Trinkerszene in Krefeld Theaterplatz 2.0? – Kampf um den Beuys-Platz

Krefeld · Der Platz vor dem Museum steht auf der Kippe: Mal wird er von Trinkern belagert, mal tummeln sich dort Familien. Dezernent Schön patrouilliert dort zurzeit regelmäßig mit Kollegen. Er sucht eine Strategie zum Schutz des Platzes.

Am Hitze-Dienstag lag vormittags ein Mann mitten auf dem Beuys-Platz und schlief. Ratsherr Andreas Drabben machte das Foto, als er Gast im Café Geschwisterherzen war. Die Café-Gäste seien mehrfach angebettelt worden, berichtet Drabben weiter.

Am Hitze-Dienstag lag vormittags ein Mann mitten auf dem Beuys-Platz und schlief. Ratsherr Andreas Drabben machte das Foto, als er Gast im Café Geschwisterherzen war. Die Café-Gäste seien mehrfach angebettelt worden, berichtet Drabben weiter.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Stadtdirektor Markus Schön ist entschlossen, ein nachhaltiges Konzept zum Schutz des Joseph-Beuys-Platzes vor der Trinkerszene zu entwickeln – auch mit persönlichem Einsatz: Er begeht zurzeit mit Kollegen regelmäßig den Platz, spricht Trinker an, bittet sie,  sich einen anderen Ort zu suchen. „Ich möchte mir ein Bild machen, wie die Lage ist und ob man mit regelmäßiger Ansprache etwas erreichen kann“, sagt er auf RP-Anfrage. Bisher habe er positive Erfahrungen gemacht; „es ist schon erstaunlich: Sobald eine Bank frei und nicht besetzt ist mit Alkohol trinkenden Männern, besetzen Familien mit Kindern die Bank. Die Leute gieren offenbar nach solchen Gelegenheiten“, berichtet er auf Anfrage. In der kommenden Woche will er sich mit dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) zusammensetzen, über seine Erfahrungen berichten und mit dem KOD eine Strategie für Stetigkeit in der Ansprache der Szene entwickeln. „Der Beuys-Platz darf nicht an eine Trinkerszene verloren gehen“, sagt Schön eindringlich.

Zurzeit ist das Bild, dass der Joseph-Beuys-Platz abgibt, uneinheitlich. Der Platz wird auch von Trinkern aufgesucht; wenn Mülleimer überfüllt sind, ist das Bild schnell trübe – gleichwohl ist es zu viel zu sagen, der Platz sei „vermüllt“. Er wird regelmäßig gereinigt, und oft ergeben sich auch idyllische Bilder vom Leben auf dem Platz.

Die Ratsgruppe Freie Wähler hat nun Impressionen über eines der Zeitfenster vorgelegt, in dem der Platz eher trübe Bilder lieferte. „Leider entwickelt sich der Platz immer mehr zu einem Theaterplatz 2.0“, erklärt  dazu Ratsherr Andreas Drabben. „Schon morgens werden Cafébesucher angebettelt, Gruppen von Trinkern lungern auf den Bänken herum, Dreck und Unrat liegt verteilt auf dem Platz“; ein großes Problem: Hundekot rund um die Wasserspiele und den Baum im Zentrum des Platzes. So lange sich der Platz noch nicht als fester Treffpunkt der Szene etabliert habe, müsse die Stadt etwas unternehmen, betont Drabben.

Der vergangene Hitzedienstag war ein typischer Tag für das uneinheitliche Bild, das der Platz abgibt: Drabben war morgens im Café Geschwisterherzen frühstücken. Zu diesem Zeitpunkt bot der Platz einen traurigen Anblick mit trinkenden, die Café-Besucher anbettelnden Männern und  über den Platz verteiltem Müll. Ein Mann hat sich sogar irgendwo auf den Boden zum Schlafen hingelegt; Drabben hat ihn fotografiert. „Irgendwann kam dann der Kommunale Ordnungsdienst und hat die Männer mehr oder weniger vertrieben“, berichtet Drabben weiter; problemlos sei das nicht gewesen; es gab Diskussionen, Widerspruch, Palaver.

Den gröbsten Dreck wie Papier hat dann ein WDR-Team weggeräumt, das über die Wasserspiele hinweg Bilder vom Museum drehen wollte und den Müll am Brunnen aufklaubte und wegwarf. Auch Dezernent Schön und Kollegen waren an diesem Tag dort unterwegs, um sich ein Bild zu machen und mit den Trinkern zu reden.

Zur Mittagszeit an diesem Dienstag waren wir von der RP auf dem Platz für Temperaturmessungen – zu diesem Zeitpunkt ergab sich ein ganz anderes Bild: Keine Trinker, kein nennenswerter Müll, auf der Bank an dem Baum saßen ein paar Mütter und beobachteten ihre ausgelassen in dem Brunnen tobenden Kinder: Eine perfekte Idylle, es fehlte nur noch Joe Cockers „summer in the city“. 

Die Ratsgruppe  „Freie Wähler“ haben Drabbens Eindrücke zum Anlass genommen, im Rat einen Antrag für einen „Aktionsplan“ für den Beuys-Platz auf den Weg zu bringen. Darin fordert die Ratsgruppe eine regelmäßige Bestreifung des Platzes; Alkohol konsumierende oder alkoholisierte Besucher sollen aufgefordert werden, den Platz zu verlassen, der Kommunalbetrieb soll Hundekotbeutel zur Verfügung stellen, Reinigungsintervalle sollen erhöht werden. Anwohner und Nutzer des Platzes sollen zudem sensibilisiert werden, die Blindenleitspur nicht zu verstellen.

„Das Konzept Helfen und Handeln ist ein guter Ansatz, aber es muss sich merkbar etwas in der Innenstadt und vor allem am Beuys-Platz  tun, damit wir den Platz nicht wie den Theaterplatz an die Szene verlieren und ein weiterer Teil der Innenstadt herunterkommt,“ so Drabben.

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