Krefeld Toter Säugling: TV-Suche als letzte Chance

Krefeld · Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann berichtet über seinen bevorstehenden Auftritt in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst - das ist das "ultimative Mittel", um die Mutter des toten Babys doch noch zu finden.

 Der 55-jährige Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann ist Leiter des Kommissariats 11 und der Mordkommission. Am Mittwoch fliegt er nach München, um in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst über den Fall des toten Säuglings im Südpark in Krefeld zu berichten.

Der 55-jährige Kriminalhauptkommissar Gerhard Hoppmann ist Leiter des Kommissariats 11 und der Mordkommission. Am Mittwoch fliegt er nach München, um in der Sendung Aktenzeichen XY ungelöst über den Fall des toten Säuglings im Südpark in Krefeld zu berichten.

Foto: Thomas Lammertz

Für die Krefelder Mordkommission um den Leiter Gerhard Hoppmann (55) ist der Auftritt in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY ungelöst das "ultimative Mittel", um die Mutter des im Südpark aufgefundenen toten Säuglings doch noch zu finden. Danach könne nur noch Kommissar Zufall helfen, meint der Ermittler. Am 5. März hat eine Spaziergängerin im Südpark eine Plastiktüte mit dem toten Baby gefunden. Die Obduktion hat ergeben, dass der Säugling nach der Geburt gelebt hat und mit einem Knebel aus Feuchttüchern erstickt worden ist. Bislang haben weder kriminalistische Arbeit noch Massengentest eine brauchbare Spur zur Mutter ergeben.

Am Mittwoch, 11. Juni, ab 20.15 Uhr im ZDF stellt Moderator Rudi Cerne den Fall aus Krefeld einem breiten Publikum vor. Hoppmann, Leiter des Kommissariats 11, fährt dazu morgens nach München ins Studio, um abends live Rede und Antwort stehen zu können. Ob er tatsächlich vor die Kamera muss, weiß er derzeit noch nicht. Fest steht, dass der Baby-Fall nicht als Film aufbereitet wird.

"Wir wissen einfach zu wenig über den Hergang", sagt der 55-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. Er gehe zwar davon aus, dass die Mutter selbst die Tüte mit dem Säugling im Unterholz abgelegt habe, es könnte aber auch sein, dass es eine andere Person - ein Freund oder eine Bekannte - gewesen sei. "Mit nicht gesicherten Fakten in einer fiktiven filmischen Darstellung könnten wir das Ziel verfehlen, hilfreiche Hinweise zu bekommen." Stattdessen sind dem Sender unter anderem Fotos vom Fundort überlassen worden, um den Fall anschaulich zu beschreiben.

Nervosität kennt Hoppmann vor seinem möglichen Auftritt nicht. Er hat schon oft vor Mikrofonen und Fernsehkameras gestanden, um der Öffentlichkeit Auskunft über Kriminalfälle zu geben. Auch mit Aktenzeichen XY ungelöst hat der Kriminalhauptkommissar schon seine Erfahrungen gemacht. "Die sind sehr professionell und auch flexibel", erklärt Hoppmann. Seinerzeit sei das Publikum bei der Identifikation einer Leiche aus dem Kreis Kleve um Hilfe gebeten worden - ohne Erfolg. Hoppmann hofft, dass der Ausstrahlung diesmal mehr Erfolg beschieden ist. Seine Statistik spricht für ihn. Hoppmann hat in seinen mehr als 25 Dienstjahren in der Mordkommission acht Neonatizide (Kindstötungen) bearbeitet und alle aufgeklärt.

Sein Fernsehauftritt spiele für ihn und seine neun Kollegen im Moment keine Rolle. "Wir haben jede Menge Arbeit, sind extrem eingebunden und haben mehr als hundert Überstunden angehäuft", sagt Hoppmann. Die Schießerei am Südwall und ein spektakulärer Mordversuch mit einem Auto in Issum sind nur wenige Beispiele. Sein Kommissariat 11 sei für alle Brandermittlungen, Waffenangelegenheiten, schweren Körperverletzungen mit stationärem Aufenthalt der Opfer sowie Erpressungsversuchen zuständig. Hinzu kämen im Jahr rund 380 so genannte einfache Todesermittlungen, bei denen ein Leichenfundort aufgesucht und untersucht werde.

Der Fall mit dem toten Säugling sei auch für ihn kein Routinefall. Er rage heraus. "Man muss aber auch immer den Täter sehen, für den wir manchmal so etwas wie Verständnis entwickeln können", sagt der 55-Jährige. Er habe gelernt, mit solch schrecklichen Ereignissen im Berufsalltag zu leben. Im Umgang mit Gewalt, verletzten und getöteten Menschen hat jeder Kollege seinen eigenen Weg gefunden.

(RP)
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