sollen im Wesentlichen durch schnellere Prozesse erfolgen. Die Änderungen dienten der Standortsicherung, versichert Allmüller.

Die Krefelderin Angelika Horster vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat nicht nur die Stellungnahme für die BUND-Kreisgruppe Krefeld verfasst, sondern im Namen des Vereins auch den Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer mit der Bitte angeschrieben, die Genehmigung des Antrags von Alberdingk Boley zu verhindern. „Wir befürchten erhebliche Schäden an der Brücke beziehungsweise darüberfahrenden Personen durch nicht auszuschließenden Brand, Explosion oder Freisetzung von giftigen, brennbaren oder zündfähigen Stoffen, deren Vielfalt noch zunehmen soll“, argumentiert Horster. Der Betrieb habe seinen Sitz in unmittelbarer Nähe zur Rheinbrücke und sei gleichzeitig ein Störfallbetrieb mit erweiterten Pflichten.

Bereits in der achtseitigen Stellungnahme des BUND an die Bezirksregierung hatte Horster deutlich gemacht, dass die Umweltschützer erhebliche Bedenken haben. Die führen in der Summe dazu, dass der BUND eine Umsiedlung des Betriebs in Anbetracht der Lage nahe der Wohnbebauung und zur Rheinbrücke für sinnvoll hält. „Ohne die fehlenden Daten und Unterlagen und nachvollziehbare Lösungen der Probleme halten wir die Kapazitätserhöhung nicht für genehmigungsfähig. Es sollte aber angesichts der bereits jetzt beengten Lage und Gefährdungspotenziale geprüft werden, ob eine Umsiedlung des Betriebes innerhalb Krefelds nicht zielführender ist“, schreibt der BUND.

Zu dem aktuellen Neu- und Änderungsantrag von Alberdingk Boley aus Uerdingen kritisieren die Umwelt- und Naturschützer unvollständige Unterlagen, fehlende Angaben mit dem Hinweis auf Betriebsgeheimnisse und eine fehlende Gesamtbetrachtung des Standortes. Die Firma stütze sich auf Ursprungsgenehmigungen nach der Reichsgewerbeordnung aus den Jahren 1924 und 1936. Seit rund 25 Jahren sei keine imissionschutzrechtliches Genehmigungsverfahren mehr durchgeführt worden.

Es bedürfe dringend der Darstellung des gesamten Betriebs und nicht nur einzelner Teile davon, erklärte Angelika Horster. Bei Alberdingk Boley würden rund 300 gefährliche Stoffe gehandhabt. Was passiere im Störfall? „Die Abstände zur Wohnbebauung und zum Ruderclub sind jetzt schon zu gering, um möglichen Schaden von den Schutzobjekten abzuwenden“, glauben die Umweltschützer.

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