Karneval 2019 in Krefeld Nachbarschaften feiern ausgelassen und fröhlich
Alles, was der Wettergott dem Uerdinger Karnevalswetter mitgeben kann, verschleudert er am Weiberfastnachtstag. Für den Tulpensonntagszug bleiben dann meist nur Wind, Regenschauer und kühle Temperaturen.
So lief der Tulpensonntagszug in Uerdingen
Die feierfreudigen Rheinstädter lassen sich dadurch nicht vom ausgelassenen Straßenkarneval abbringen, denn „Mag der Wasserspiegel noch so tief sein, oeding ist die schönste Stadt am Rhein“, wie eine Fußgruppe preisgab. Wie immer hatten mehrere hundert Jugendliche die Nikolaus-Groß-Straße zwischen Stadtpark-Gymnasium und Stadtpark zu ihrem Versammlungsort gewählt. Unzählige kleine Schnapsfläschchen werden später den Kamelle auf dem Asphalt den Platz streitig machen, wenn sich der Zug einen Weg durch die Massen bahnen muss. Wer sich aber näher an das Uerdinger Zentrum heran arbeitete, lernte schnell, dass Uerdinger Karneval anders ist: familiärer, sanges- und tanzfreudiger, dafür sind seine Wagenmotive weniger kritisch, was lokale Probleme angeht. Das Malteser-Krankenhaus formuliert auf seinem Wagen: Das Juppes ist dabei, der Neubau steht im Mai. Der Wagen der ehemaligen Karnevalsprinzessinnen nimmt die Gender-Politik auf die Schippe, indem anders als von der Aufschrift ankündigt, Karnevalisten als goldene Rauscheengel mit Heiligenschein Kamelle werfen. Überhaupt, Kamelle. Diese sind als Wurfmaterial auf dem Rückzug. Geworfen wird Wertvolleres, vom Schokoriegel bis zur faltbaren Zahnbürste. Jung und Alt sind mit den extragroßen Einkaufstaschen erschienen, die der Handel nach der Verdammung der Plastiktüte freizügig zur Verfügung stellt, und sammeln in wilden Sprüngen einen Jahresvorrat an Süßem zusammen.
Mitten auf der Verkehrsinsel der Kreuzung Parkstraße/Nikolaus-Groß-Straße hat eine Nachbarschaft eine lange Theke errichtet und unterhält sich angeregt in dem böigen Wind, der hier ungehindert die Regentropfen beinahe waagerecht vor sich her treibt. In der Westerburgstraße streiten die vielen Bierstände der Nachbarschaften um die musikalische Vorherrschaft kämpfen. Inspiriert von einem der laut schallenden Songs nehmen ein paar halbwüchsige Bierdosenträger den Text auf und marschieren singend durch den Regen, bewundert von ein paar bunt verkleideten Kindern, die das Warten auf den Zug langweilt. Regenkleidung macht es nicht immer einfach, das jeweils vorgeführte Kostüm zu erkennen, doch kann man erkennen, dass die Uerdinger Spaß am Verkleiden haben.
Das Kunigundenheim hat am Hochstadenring eine lange Reihe von Zuschauern geschoben, die in ihren Rollstühlen den Zug betrachten wollen. An ihnen vorbei schieben die türkischen Brezel- und Simmetverkäufer ihr Angebot an Backwaren, die sie laut anpreisen. Elisabeth wartet mit ihrem „Klömkes-Klub“ am Straßenrand. Die Einundneunzigjährige, die um Jahrzehnte jünger wirkt, hat sich als Niederländerin verkleidet. Sport ist das Geheimnis der fünf gut auf gelegten temperamentvollen Damen, die in den Bayer-Sportklubs Ski- und Kanusport sowie Volleyball betrieben haben.
Vor dem Wagen von Prinz Andreas I und Prinzessin Bettina II bringen die Spielfreunde Uerdingen die Wartenden in Sanges- und Schunkellaune, wofür sie anhaltenden Applaus ernten. In den Pausen lässt die Uerdinger Bürgerwehr ihre Kanone knallen. Mitunter werden die Schüsse vom Straßenrand mit Konfetti-Bomben beantwortet. Der Rock ´n Roll-Club Nr. 1 demonstriert, dass man auch im Regen rocken kann und immer wieder wird Wurfmaterial nicht einfach geworfen, sondern persönlich persönlich überreicht. Wie gesagt, der Uerdinger Tulpensonntagszug ist eine familiäre Veranstaltung der Uerdinger.
