Krefeld Teure Kanalprüfung für alle

Krefeld · Krefelds Hausbesitzer und Mieter müssen mit happigen Extrakosten rechnen: Bis Ende 2015 sollen sie ihre Abwasserleitungen auf Dichtheit prüfen lassen. Das kostet einige hundert Euro.

Rund 60 Prozent aller Rohre sind vermutlich defekt. Wer in einer Wasserschutzzone wohnt, muss die Leitungen voraussichtlich schon bis Ende nächsten Jahres prüfen lassen.

Mit welchen Kosten muss ich für die Dichtheitsprüfung rechnen?

Das kommt auf die Länge des Abwasserkanals und auf die Methode der Dichtheitsprüfung an. Die Eigentümer sind für die Dichtheit von privaten, erdverlegten Abwasserleitungen bis zum Anschluss an die öffentliche Abwasseranlage verantwortlich — also auch für den Teil, der unter der öffentlichen Fläche liegt. Bei einer durchschnittlichen privaten Kanallänge von sechs Metern betragen die Kosten für die Dichtheitsprüfung mithilfe einer kleinen Kamera grob 200 bis 400 Euro, wird statt mit der Kamera mit Druckluft gemessen, belaufen sich die Kosten etwa auf 400 bis 600 Euro.

Bis wann muss ich die Prüfung gemacht haben?

Das kommt darauf an, wo Sie wohnen. Als erstes sind Hausbesitzer in Wasserschutzzonen dran, deren Leitungen vor dem 1. Januar 1965 errichtet wurden sowie Abwasserleitungen, die zur Fortleitung industriellen oder gewerblichen Abwassers dienen und vor dem 1. Januar 1990 errichtet wurden. Sie müssen die Dichtheitsprüfung bis spätestens 31. Dezember 2012 nachweisen. Für alle anderen privaten Abwasserleitungen gilt der 31. Dezember 2015.

Wie viele Haushalte in Krefeld sind davon betroffen?

Alle. Das sind 100 000 Haushalte mit gut 1500 Kilometern Kanal.

Kann ich die Art der Prüfung frei wählen?

Die erlaubten Arten der Prüfungen werden per städtischer Satzung festgelegt. Die Satzung für die Dichtheitsprüfung in Wasserschutzzonen soll in der nächsten Ratssitzung Mitte Februar beschlossen werden. In dem Entwurf steht, dass in der Wasserschutzzone die preisgünstigere Prüfung mithilfe einer Kamera nur in Abstimmung mit der Stadt als ausreichend angesehen wird. Grund sind nach Ansicht der Verwaltung mögliche Fehlinterpretationen (wenn beispielsweise Dichtungsringe fehlen, könne das mit der Kamera-Untersuchung bei neuen oder erneuerten Abwasserleitungen nicht erkannt werden). In der jüngsten Ratssitzung setzte sich der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion dafür ein, dass auch optische Kontrollen in die Satzung aufgenommen werden. In den nächsten Tagen soll es dazu ein interfraktionelles Gespräch geben.

Muss ich einen Spezialisten mit der Prüfung beauftragen?

Ja. Die Stadt akzeptiert nur Prüfungen von zertifizierten Sachverständigen. Zurzeit gibt es in Krefeld genau ein Dutzend Firmen, bei denen entsprechende Sachverständige arbeiten (Liste links unten). Dazu gehört auch die Stadtwerke-Tochter SWK Setec. Weitere Firmen werden hinzukommen. Das NRW-Umweltministerium veröffentlicht eine aktuelle Liste im Internet unter www.sadipa.it.nrw.de/Sadipa. Beim Einholen der Angebote sollten Sie darauf achten, dass alle Leistungen, wie zum Beispiel die Reinigung und die vollständige Dokumentation, enthalten sind. Tipp: Beauftragen Sie Dichtheitsprüfungen gemeinsam mit Ihren Nachbarn und informieren Sie sich, ob in Ihrer Straße entsprechende Arbeiten der Stadt geplant sind.

Wie wahrscheinlich ist es, dass meine Abwasserleitung defekt ist?

Leider sehr wahrscheinlich. Experten gehen davon aus, dass rund 60 bis 70 Prozent aller privaten Abwasserleitungen nicht dicht sind. Zeigt die Dichtheitsprüfung einen Defekt an, muss er repariert werden. In den seltensten Fällen muss für die Sanierung aber der Boden geöffnet werden.

Wie teuer wird eine Reparatur?

Wenn der Verbindungskanal zwischen Haus und öffentlichem Kanal nur kurz und nur an einer Stelle beschädigt ist, beispielsweise durch einen Bruch, dann kann die Fachfirma das schnell mit einer harzgetränkten Glasfaser-Manschette reparieren, die punktgenau in den Kanal eingeführt wird. Die Kosten dafür betragen rund 250 Euro. Bei einer Komplett-Sanierung des Abwasserkanals werden durchschnittlich etwa 160 bis 170 Euro fällig — und zwar pro Meter Kanallänge. Das Umweltministerium NRW empfiehlt: Keinesfalls sollten Sie sich von einer Untersuchungsfirma zu einer sofortigen Sanierung überreden lassen. Empfehlenswert ist es, sich unabhängigen Rat und weitere Angebote einzuholen, um vergleichen zu können. Sind Leitungen unter der Bodenplatte verlegt, sollte in jedem Fall geprüft werden, ob diese aufgegeben werden können und die neue Leitung hoch liegend aus dem Haus geführt wird. Damit kann vielfach auch der erforderliche Schutz gegen Rückstau realisiert werden.

Warum müssen die privaten Abwasserleitungen überhaupt überprüft werden?

Sind Leitungen undicht, sickert entweder das Schmutzwasser aus der undichten Leitung und verunreinigt Boden und Grundwasser oder es dringt Grundwasser in die Leitung ein, vermischt sich mit dem Schmutzwasser und muss in der Kläranlage teuer gereinigt werden. Das Landeswassergesetz schreibt deshalb vor, dass Abwasserleitungen grundsätzlich dicht sein müssen.

Muss ich künftig erneut prüfen lassen?

Ja. In der Regel soll die Prüfung alle 20 Jahre wiederholt werden. Genaueres wird in der Satzung der Stadt Krefeld stehen, die Mitte nächsten Monats im Stadtrat beschlossen wird.

(RP)
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