Großbrand in Krefeld Uerdinger bleiben gelassen
Krefeld · Langsam fährt ein Polizeiwagen durch die fast verwaiste Uerdinger Innenstadt. "Aufgrund des Feuers in Gellep-Stratum sollen Fenster und Türen geschlossen bleiben". Die wenigen Passanten, die mit Einkaufstüten über die Niederstraße schlendern oder am Marktplatz eine Zigarette rauchen, scheint diese Warnmeldung nicht zu stören. "Ich mache gerade einen Spaziergang und hole mir was zum Mittagessen", erklärt ein Passant. Sterben müsse er ja sowieso.

Umfrage: Uerdinger bleiben trotz Brand gelassen
Der Brand war am Dienstagmorgen, 7 Uhr, in einer Lagerhalle für Düngemittel an der an der Ohlendorffstraße aus bislang unklarer Ursache ausgebrochen. Wenig später drohte der Brand auf eine weitere Produktionshalle überzugreifen, in der vermutlich Ammoniak gelagert wird. Gegen 10.20 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand im Griff, die Rauchwolke war da jedoch schon über Uerdingen und Duisburg bis nach Mülheim und Essen gezogen.
Im Vergleich zu einem normalen Dienstagmittag ist die Uerdinger Fußgängerzone jedoch deutlich leerer. Einige Geschäfte haben schon geschlossen. "Ich werde jetzt glaube ich auch zu machen", erklärt Helga Stradter, die einen Hutladen auf der Niederstraße betreibt. Ihre Nachbarläden haben bereits geschlossen. "Wenn keiner kommt, lohnt es sich für mich nicht noch länger aufzuhaben", fügt Stradter hinzu.
Diejenigen, die sich noch auf die Straße trauen, bleiben jedoch gelassen. Und finden sogar noch eine positive Seite am Großbrand. "Das ist so leer heute, dass ich alles viel schneller erledigen konnte", sagt Meta Metz. Einzig Michaela Bachmann ist besorgt: "Ich hatte einen wichtigen Termin, den ich nicht verschieben konnte. Sonst wäre ich zu Hause geblieben."
Die Grundschüler der Edith-Stein-Schule versetzte die Rauchwolke in Aufregung. "Unterricht war nicht mehr möglich", berichtet eine Lehrerin. "Erst war die Rauchwolke eine riesige Attraktion, dann haben die ersten Kinder Angst bekommen und geweint." Weil die Schule in direkter Nähe des Brandortes liegt, hielten die Lehrer Türen und Fenster geschlossen. Die Eltern hatten die Möglichkeit, ihre Kinder direkt in der Klasse abzuholen - die Schüler wurden aber auch bis 14 Uhr betreut.
Von der Uerdinger Innenstadt ist die Rauchwolke am Himmel gut zu erkennen. Weiter nördlich zeiht der Rauch über das Bayer-Werk und den Rhein. Der Schiffsverkehr ist eingestellt, denn in der Rauchwolke ist die Sicht nur einige Meter. Ein bischen erinnert die Szenerie an einen neblig-romantischen Novembermorgen. Die Kirche St. Matthias ist vom Rauch vollkommen eingehüllt. Die Sirenen der Feuerwehr und Durchsagen auf dem nahegelegenen Bayer-Werk verdeutlichen jedoch den Ernst der Lage.