Theater Krefeld Robert Norths getanzte Memoiren

Krefeld · Der erste Flirt mit Ehefrau Sheri Cook, Eindrücke aus Kuba und Gedanken zur Musik Schostakowitschs hat der Ballettdirektor zum Tanzabend verbunden. Samstag ist Premiere.

 Die Skyline von New York ist die Kulisse für die Geschichte geschäftiger junger Leute. Getanzte Short Stories will Robert North in „Souvenirs aus West und Ost“ erzählen.

Die Skyline von New York ist die Kulisse für die Geschichte geschäftiger junger Leute. Getanzte Short Stories will Robert North in „Souvenirs aus West und Ost“ erzählen.

Foto: Matthias Stutte

George Gershwin und Leonard Bernstein standen oben auf der Wunschliste von Robert North. Und auch Aretha Franklins Emanzipationshymne „Respect“. Es kribbelte ihn in jedem Muskel, daraus einen Tanzabend zu machen. Musik, die die Compagnie lieben wird. Die zündende Idee für eine Geschichte fand der Ballettchef des Theaters in der eigenen Biografie: Robert North ist viel herumgekommen in der Welt, hat die unterschiedlichsten Menschen mit den ungewöhnlichsten Geschichten getroffen und auch selbst viel erlebt. Zu seiner Wunschmusik passen die Straßen von New York. Und auch an Kuba, das er als junger Mann bereiste, als Fidel Castro noch keine Rolle spielte und das Land sehr westlich war, hat er zahlreiche flirrende Erinnerungen: „Souvenirs aus West“. Der erste Teil eines neuen Ballettabends war fast geboren. „Ich brauchte natürlich auch den Kontrast“, sagt North. Und der lag im Osten, genauer in Russland, wo North die Aufbruchstimmung der 1990er Jahre erlebte. Zur Musik von Schostakowitsch wird das Tanzensemble die russische Geschichte von der Oktoberrevolution bis in die Gegenwart auffächern. Am Samstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, hat die Uraufführung „Souvenirs aus West und Ost“ Premiere im Theater.

Es sind persönliche Erinnerungen, die North diesmal auf die Bühne bringt. Er erzählt von dem Spaziergang in New York, bei dem er sich in Sheri Cook verliebt hat - seit vielen Jahren ist sie seine Partnerin im Leben und im Tanz. Und dann gab es den Moment in Russland, als eine seltsame Gestalt in einem Mantel sie verfolgte. „Als es Sheri reichte, ist sie auf den Mann zugegangen und hat gefragt, was er will. Er öffnete den Mantel — wir wussten nicht, ob er vielleicht Waffen darunter hatte. Aber es waren Balletttickets“, erzählt North. Auch diese Szene wird das Publikum in der Uraufführung erleben. „Und man wird staunen, welche leichte und fröhliche Musik Schostakowitsch geschrieben hat“, sagt Dramaturgin Regina Härtling. Die andere Seite, den Druck unter Stalin, wird man ebenfalls hören.

„Mit dem Bühnenbild werden wir die Orte klar kennzeichnen“, sagt Ausstattungsleiter Udo Hesse. Es gibt ein New York der 60er Jahre, ein zeitlich abstraktes Kuba mit Strandatmosphäre und eine Zeitreise durch Russland.

Andreas Fellner wird die Niederrheinischen Sinfoniker dirigieren: „Die Musikauswahl wird hoffentlich nicht nur den Zuhörern gefallen, sie macht auch uns Musikern im Orchestergraben viel Freude. Denn Musik, zu der unsere Compagnie gut tanzen kann, ist meist eine sehr rhythmische, energetische Musik. Jazz-, Soul- und Bigbandmusik haben die ausgewählte Musik beeinflusst.“ An Dmitri Schostakowitsch, dessen Biografie und Werk sehr eng mit Russlands politischer Geschichte im 20. Jahrhundert verbunden ist, werde die Zerrissenheit zwischen Fröhlichkeit und Depression, Leichtigkeit und Bedrückung, Witz und Tod zu hören sein.

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