Terror in Paris Krefelderin war kurz vor Anschlag auf Monsigny-Straße

Krefeld · Die frühere SPD-Ratsfrau Simone Klein war in Paris kurz vor dem Attentat dort, wo der Täter gemordet hat. Hätte es nicht geregnet, wäre sie wohl noch auf der hübschen und trotz des Regenwetters belebten Monsigny-Straße gewesen.

 Simone Klein, hier in einem Café in Krefeld. Sie saß bis April 2017 für die SPD im Rat, gab ihr Mandat aber auf, weil sie beruflich viel reisen muss. Diesmal war sie in Paris.

Simone Klein, hier in einem Café in Krefeld. Sie saß bis April 2017 für die SPD im Rat, gab ihr Mandat aber auf, weil sie beruflich viel reisen muss. Diesmal war sie in Paris.

Foto: Lammertz

Als am Samstag ein mutmaßlicher Terrorist im Zentrum von Paris Passanten angegriffen und einen 29-jährigen Mann ermordet hat, war eine Krefelderin kurz zuvor an der Stelle, an der der Angriff geschah: Simone Klein, frühere SPD-Ratsfrau, hat rund 45 Minuten vor dem Terrorangriff die Stelle auf der Monsigny-Straße passiert, wo die Bluttat geschah. "Es hat geregnet, ich wollte deshalb rasch ins Hotel. Hätte es nicht geregnet, wäre ich womöglich noch draußen geblieben. Das Viertel ist hübsch, belebt; es gibt Cafés, kleine Restaurants, und die großen Kaufhäuser Galeries Lafayette und Printemps sind in der Nähe - die Straße war trotz des Regenwetters sehr belebt", berichtete sie gestern unserer Redaktion. "Es macht einen schon nachdenklich, dass es nur Zufall war, dass es einen nicht getroffen hat."

Das Hotel von Simone Klein lag quasi um die Ecke, nur fünf Minuten vom Tatort entfernt. "Ich habe, als ich im Hotel war, Tatütata gehört, aber ich habe mir zunächst nicht viel dabei gedacht. Paris ist eben eine Weltstadt; Polizeieinsätze gehören zum Geräuschbild der Straßen", sagt sie. Erst aus den Nachrichten hat sie dann mit Schrecken gehört, dass da vor ihre Nase ein Terrorangriff geschehen war. "Die Schüsse", sagt sie, "habe ich nicht gehört. Die Hotelzimmer lagen nach hinten 'raus."

Als klar war, was da gerade vor sich gegangen war, hat sie zum Telefon gegriffen. "Ich habe erst einmal meine Mutter und meinen Bruder angerufen und gesagt, dass mit mir alles in Ordnung ist und sie sich keine Sorgen zu machen brauchen." Der Gedanke, dass es purer Zufall war, nicht dort gewesen ist, wo ein Mensch gestorben ist, hat sie den Abend über begleitet. "So ist Terror, er trifft willkürlich Unschuldige", sagt sie.

 Die Rue de Monsigny bei Tag: Sie ist Teil eines beliebten Ausgeh- und Theaterviertels mit Restaurants und Bars.

Die Rue de Monsigny bei Tag: Sie ist Teil eines beliebten Ausgeh- und Theaterviertels mit Restaurants und Bars.

Foto: afp

Überall Kontrollen

Paris, so berichtet sie weiter vom Wochenende, lebt mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. "Man kommt ohne Kontrolle in kein größeres öffentliches Gebäude", sagt sie, "ob der Louvre, ob Lafayette oder Printemps: Überall werden am Eingang die Taschen kontrolliert." Ihr fiel auf, dass bei Lafayette der Haupteingang geschlossen und nur ein deutlich kleinerer Nebeneingang geöffnet war. "Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass man dort besser kontrollieren kann." Sie selbst hatte beim Gang ins Lafayette einen kleinen Rucksack dabei - auch er wurde durchsucht.

Das alles ist wohl im Treiben der Stadt nicht sonderlich auffällig, sagt sie auch; die Stimmung, so ihr Eindruck, ist nicht angstbesetzt, das Leben in Paris nimmt seinen Lauf. Die Stadt ist geprägt von Wachsamkeit, aber sie lebt und vergnügt sich. Erst im Wissen um den Terroranschlag fielen Simone Klein die Vielzahl der Kontrollen besonders ins Auge; sie betont auch mit Respekt, wie schnell die Polizei am Ort des Verbrechens war und den Täter erschossen hat.

Klein ist am Sonntag mit dem Zug wieder aus Paris nach Krefeld gereist. Die Zahl der Sicherheitskräfte schien ihr vor allem am Bahnhof Gare du Nord noch einmal deutlich erhöht; wieder habe es zahlreiche Kontrollen gegeben.

Der Anschlag ereignete sich am Samstag gegen 21 Uhr Ortszeit auf der Rue Monsigny im zweiten Arrondissement von Paris. In der Gegend gibt es viele Kneipen und Theater. Der Täter ist ein mutmaßlicher Islamist. Er hat einen 29-jährigen Passanten mit einem Messer getötet und vier weitere Menschen zum Teil schwer verletzt, bevor die Polizei ihn stoppte. Der Täter stammt nach Polizeiangaben aus Tschetschenien und war den französischen Behörden als Gefährder bekannt, galt aber nicht als sehr gefährlich. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff rasch für sich reklamiert. Der Terrorverdächtige wurde 1997 in Tschetschenien geboren und war französischer Staatsbürger, wie Ermittlerkreise der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Der Angreifer soll bei seinem Angriff "Gott ist groß" auf Arabisch gerufen haben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort