Krefeld Theaterball — ein Feuerwerk guter Unterhaltung

Krefeld · Unter dem Motto "Stars & Stripes" genossen die Besucher im Theater und in der Mediothek Musik, Tanz und gutes Essen.

"Stars and Stripes" beim Krefelder Theaterball 2013
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"Stars and Stripes" beim Krefelder Theaterball 2013

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"I like to be in America" — diese Zeile aus Leonard Bernsteins "West Side Story" schien am Samstagabend beim Ball in Stadttheater und Mediothek allen, Künstlern und Publikum, aus der Seele zu sprechen. Und dass man fünf Jahre nach dem Lehman-Desaster und eine Legislaturperiode nach Bush jr. unter dem Motto "Stars & Stripes" in Deutschland wieder ein fröhliches Fest feiern kann, ist sicher nicht ganz selbstverständlich.

Umso gelöster war die Stimmung zwischen blau-rot-weißer Dekoration und unter dem verführerischen Augenaufschlag einer riesigen Marilyn Monroe an der Wand des Treppenaufgangs. Generalintendant Michael Grosse fasste sich in seiner Begrüßung norddeutsch kurz und dankte vor allem den SWK für ihr Sponsoring; dann entrückte das Ensemble die Gäste unwiderruflich dem nasskalten Alltag.

Aus "The Enchantress", "The Wizard of Oz", "Billy The Kid", "New York, New York” und eben der "West Side Story” hatten Dirigent Andreas Fellner und Choreograph Robert North einen spritzigen Reigen gesungener und getanzter Musical-Melodien zusammengestellt. Zu den Stars dieses Programmblocks zählten Debra Hays, Nele van Deyk, Gabriela Kuhn und Walter Planté. "Sie haben jetzt bis zur Eröffnung des Büfetts noch genug Zeit, einen Walzer zu tanzen, ohne befürchten zu müssen, dass man Ihnen etwas wegisst", witzelte danach Gastgeber Grosse, und stellvertretend für die äußerst zahlreich vertretene Krefelder Prominenz seien hier die Eheleute Will und Sigrun Cassel genannt, die ihrem stolzen Alter zum Trotz mit als Erste die zum Tanzen freigegebene große Bühne nutzten. Das "Buffet à la Hollywood" mundete prächtig.

Dass man aber die vier Tischzeilen künftig nicht im selben Gang, sondern entzerrt aufstellen möge, war der einzige Kritikpunkt, der aus dem Publikum zu hören war. Ein Fleckchen zwischen den Wartenden, auf dem ein junger Mann von seiner Begleiterin Nachhilfeunterricht im Tanzen bekam, war dennoch frei geblieben.

Im großen Saal übernahmen nach den Walzern der Niederrheinischen Sinfoniker das Hartmann-Hilter-Swing-Orchestra und die Band "beets 'n' berries" die Tanzmusik; regen Zuspruch fand auch Tanzlehrer Udo Kostorz. "Sie erleben jetzt die schnellsten Füße Krefelds — Ihre eigenen", verkündete er, als er mit seinen eifrigen "Schülern" von einer Light-Version des Charleston zum "Night Fever"-Disco überging. Derweil konnte sich nebenan auch Hausherr Helmut Schroers in der Mediothek über beste Stimmung seiner Gäste freuen. Zu den Klängen der mitreißenden "Petrocelli pop & soul" schwenkte man im Atrium Beine und Hüften, und als Joachim Henschke und Esther Keil, begleitet von der ausgezeichneten Willi-Haselbek-Band, Tim Hardins "If I Were A Carpenter" anstimmten, konnte man sich tatsächlich an Johnny Cash und June Carter erinnert fühlen.

Ab 21.30 Uhr fluteten die Gäste zwischen beiden Häusern hin und her und beehrten unterwegs die Kaffee-Bar der Mediothek, denn schließlich wurde auch diese Ballnacht eine lange. Im Glasfoyer des Theaterhauses bot zunächst Bar-Pianist André Parfenov dezente Unterhaltung, später schlug das famose Multiphonic-Saxofonquartett der Musikschule Krefeld das American Songbook auf, bis Debra Hays und Andrew Nolen, begleitet von Karsten Seefing am Klavier, mit Liedern aus dem Musical "Oklahoma" ihrer gemeinsamen Heimat huldigten.

Sie kommen beide aus diesem US-Staat. Schier geborsten wäre der große Saal, als Adrian Linke und Michael Kamp, wieder mit der Willi-Haselbek-Band, als "Blues Brothers" im Auftrag des Herrn das absolute Highlight des Abends setzten. Mit "Everybody Needs Somebody", "Soul Man" und weiteren Hits rockten sie den Saal: Selbst Hochbetagte hielt es nicht still in den Sitzen, und mancher hielt das Ereignis mit zuckender Handy-Kamera fest. Klar, dass man danach auch selbst noch bis in den früheren Morgen tanzen musste.

(jco)
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