Krefeld Überraschung: Liebfrauenkirche und Josefkirche bleiben erhalten

Krefeld · Die Pfarrei Papst Johannes XXIII. hat sich gegen alle Erwartung gegen die Schließung eine der Kirchen entschieden. Aber: Umbauarbeiten in der Josefkirche werden nicht mehr durch das Bistum bezuschusst.

 Verkündigung des KIM-Ergebnisses in der Josefkirche.

Verkündigung des KIM-Ergebnisses in der Josefkirche.

Foto: T. Lammertz

Rund 100 Gemeindemitglieder sind gestern nach der Sonntagsmesse in der Josefkirche geblieben, um zu erfahren, wie die Pfarrei Papst Johannes XXIII. auf Sparvorgaben des Bistums Aachen reagiert. Im Zuge des sogenannten "Kirchlichen-Immobilienmanagement"-Prozesses (KIM) streicht das Bistum Aachen ein Drittel seiner bisherigen Gebäudezuschüsse an die Gemeinden. In vielen Fällen ist das mit Kirchenschließungen verbunden. Die Pfarrei Papst Johannes XXIII. mit ihren drei Gotteshäusern (Dionysius-, Josef- und Liebfrauenkirche) wird jedoch einen anderen Weg beschreiten, wie Professor Jürgen Schram als stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands gemeinsam mit der Pfarreiratsvorsitzenden Katharina Lütkebohle gestern erklärte.

Demnach bleiben neben der Dionysiuskirche auch die Liebfrauen- und Josefkirche erhalten. Allerdings fällt Letztere künftig aus den Fördertöpfen des Bistums heraus.

Die Pfarrei will stattdessen mit ihren vorhandenen Gelder und verbleibenden Zuschüssen alle drei Gotteshäuser auf lange Sicht weiterbetreiben; auch Gottesdienste sollen nicht wegfallen. Die Pfarrei geht mit ihrer Entscheidung durchaus ein Risiko ein. Sie setzt darauf, dass sich die Josefkirche baulich in einem guten Zustand befindet und in den kommenden Jahren allenfalls kleine Reparaturen anfallen, während Investitionen in die Liebfrauenkirche absehbar sind und über die Zuschüsse aus Aachen zu 60 Prozent abgefedert werden könnten. Werden entgegen dieser "Wette" jedoch größere Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Josefkirche nötig, bleibt die Pfarrei allein auf den Kosten sitzen.

Dementsprechend ließen die Gemeindemitglieder am Sonntag eher Ängste und Befürchtungen ob dieser Ungewissheit erkennen, als dass sie sich über den Erhalt der beiden Gotteshäuser freuten. Martin Schiffmann meint, dass aufgrund der Kostensituation auf kurz oder lang ohnehin eine der Kirchen geschlossen werden müsse: "Das sollte ehrlich ausgesprochen werden. Dann könnten wir jetzt schon über eine mögliche Folgenutzung sprechen." Ursula Schiffer findet es ebenfalls "nicht sinnvoll, beide Kirchen zu erhalten". Roswitha van Eickels, die selbst Mitglied des Kirchenvorstands ist, könnte sich die Umwidmung eines Standorts in eine Grabeskirche vorstellen. Professor Schram dazu: "Wir verschließen uns diesen Ideen nicht. Aber unsere erste Option ist es, beide Kirchen zu erhalten." Clemens Hauser, ebenfalls Kirchenvorstandsmitglied, sieht die Pfarrei vom Bistum Aachen alleine gelassen: "In Aachen hat man keine Ahnung, wie die Kirchen in der Praxis geführt werden. Wir könnten das Bistum auch gleich auflösen, und uns Köln anschließend. Dann wird wenigstens Verwaltungsgeld gespart", meint Hauser. Professor Schram hegt die Hoffnung, dass mit der bevorstehenden Wahl eines neuen Bischofs das KIM-Sparprogramm zurückgenommen wird. Voraussagen kann das allerdings niemand.

Die jetzt getroffene Entscheidung für den Erhalt beider Kirchen und das Aus für St. Josef auf der Förderliste muss nun zunächst die kirchlichen Gremien passieren. Wenn dies geschehen ist, kann der Beschluss nicht mehr geändert werden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort