Krefeld Tierheim fehlt - Finder müssen Tiere selbst betreuen

Krefeld · Die Situation wird immer paradoxer: Seit Sonntag gibt es in Krefeld kein Tierheim mehr. Wer also Hund oder Katze auf der Straße findet, wird jetzt gebeten, selbst auf das Tier aufzupassen.

 Der Hausenhof des Zoos soll Tierheim werden. Platzt der Plan?

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Foto: T. L.

In Krefeld gibt es derzeit keine offizielle Aufbewahrungsstelle für Fundtiere. Die Stadtverwaltung hat Finder von Fundtieren deshalb am Wochenende gebeten, auf die Tiere so lange aufzupassen, bis der eigentliche Halter ermittelt ist. "Wir befinden uns derzeit in keiner einfachen Situation", räumte Stadtsprecher Timo Bauermeister auf Anfrage ein. Problematisch kann es besonders in dem Fall werden, dass künftig ein Kampfhund zu betreuen ist. Die Stadt will dann den Dialog mit auswärtigen und auch dem Krefelder Tierheim suchen.

Seit dem vergangenen Sonntag muss die Krefelder Stadtverwaltung Fundtiere selbst annehmen, nachdem Vertragsverhandlungen mit dem privat durch einen Verein betriebenen Krefelder Tierheim gescheitert waren. Krefeld Kämmerer Ulrich Cyprian plant zwar, die Fundtiere künftig in der Zoo-Außenstation "Hausenhof" einzuquartieren.

Doch noch wurde mit dem Zoo kein Einvernehmen darüber erzielt. In einer Sitzung besprachen der Zoo und der Mitgesellschafter "Zoofreunde" gestern weitere Details - eine abschließende Einigung wurde nicht verkündet. Die "Zoofreunde" als Mitgesellschafter des Zoos wehren sich bisher gegen die Fundtieraufnahme durch den Krefelder Zoo.

Stadtkämmerer Ulrich Cyprian sagte unserer Redaktion zuletzt, dass jetzt in der Not auch städtische Gebäude und Flächen gesucht würden, die sich als Tierheim eignen. Dazu laufen bereits Anfragen an städtische Einheiten, die über einen solchen Immobilienpool verfügen. Im Finanzausschuss wurden in der vergangenen Woche Zahlen vorgelegt, wie hoch die Kosten für die Fundtierbetreuung sind.

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Einstimmig entschieden die Politiker, dass die Stadt nach einer Alternative zum Tierheim suchen soll, die die Stadt auf dem Hausenhof oder anderen dafür geeigneten Räumlichkeiten in Eigenregie führt. Paradox: Krefeld hätte dann zwei Tierheime, eines privat betrieben für solche Tiere, die durch die Halter direkt abgegeben werden, ein anderes, neu von der Stadt errichtet, für Fundtiere.

Die Krefelder Stadtverwaltung rechnet damit, dass die Fundtierverwaltung in Eigenregie 268.000 Euro netto jedes Jahr verursacht. Hinzu kämen investive Maßnahmen in Höhe von 83.000 Euro. Beim Bau eines Tierheims könnten sogar bis zu 500.000 Euro anfallen, erfuhr unsere Zeitung. Dazu bedürfe es aber eines politischen Beschlusses. Zum Vergleich: Der Tierschutzverein wollte im ersten Jahr 290.000 Euro netto Zuschuss durch die Stadt, für das zweite und dritte Jahr 325.000 Euro netto.

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Foto: Tierheim Mönchengladbach

In der Endrechnung würde also nach Darstellung der Stadt ein Tierheim in städtischer Eigenregie für drei Jahre 804.000 Euro an laufenden Kosten produzieren, das Tierheim wiederum würde Zuschüsse durch die Stadt in Höhe von 939.916 Euro verlangen. Bei alleiniger Betrachtung der laufenden Kosten wäre demnach die Lösung in städtischer Eigenregie im Dreijahreszeitraum rd. 135.000 Euro netto günstiger als das Tierheim. Dazu kämen aber die investiven Maßnahmen für den Bau eines Tierheims. Die Politik folgte dem Vorschlag der Verwaltung: Die Stadt solle die Fundtierannahme selbst organisieren.

Bei den am Wochenende gefundenen Tieren handelte es sich um drei Hunde und zwei Katzen. Die Halter der Hunde konnten zeitnah ermittelt und die Tiere so wieder ihren Eigentümern übergeben werden. Die beiden Katzen konnten zunächst bei ihren Findern bleiben, eine Katze konnte später ebenfalls wieder ihrem Halter übergeben werden. Der Fachbereich Ordnung hat dazu einen entsprechenden Bereitschaftsdienst eingerichtet, der über die genannte Rufnummer 0171 5527317 erreichbar ist.

(RP)
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