Theaterball in Krefeld Ladies’ Night: Damenball im Theater

Krefeld · Gut 1100 Besucher fanden sich beim Theaterball in Krefeld ein. Das Theater hatte Statisten aktiviert, und die waren in Gewänder von der Biedermeierzeit bis in die 1920er Jahre gekleidet. Die Gäste tanzten bis zum frühen Morgen.

 Zeigt her eure Kleider: Kostüme von der Biedermeierzeit bis zu den 20er Jahren präsentierten die Schauspieler beim Theaterball.

Zeigt her eure Kleider: Kostüme von der Biedermeierzeit bis zu den 20er Jahren präsentierten die Schauspieler beim Theaterball.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Verwundert mochte man sich im Theaterfoyer die Augen reiben. War der Theaterball als Kostümfest konzipiert? Hatten da einige den Aschermittwoch verschlafen und wähnten sich noch im Karneval? Natürlich nicht. Aber das Theater hatte auch die Statisterie aktiviert, und die belebte das Geschehen mit farbigen Kostümen - von der Biedermeierzeit bis in die 1920er Jahre. Die rund 1.100 Teilnehmer der Veranstaltung kamen im passenden Zivil, weder im Frack noch im T-Shirt. Die Stimmung in den Veranstaltungsräumen, im Foyer und an den den Ständen für Speis’ und Trank war ungekünstelt und fröhlich.

Es ging nicht gleich mit dem Tanzen los. Zunächst einmal galt es, sich in beschwingte Weisen einzuhören. Im restlos besetzten Großen Saal intonierten die schwungvoll agierenden Niederrheinischen Sinfoniker die Klassiker der leichten Muse wie Johann Strauß, Carl Zeller, Offenbach oder Kálmán. Wie in Operette und Musical nicht ungewöhnlich, drehten sich die sängerischen Beiträge um die Liebe und die damit verbundenen Vorsätze, Probleme und Verwicklungen. Getreu dem Veranstaltungsmotto „Ladies Night“ stand dabei meist die weibliche Sicht im Vordergrund. „Kämpfe nie mit Frauen“ lautete ein gut gemeinter Rat aus Zellers „Der Vogelhändler“. „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“, sang Gabriela Kuhn und griff damit eine Fragestellung auf, die die legendäre Fritzy Massary schon vor einem Jahrhundert beschäftigte. Deutlich zurückhaltender agierte da Sophie Witte mit Lehárs „Ich bin eine anständige Frau.“ Was die Sängerin betrifft, behauptet selbstverständlich auch niemand etwas anderes. Was die Rolle der Valencienne in der „Lustigen Witwe“ angeht, sind allerdings Zweifel erlaubt. Denn die zieht sich bei passender Gelegenheit dann doch mit dem Diplomaten-Tenor Rosillon in einen stillen Pavillon zurück. Aber das ist eine andere Geschichte.

Kein Pavillon, aber ein Gitter wurde auf ein Zeichen von Intendant Michael Grosse von den Technikern des Theaters nach dem Eröffnungsprogramm mit sicherem Know-how aufgebaut, denn dann forderte Dirigent Andreas Fellner das Publikum zum Walzertanz auf der Bühnenfläche auf. Und da galt es, die Sicherheitsbestimmungen zu beachten. Schließlich war Vorsorge zu treffen, dass kein Tanzwütiger von der Bühne fiel. Professionelle tänzerische Leistungen waren schon vorher zu bewundern gewesen: mit einem Ballett zu einem Vivaldi-Presto nach der Choreographie von Robert North.

Nach und nach füllte sich die Tanzfläche, allmählich wurde es sogar ziemlich eng. Die Niederrheinischen Sinfoniker steuerten süffige Walzer von Johann Strauß und Franz Lehár bei („Wein, Weib und Gesang“, „Wiener Frauen“ und „Ballsirenen“). Wer es lieber etwas lauter und aktueller hatte, war in der Mediothek bei „Petrocelli pop & soul“ gut aufgehoben. Auch hier wurde auf das Motto „Ladies Night“ Bezug genommen; die Band erinnerte an Musiktitel, mit denen sich männliche und weibliche Homosexuelle an die Öffentlichkeit wagten.

Freunde des Big-Band-Swings der 1930er bis 1950er Jahre kamen im Großen Saal mit dem „Jochen Harman-Hilter Swing Orchestra“ auf ihre Kosten. Noch mehr war für die Bühne im Großen Saal vorgesehen: Sabina Murza & Band, eine Tanzanimation mit Udo Kostorz und die Mitternachtsshow zum Thema „Kann den Liebe Sünde sein?“

Frei nach Schiller ließe sich resümieren: „Wer zählt die Mitwirkenden, nennt die Namen?“ Auch Disco war eingeplant, dafür standen DJ York und DJ Mr. Smith bereit. Zeit genug war vorhanden. Der Schluss war für drei Uhr vorgesehen, was mit der Umstellung auf die Sommerzeit mit schon vier Uhr zu übersetzen war.

 Udo Kostorz (Mitte) forderte in seiner Tanzanimation die gut 1100 Gäste auf, selbst aufs Parkett des großen Saals zu gehen.

Udo Kostorz (Mitte) forderte in seiner Tanzanimation die gut 1100 Gäste auf, selbst aufs Parkett des großen Saals zu gehen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Reichlich Musik zum Tanzen gab es beim Theaterball - und für jeden Geschmack war etwas dabei.

Reichlich Musik zum Tanzen gab es beim Theaterball - und für jeden Geschmack war etwas dabei.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Das Theater hatte ordentlich aus dem Kostümfundus geschöpft.

Das Theater hatte ordentlich aus dem Kostümfundus geschöpft.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)
 Im Glasfoyer sang Alexandra das Stück „Mein Freund, der Baum“.

Im Glasfoyer sang Alexandra das Stück „Mein Freund, der Baum“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Theaterball ist inzwischen schon zu einer Tradition geworden. In diesem Jahr fand er zum 19. Mal statt. Ins Leben gerufen wurde er vom damaligen Intendanten Jens Pesel. Als 2010 Michael Grosse die Intendanz übernahm, setzte er die beliebte Veranstaltung fort.

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