Krefeld Tuberkulose auf Theaterplatz

Krefeld · In der Drogenszene ist in diesem Jahr die hochgefährliche Krankheit ausgebrochen. Auf dem Theaterplatz haben sich mehrere Personen mit Tuberkulose (Tbc) infiziert.

Dies geht aus einem Bericht der Caritas-Streetworker für den heutigen Gesundheitsausschuss (17 Uhr, Rathaus, Saal C 2) hervor. Das Gesundheitsamt der Stadt sagte auf Anfrage unserer Redaktion, dass es in diesem Jahr bisher 18 Tuberkulosefälle gab.

Es sei "kein gehäuftes Auftreten" der Tuberkulose auf dem Theaterplatz oder einem anderen Platz in Krefeld bekannt, so die Stadt. Aus Datenschützgründen dürfen laut Stadt keine konkreten Angaben über betroffene Personen gemacht werden. "Dies geschieht auch, um Personen und Personengruppen vor Stigmatisierungen und Diskriminierungen zu schützen."

Experten des Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) Berlin kritisieren dies. "Wenn es eine Risikogruppe ist, die betroffen ist, muss aufgeklärt werden", sagt Roland Diel, Vizepräsident des DZK. Besonders die Tuberkulosegefahr in der Alkoholikerszene sei deutschlandweit jahrelang zu wenig beachtet worden. Die bisherigen 18 Fälle im Jahr 2011 für eine Stadt in der Größe Krefelds seien aber keine Besonderheit.

Eine Infektion mit dem Tuberkulose-Bakterium kann zum Tode führen. Bei der Tuberkulose befallen Mikrobakterien die Lungen. Übertragen wird das Bakterium in der Regel durch Tröpfcheninfektion, von daher sind dauerhaft versammelte Gruppen besonders gefährdet.

Fünf Jahre lang bleibt der Tuberkulose-Patient in der Regel in der "Überwachung", damit ein weiterer Ausbruch der Krankheit verhindert werden kann. Auch die Personen, mit denen der Erkrankte Kontakt hatte, müssen weiterhin regelmäßig überwacht werden. Noch jahrelang bleibt die Krankheit für den Theaterplatz also ein Risiko.

Das Infektionsschutzgesetz sieht bei Tuberkulose eine Meldepflicht vor. Wer von diesem Bakterium befallen ist, wird vom Mediziner namentlich beim städtischen Gesundheitsamt gemeldet. Der Betroffene wird dann stationär eingewiesen, die Therapie muss sofort beginnen. Das Gesundheitsamt überprüft dann, mit welchen Personen der Erkrankte Kontakt hatte.

Die Klientel des Theaterplatzes, deren Immunsystem häufig geschwächt ist, ist besonders anfällig für Tuberkulose. Die Stadt teilte auf Anfrage mit, dass im Falle des Vorkommens von Tuberkulose auf dem Theaterplatz besondere Betreuungsmaßnahmen nötig sind.

Die Tuberkulose ist in Deutschland nach wie vor ein relevantes Gesundheitsproblem. Laut Robert-Koch-Institut gab es im Jahr 2009 insgesamt 4444 Tuberkulosen. Der Trend ist seit Jahren rückläufig, allerdings verringert sich die Zahl der Betroffenen nicht mehr so schell wie früher.

In seinem jüngsten Tuberkulosebericht schilderte das RKI einen Fall aus Norddeutschland, bei dem ausgehend von einem einzigen Erkrankungsfall 27 Personen mit Tuberkulosebakterien infiziert wurden.

(RP/jco)
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