Unser Land in den 80-ern TV-Rückblick: Holzapfels bitterster Moment

Krefeld · 1980 erlebte die Krefelderin Brigitte Holzapfel den bittersten Moment ihrer Karriere: Deutschland boykottierte die Olympischen Spiele in Moskau. Vier Jahre Vorbereitung und gezeigte Top-Leistungen im Hochsprung und im Fünfkampf der Leichtathletik blieben ohne das ganz große Finale. Gleichwohl blieben die Erfolge der Spitzensportlerin, die ihre Anfänge beim KTSV Preussen Krefeld nahm, bis heute unübertroffen. Der WDR zeigt das Moskau-Drama in seiner neuen Serie „Unser Land in den 80-ern“.

 1980 entschied Deutschland, die Olympischen Sommerspiele in Moskau zu boykotieren. Leichtathletin Brigitte Holzapfel war fassungslos. (Archivfoto: Brigitte Holzapfel, Hochsprung, Deutsche Meisterschaft 1982, München).

1980 entschied Deutschland, die Olympischen Sommerspiele in Moskau zu boykotieren. Leichtathletin Brigitte Holzapfel war fassungslos. (Archivfoto: Brigitte Holzapfel, Hochsprung, Deutsche Meisterschaft 1982, München).

Foto: WDR/Imago/Frinke

Brigitte Holzapfel war sportlich spät dran. Erst mit 14 Jahren kam sie zum KTSV Preussen Krefeld und startete ihre beeindruckende Karriere in der Leichtathletik, der sie auch nach der aktiven Laufbahn eng verbunden blieb. Auf der Hubert-Houben-Kampfbahn lernte sie das ABC für mehrere Disziplinen. Ihre Vielseitigkeit war eine ihrer Stärken. Im Fünfkampf zählte sie zur nationalen und internationalen Spitze. Weltklasse war sie im Hochsprung. Ihr Jugendrekord in der Halle ist bis heute zwar mehrfach eingestellt, aber nie übertroffen worden.

Den Westdeutschen Rundfunk ist die Laufbahn der sympathischen Krefelderin, die in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag gefeiert hat, Anlass, den traurigsten Moment ihrer Sportlerlaufbahn in der neuen zehnteiligen Serie „Unser Land in den 80-ern“ zu dokumentieren. In der ersten, von Annette Frier moderierten Folge zum Jahr 1980 ist der deutsche Boykott der Olympischen Spiele in Moskau Thema.

Brigitte Holzapfel ,die gemeinsam mit der sehr populären Ulrike Meyfahrt 1978 mit 1,95 Meter den Deutschen Rekord im Hochsprung hielt, nahm sowohl 1976 als auch 1984 an den Olympischen Sommerspielen teil. Vor allem ihr Start in Los Angeles bezeichnet sie selbst als persönlichen Triumph. Nach zwei Rissen der Achillessehne kam sie in nur zwölf Monaten in Olympia-Form. Der dritte Riss beendete dann ihre aktive Laufbahn. Doch auch als Trainerin war sie später bei Olympia dabei. Bis heute hat die zweifache Mutter, die den Namen Brigitte Kurschilgens trägt, ihre Leidenschaft für die Leichtathletik behalten.

Für den Auftakt am 10. August im WDR-Fernsehen — immer freitags ab 20.15 Uhr — erzählen Menschen, für die das Jahr 1980 zu einem Meilenstein in ihrem Leben wurde, bewegende Geschichten – auch Prominente wie Leichtathletin Brigitte Holzapfel, die sich für die Olympiade in Moskau qualifiziert hatte und dann wie ihre Teamkollegen fassungslos vor dem deutschen Olympiaboykott stand. Oder wie der ehemalige Kölner Zoodirektor Gunther Nogge: Er wurde 1985 von dem Schimpansen Petermann angegriffen, der als dressierter Affe sogar im Fernsehen und im Kölner Karneval berühmt geworden war. Nogge überlebte den Angriff schwer verletzt.

 Die Schauspielerin Annette Frier moderiert die erste Folge der WDR-Serie „Unser Land in den 80-ern“, in der gleich zwei Geschichten aus Krefeld vorgestellt werden.

Die Schauspielerin Annette Frier moderiert die erste Folge der WDR-Serie „Unser Land in den 80-ern“, in der gleich zwei Geschichten aus Krefeld vorgestellt werden.

Foto: dpa/Stefan Sauer

Erneut hat der WDR zehn prominente Persönlichkeiten aus NRW als Paten und Sprecher der Filme gewonnen. Jede und jeder von ihnen erzählt die Geschichte eines Jahres, zu dem er oder sie eine besondere Beziehung hat. Damit wird die Reihe „Unser Land in den 80ern“ auch zu einer ganz persönlichen und unterhaltsamen Zeitreise zurück in ein turbulentes Jahrzehnt. Mit dabei sind neben Annette Frier unter anderem Ann-Kathrin Kramer, Dietmar Bär, Frank Goosen, Mariele Millowitsch und Jörg Hartmann.

Die Filmemacher haben nach den großen und kleinen Geschichten des Jahrzehnts gesucht. Monatelang haben sie öffentliche und private Archive im ganzen Land nach Geschichten und Material aus den 1980-ern durchforstet. Dabei sind sie auf zum Teil unveröffentlichte Filmaufnahmen gestoßen.

Die Filme sind weit mehr als eine Chronologie der Ereignisse im Westen. Sie beantworten Fragen wie: Worüber diskutierten die Menschen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 1981, 1985 oder 1989? Was fand abseits der Metropolen im Bergischen Land, in der Eifel oder in Ostwestfalen statt? Was bewegte die Politik, gegen was liefen die Menschen Sturm? Welche kleinen und großen Dramen schafften es in die Schlagzeilen? Und was war der Soundtrack dazu?

Annette Frier zeigt gleich zwei Krefeld-Geschichten. Außer die Episode über Brigitte Holzapfel ruft sie den missglückten Sprengversuch des Silos an der Kölner Straße in Erinnerung zurück (wir berichteten). Nach dem Abitur studierte die Moderatorin drei Jahre klassisches Schauspiel und arbeitete als Theaterschauspielerin in Köln. Von 1997 bis 2001 spielte sie in 63 Folgen der RTL-Serie Hinter Gittern – Der Frauenknast die Rolle der Vivi Andrascheck. 2000 startete sie ihre Comedy-Karriere in der ProSieben-Sendung Switch.

Dass sie auch ernsthaft kann, bewies im vergangenen Jahr in der Rolle der Ella Schön in der ZDF-Reihe Herzkino. Dort verkörpert sie eine Frau mit Asperger-Syndrom. Schon in 2016 wurde sie und der WDR-Fernsehfilm „Nur eine Handvoll Leben“ von der Lebenshilfe mit dem BOBBY für vorbildliches Engagement für Menschen mit Behinderung ausgezeichnet.

Brigitte Holzapfel startete nach ihrer Krefelder Zeit für TuS 04 Leverkusen, LG Bayer Leverkusen und TV Wattenscheid. Später wurde sie Trainerin. Neben ihrer Tätigkeit bei der LG Olympia Dortmund übernahm sie zudem das Amt der Hochsprung-Bundestrainerin beim DLV.

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