Krefeld Teppichhändler- Prozess: Abzocke im großen Stil

Krefeld · Vier Männer sollen Senioren Ramschware überteuert verkauft haben. Dabei verdienten sie zigtausend Euros.

Wegen gewerbsmäßigen Betrugs muss sich zurzeit eine mutmaßliche Bande von Teppichhändlern vor dem Krefelder Landgericht verantworten. Die vier Angeklagten sollen gezielt alte Menschen gesucht haben, um ihnen Ramschware als Qualitätsprodukte zu verkaufen. Die Verkaufsgespräche bei den Kunden sollen sie außerdem für Diebstähle genutzt haben.

Äußern wollten sich die Angeklagten zu den Vorwürfen beim gestrigen Prozessauftakt nicht. Einlassungen zu einem späteren Zeitpunkt seien aber möglich, stellten ihre Verteidiger in Aussicht. Zuerst wolle man allerdings ausloten, welche Strafe die Mandanten erwarte. Ihre Verteidigungsstrategie ließen die Anwälte schon durchblicken: Es gehe nicht um Betrug, sondern um Anpreisen der Ware, die im Wettbewerb üblich ist. Auch ein Preisaufschlag von 1000 Prozent sei in dem Gewerbe nicht unüblich. "Das ist ein ganz normales Marktverhalten."

Die Staatsanwaltschaft dagegen wirft den Männern eine besonders üble Masche des Betrugs und des Diebstahls vor. Anhand der Vornamen hätten sie gezielt ältere Kunden ausgesucht. Einer der Angeklagten, ein 47-jähriger Krefelder, sei dafür zuständig gewesen, Namen und Adressen herauszufinden und per SMS weiterzuleiten. Die Daten habe ein bereits vorbestrafter 27-Jähriger erhalten und die späteren Opfer besucht. Zum Kauf seien die Kunden zum Teil mit Drängen und Bitten "überredet" worden.

Der Gewinn war enorm: Ein Teppich, der von einem Gutachter auf knapp 70 Euro geschätzt worden war, soll für 4000 Euro als hochwertige Ware verkauft worden sein. Insgesamt sollen mit Hilfe der beiden Mitangeklagten weit über 20 Kunden auf diese Weise betrogen worden sein. Zwei der Angeklagten sollen außerdem das Krefelder Jobcenter um insgesamt 24 000 Euro gebracht haben. Sie hatten Arbeitslosen-Bezüge kassiert, die ihnen nicht zustanden, da sie zu dem entsprechenden Zeitpunkt ja als Teppichhändler tätig waren.

Der Prozess fand großen Anklang seitens der Familien der Angeklagten. Allein acht Kinder waren anwesend, hinzu kamen gut ein Dutzend Erwachsene. Drei der Angeklagten sind miteinander verwandt. Die Verhandlung wird am kommenden Montag fortgesetzt.

(RP)
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