Krefeld Theater zeigt Hitlers Lieblingsoper "Rienzi"

Krefeld · Wagners frühe Oper war im NS-Regime sehr beliebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie verbannt. Premiere ist am 9. März.

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Foto: ddp

2013 ist Wagner-Jahr — und das Theater Krefeld/Mönchengladbach setzt zwischen die Gedenktage 13. Februar (130. Todestag von Richard Wagner) und 22. Mai (200. Geburtstag) eine Produktion, die überregional für Aufsehen sorgen wird: Am 9. März hat im Krefelder Haus die Oper "Rienzi" Premiere. "Als bundesweit einziges Haus präsentieren wir eine Neuinszenierung von Wagner", teilt Theatersprecherin Saskia Fetten mit. "Die Inszenierung dieses politisch brisanten Werkes erarbeitet der versierte Opernregisseur Matthias Oldag, der zuletzt mit seiner Tannhäuser-Regie anlässlich der Wagner-Tage in Budapest große Beachtung fand."

Auch in Bayreuth — zum Beispiel — steht "Rienzi" auf dem Spielplan, aber die dort ab 7. Juli gezeigte Inszenierung von Matthias von Stegmann (Musikalische Leitung: Christian Thielemann) wird vom Leipziger Theater übernommen.

"Rienzi" ist ein heißes Eisen. Denn die Oper, mit der Richard Wagner 1842 der musikalische Durchbruch gelang, wurde von den Anhängern des Nationalsozialismus gefeiert. Adolf Hitler soll als Jugendlicher bei einer "Rienzi"-Aufführung in Linz seine Liebe zu Wagners Musik entdeckt haben. "Rienzi" nannte er seine Lieblingsoper. Heldentum und Glorifizierung eines Staatsmannes passten in das propagandistische Repertoire des Nationalsozialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg galt die Oper über Aufstieg, Macht und Fall eines Volksführers als "protofaschistisch" und wurde nur noch selten aufgeführt. Richard Wagner, der die Geschichte um seinen tragischen Titelhelden dem Schicksal des römischen Volkstribuns Cola di Rienzo (1313-1354) entlehnt hat, distanzierte sich von seinem Frühwerk. Er nannte die Oper eine "Jugendsünde" und wegen des Bombasts mancher Arien auch "Schreihhals". Und der Komponist, der selbst nie den Glauben daran trüben ließ, dass er ein Genie sei, wollte das Werk nicht in seinen Kanon aufgenommen wissen.

Auf dem Hügel hatte "Rienzi" lange keinen Zutritt. Erst 2008, als Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier den Bayreuther Kanon überarbeiteten, haben sie das Werk aufgenommen. Richard Wagner hat in "Rienzi" die politisch turbulenten Jahre vor der Märzrevolution 1848 verarbeitet. Heute stellen Inszenierungen vor allem das politische Intrigenspiel verfeindeter Familien und die erotische Dreiecksbeziehung zwischen Rienzi, Irene und deren Geliebtem Adriano in den Mittelpunkt.

In Krefeld wird der international gefragte Wagnersänger Jon Ketilsson die Titelpartie singen. Der isländische Tenor gehörte bis 2000 zum Ensemble der Oper Köln. Seitdem ist er freischaffend tätig — unter anderem an der Opéra Lausanne und an der Opéra National in Paris sowie bei den Salzburger Festspielen.

(RP)
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