Uerdingen Uerdinger Markt: Fronten verhärtet

Uerdingen · Die Uerdinger Marktbeschicker wollen nicht umziehen — sehr zur Verwunderung der Vertreter der verschiedenen Interessengemeinschaften der Rheinstadt. Denn sie kämpfen für eine attraktivere Innenstadt und Fußgängerzone.

 Uwe Rutkowski (links, Kaufmannsbund), Heike Hoffmann (Bürgerverein) und Klaus Elfes (Interessengemeinschaft) berichten von ihren Visionen für Uerdingen.

Uwe Rutkowski (links, Kaufmannsbund), Heike Hoffmann (Bürgerverein) und Klaus Elfes (Interessengemeinschaft) berichten von ihren Visionen für Uerdingen.

Foto: Otmar Sprothen

Die Uerdinger Marktbeschicker wollen nicht zum historischen Marktplatz umziehen. Mehr als verwundert registrieren Heike Hoffmann für den Bürgerverein Uerdingen am Rhein, Klaus Elfes, der der Interessengemeinschaft (IG) Rheinstadt Uerdingen vorsteht, und Kaufmannsbund-Chef Uwe Rutkowski die Reaktion der Beschicker des Uerdinger Wochenmarktes Am Röttgen. Denn diese bleiben bei ihrer Ablehnung, der nicht gerade attraktiven Umgebung des Röttgen den Rücken zu kehren. „Selbst eine vorübergehende testweise Verlegung des Wochenmarktes zum Marktplatz der Uerdinger Altstadt lehnten die Marktleute ab“, ärgerte sich Uwe Rutkowski im Gespräch. Heike Hoffmann bringt es auf den Punkt: „Es kann nicht sein, dass die Marktbeschicker vom Röttgen die Verbesserung unseres Innenstadtkonzeptes bestreiken.“

Nicht nur das Uerdinger Vereinstrio ist der Ansicht , dass die Verlegung zum historischen Marktplatz auch eine Attraktivitätssteigerung für den Wochenmarkt bedeute, wenn dieser autofrei gemacht und mit einem schlüssigen Parkkonzept umgeben würde. Um die Meinung der Uerdinger zu einer Verlegung des Wochenmarktes auf den historischen Altstadtmarkt festzustellen, hatten die drei Vereine 5000 Flyer an Uerdinger Haushalte verteilt. 128 Rückantworten sprachen sich für eine Verlegung aus, 11 dagegen. Zusätzlich gab es auf dem Herbstfest 2017 eine Befragung unter den Besuchern, bei der 443 Unterschriften die Verlegung des Wochenmarktes zum Altstadtmarkt unterstützen. Insgesamt sprachen sich 66,5 Prozent aller Befragten für die Verlegung aus, nur 3,5 Prozent wollten alles beim Alten lassen. Eine Reaktion der betroffenen Marktbeschicker fehlte.

„Sollen wir die schwache Reaktion der Uerdinger auf unsere Flyer-Aktion als Erwiderung darauf werten, wie wenig sich der Röttgen-Markt überhaupt noch im Bewusstsein der Uerdinger befindet?“, fragt Klaus Elfes in die Runde seiner Mitstreiter. Seit Jahren verringert sich die Zahl der Marktstände, vor wenigen Jahren wurden die verbleibenden neu gruppiert. Gemeinsam haben die drei Vereinschefs an die Bezirksvertretung Uerdingen den Antrag gestellt, im Rahmen einer Probephase den Wochenmarkt zu verlegen. Klaus Elfes konstatiert zufrieden: „Unsere Vorschläge sind komplett berücksichtigt worden. Die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung war störungsfrei.“

Dies ist vielleicht die letzte Gelegenheit für die Marktleute, Einfluss auf die Diskussion zu nehmen. Bis das erwogene Parkraumkonzept wirklich greift, kann sich die Vorsitzende des Bürgervereins vorstellen, durch eine Verbesserung der gastronomischen Angebote den schönsten Platz der Uerdinger Altstadt in seiner Attraktivität zu steigern. Quartierszentrum mit Bücherausleihe und das kommende Pfarrzentrum von St. Peter werden weiteres Publikum anziehen, von dem auch die Oberstraße profitieren könnte.

Im Jahre 2017 hatten sich die drei Uerdinger Vereine erstmals zu einer zielgerichteten Zusammenarbeit vereint. Gemeinsam verfassten sie ein Positionspapier zur Aufwertung und Steigerung der Attraktivität der Uerdinger Innenstadt, das gegenüber dem Zwischenbericht eines integrierten Handlungskonzeptes für Uerdingen mit den Themen historischer Markt und Wochenmarkt, städtebauliche Gestaltung des Röttgen, mittelalterlicher Charakter der Altstadt, Verkehrsführung und Parkplätze konkret Stellung bezog. Die Aufenthaltsqualität zwischen Innenstadt und Rheinpromenade sollte gesteigert werden. Oberstraße und Alte Krefelder Straße sollten von der Kurfürstenstraße bis zum Rhein unter Einschluss der Casinogasse bis zum Casino auf Bürgersteige verzichten und verkehrsberuhigt werden. Außengastronomie könnte den Verkehrsraum lebenswerter machen und so einengen, dass die Sicherheit aller Nutzer garantiert würde, auf Neudeutsch „Shared Space“ genannt.

Als vordringlich sahen die Unterzeichner des Papiers eine schnelle Verlegung des Wochenmarktes vom Röttgen auf den historischen Altstadtmarkt an, der zugleich autofrei gemacht werden sollte. Da der Markt am Röttgen weiter abschmolz, würde die Fläche am Altstadtmarkt ausreichen, alle bisherigen Marktstände aufzunehmen.

Basis dieses Planes ist ein vernünftiges Uerdinger Parkraumkonzept. Ferner sieht dieses vor, neben dem neu einzurichtenden „Shared Space“, die hinter dem Malteser-Hospital an der Oberen Mühlengasse gelegenen Freiflächen für den Bau eines Parkhauses zu nutzen. Dadurch würde zugleich die Erreichbarkeit des Krankenhauses verbessert werden. Hinzu käme eine neue Parkebene am Röttgen, die unter der vorhandenen Parkfläche errichtet werden müsste. Viel Fantasie verrät die Absicht der Verwaltung, am Uerdinger Bahnhof ein weiteres Parkhaus zu errichten; weiß man doch, wie die Deutsche Bahn, der die Fläche gehört, in der Vergangenheit bei solchen Plänen gemauert hat.

In der Diskussion ist der anfangs erwogene Plan, die Oberstraße in den „Shared-Space-Bereich“ einzubeziehen. Inzwischen hat sich eine „Interessengemeinschaft Oberstraße“ gegründet, die die Oberstraße für einen eher kunsthandwerklich orientierten Einzelhandel öffnen möchte. Dazu sagt Uwe Rutkowski: „Die Bildung einer neuen IG Oberstraße sehen wir positiv. Allerdings möchten wir aus gegebenem Grund darauf hinweisen, dass der Kaufmannsbund in den letzten Jahren hatte viele Bemühungen auf die Wiederbelebung der Oberstraße gelenkt hat, indem er sie in jedes Stadtfest integrierte und das Thema Leerstände aktiv und erfolgreich angegangen hat. Unter die vielen Probleme des Einzelhandels muss man in Einzelfällen auch die Vermieter von Ladenflächen rechnen, deren Mietforderungen mit der Wirklichkeit wenig gemein haben, wenn man sich bemüht, junge Gründer anzuregen, ein Start-Up zu wagen.“

Heike Hoffmann sieht in der Verlegung des Wochenmarktes eine große Chance, die Oberstraße mit weiterem Leben zu füllen. Die Interessengemeinschaft Oberstraße sollte sie nutzen, sagt Hoffmann, indem sie sich stärker in die Überlegungen einbindet.

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