Theater Krefeld Hummer aus der Oper sucht neue Aufgabe

Krefeld · Das Theater hat den Fundus geräumt. In der Fabrik Heeder wurden Kostüme aus früheren Inszenierungen verkauft.

 Die Schlange bildete sich schon früh vor der Fabrik Heeder.

Die Schlange bildete sich schon früh vor der Fabrik Heeder.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Hummerkostüme haben in  der Oper „Maskerade“ Mitglieder des Orchesters getragen, jetzt suchen sie ein neues Zuhause und werden in ihrem zweiten Leben wahrscheinlich Karnevalskostüme. Um kurz nach zehn Uhr hat sich am Samstag schon eine lange Schlange vor der Fabrik Heeder gebildet. Alle wollen möglichst als erste ins Gebäude, um eins der Kostüme zu ergattern, die aus dem Fundus des Theaters Krefeld Mönchengladbach aussortiert wurden. Alle suchen aus unterschiedlichen Gründen nach einem neuen Stück: Marie Küsters inszeniert für ihre Schule in Rheydt das Theaterstück „Tanz der Vampire“ und hofft, schöne Kostüme dafür zu finden. Anette Spitz und ihre sechsjährige Tochter Elisa suchen etwas für Karneval. Ramona Feige hat schon einige Inszenierungen des Theaters gesehen. „Ich bin neugierig, was mich erwartet“, erzählt sie. „Vielleicht finde ich etwas, das mich an ein Stück erinnert.“

Den Kostümverkauf des Theaters gibt es jedes Jahr, immer abwechselnd in Krefeld und in Mönchengladbach. Im vergangenen Jahr fand er beim Kulturmarkt in Mönchengladbach statt, dieses Jahr ist er in der Fabrik Heeder.

 Der Hummer hatte ein Vorleben in der Oper

Der Hummer hatte ein Vorleben in der Oper

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Der Fundus des Theaters setzt sich aus 45.000 Kostümen zusammen. Viele wurden handgefertigt und sind Unikate. Doch da die Kleidungsstücke oft sehr individuell auf die Inszenierung zugeschnitten sind, ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass sie in einem der folgenden Stücke erneut Verwendung finden. Der Platz des Theaters ist begrenzt, einige Teile müssen raus. „Die Sachen sind teilweise so skurril, dass man sie nicht nochmal verwenden kann“, erzählt Sebastian Rosenkranz, Mitarbeiter in der Kostümabteilung. „Wenn man sich entscheiden muss, was bleiben darf und was nicht, wird man sentimental.“ Für die Sortierung braucht die Kostümabteilung mehrere Wochen.

 Dieser Pilz hat für 120 Euro einen neuen Abnehmer gefunden

Dieser Pilz hat für 120 Euro einen neuen Abnehmer gefunden

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Um 10.45 Uhr werden zehn Besucher zum Frühverkauf in den Saal gelassen. Sie hatten mit mehr als 400 weiteren Interessierten für den frühen Eintritt beworben, indem sie den Newsletter des Theaters abonnierten. Der Raum, in dem die Stücke auf knapp 20 Ständern ausgestellt sind, ist spärlich beleuchtet und hat hohe Decken. Es stehen Kisten mit Accessoires herum, in denen sich Schuhpaare für drei Euro, ausgefallene Hüte, riesige Pantoffeln und Helme befinden. Auffallend ist ein Paar Schuhe in Form von Vogelfüßen. Christiana Hennig aus der Kostümabteilung erinnert sich: „Ich weiß noch, dass die Schuhe von Statisten getragen wurden, die eine Sänfte tragen sollten. Man hat nichts gesehen außer ihren Füßen.“

 Aus welcher Produktion dieses Stück stammt, ist nicht mehr bekannt.

Aus welcher Produktion dieses Stück stammt, ist nicht mehr bekannt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Das günstigste Teil kostet lediglich 50 Cent, aufwendige Kostüme bis zu 120 Euro. Die schönsten Textilien sind auf Ständern aufgestellt. „Für die Theatermitglieder ist das Ereignis auch jedes Mal ein Highlight“, erzählt Pressesprecherin Sabine Mund. „Sonst sehen wir die Kostüme ja meistens auch nicht aus dieser Nähe.“

 Silber und Glitzer: Das ist was für den großen Auftritt

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Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Um elf Uhr werden dann auch die anderen Besucher hereingelassen. Wie ein Schwarm Heuschrecken fallen sie über die Kostüme her, jeder will noch ein hübsches Teil für sich ergattern. Die sechsjährige Elisa hat etwas für sich gefunden. Stolz trägt sie ein orangefarbenes Kostüm mit einem Helm, das ihr beinahe bis zu den Füßen reicht. „Ich bin ein Pirat“, erzählt sie freudig. Sie und ihre Mutter haben sich schon einige Inszenierungen im Krefelder Theater angesehen, unter anderem Aschenbrödel, Rigoletto und Räuber Hotzenplotz. „Ich finde, das Spannende ist, dass die Teile alle eine Geschichte haben und man die Stücke kennt, in denen sie getragen wurden“, findet Elisas Mutter Anette Spitz.

 Innerhalb einer Stunde sind die Ständer beinahe vollständig leer. Einige mit Blut bekleckerte Kittel haben keinen Abnehmer gefunden, doch die Hummerkostüme haben alle ein neues Zuhause gefunden.

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