Krefeld Tierische "Neubürger" bedrohen heimische Arten

Krefeld · Der asiatische Marienkäfer, die spanische Wegschnecke und die Wandermuschel. Nur drei Beispiele für tierische "Neubürger", also eingewanderte Tierarten, in Krefeld. Doch die Artenvielfalt hat ihre Schattenseiten.

EingewanderteTiere in NRW: Nosferatu-Spinne, Roter Sumpfkrebs , Nutria
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Tierische Einwanderer in NRW

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Foto: Wiljo Piel/wilp

Manche der Arten, die mit menschlicher Hilfe in neue Lebensräume eindringen, sind harmlos. So stehen die Halsbandisittische, die sich unter anderem im Botanischen Garten und im Greiffenhorstpark angesiedelt haben, zwar in Konkurrenz zu einigen einheimischen Vogelarten bei der Nutzung von Nisthöhlen. Allerdings sind sie den anderen Arten nicht generell überlegen. Es handelt sich um eine Zufallseinbürgerung, das heißt, es sind ursprünglich aus der Gefangenschaft entkommene Tiere.

Doch andere Neubürger stellen für die heimische Tierwelt eine echte Bedrohung dar. "Sie besetzen ökologische Nischen und verdrängen die heimischen Arten", erklärt Andrea Funke, die Artenschutzbeauftragte der Stadt Krefeld. So wird befürchtet, dass beispielsweise der asiatische Marienkäfer, der auch im vergangenen Herbst wieder massenhaft auf Krefelder Häuserwänden zu finden war, auf kurz oder lang die heimischen Marienkäfer-Arten komplett verdrängen wird. Ursprünglich wurde er in Europa als natürlicher Schädlingsbekämpfer eingeführt und hat sich über Belgien und die Niederlande mittlerweile auch am Niederrhein angesiedelt.

Aus Asien wurde auch der Blaubandbärbling nach Europa gebracht. Nun ist er unter anderem im Latumer Bruch zu finden. "Leider", sagt Andrea Funke, denn der Fisch bedroht Amphibienbestände, indem er die Larven frisst, und beeinträchtigt außerdem durch eine gesteigerte Produktivität von Zooplankton massiv die Wasserbeschaffenheit. "Wir versuchen, die Bestände abzufischen", sagt Funke. Das gestaltet sich jedoch als schwierig, "denn der Blaubandbärbling ist wirklich winzig".

Wandermuschel erschließt Krefelder Baggerseen

Ihrem Namen gerecht wird indes die Dreikantmuschel, besser bekannt als Wandermuschel. Vom Schwarzen Meer hat sich die dreieckige Muschel mittlerweile bis in die Baggerseen in Krefeld und Umgebung vorgekämpft. "Vermutlich durch Schiffe und Wasservögel", erklärt Funke. Die Muschel ist innerhalb eines Ökosystems sehr konkurrenzstark und kann außerdem eine Gefährdung für Schiffsschrauben sein.

Auf dem Vormarsch befindet sich auch die spanische Wegschnecke. Ihr Vorteil gegenüber den heimischen Nacktschnecken-Arten: Sie schmeckt einfach nicht. Weil sie von Igeln und Vögeln verschmäht wird, hat sie keine natürlichen Feinde — und kann sich so ungestört vermehren.

Häufig ist der Mensch indirekt oder direkt für die Ausbreitung bestimmter Arten verantwortlich. So tummeln sich in den Krefelder Gewässern Goldfische, die von ihren Besitzern dort ausgesetzt werden. Auch Kois und Schnappschildkröten breiten sich immer mehr in der freien Natur aus. Hinzu kommen natürliche Einwanderer, die aufgrund des Klimawandels ihren Lebensraum verlagern oder vergrößern.

Aufzuhalten sind die tierischen Einwanderer kaum. "Fische werden abgefischt, andere Tiere wie die Bisamratte geschossen", sagt Funke, "aber letztendlich muss sich die Natur auf die Veränderungen einstellen."

(areh/top)
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