An Stadt Krefeld SWK zahlen Rekordzuschuss von 30 Millionen Euro

Krefeld · Noch nie haben die Stadtwerke mit 2372 Beschäftigten mehr Mitarbeiter beschäftigt als jetzt, und noch nie haben sie in den zurückliegenden fünf Jahren mehr Geld an die Stadtkasse überwiesen: 15, 9 Millionen Euro als Konzessionsabgaben und 13,3 Millionen Euro an Netto-Dividende.

 SWK-Vorstand Carsten Liedtke

SWK-Vorstand Carsten Liedtke

Foto: Thomas Lammertz

Die 29,2 Millionen Euro bedeuten einen Rekordzuschuss seit 2008 und den dritthöchsten Betrag, seit es die Stadtwerke gibt. Hinzu kommen fünf Millionen Euro an Gewerbesteuer und die Übernahme von 17 Millionen Euro für die Verluste aus dem Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).

 SWK-Vorstand Kerstin Abraham

SWK-Vorstand Kerstin Abraham

Foto: Thomas Lammertz

Obwohl der Umsatz mit rund 1,1 Milliarden Euro stabil geblieben ist, haben sich die Marktbedingungen erheblich erschwert. So ist das Betriebsergebnis um 20,5 Prozent auf 34,1 Millionen Euro, der Konzernjahresüberschuss um 27,6 Prozent auf 19 Millionen Euro gesunken. Die Investitionen sind 2012 um 30,8 Prozent auf 38 Millionen Euro zurückgefahren worden.

Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Hahnen (SPD) lobte die Bereitschaft der "größten rein kommunalen Stadtwerke in Nordrhein-Westfalen", mit Sonderausschüttungen der Stadt auf ihrem Weg zur Haushaltskonsolidierung zur Seite zu stehen. Hahnen erwähnte auch, dass diese Bereitschaft bei der Sparkasse Krefeld fehle.

Als Folge der SWK-Hilfe für die Stadt Krefeld überführt die SWK nur drei Millionen Euro in ihre Rücklage. Das ist deutlich weniger als in den Jahren zuvor, als es jeweils zwischen zehn und 13 Millionen waren. Besonders hart umkämpft ist der Energiesektor. Allein in Krefeld tummeln sich mehr als 100 konkurrierende Anbieter zum Teil mit mehreren Tarifen. "Der Wettbewerb ist härter als bei Bäckereien oder Friseuren", wählte Vorstandssprecher Carsten Liedtke einen anschaulichen Vergleich.

Darüber hinaus stelle die Energiewende komplexe Herausforderungen mit immensen Kosten dar. Schon heute zeichne sich ab, dass die SWK mit ihren Beteiligungen an Gas- und Dampf-Kraftwerken sowie Steinkohle-Kraftwerken jedes Jahr Millionenverluste einfahren werde. Im Zeitraum von 2014 bis 2016 summiere sich das bei derzeitigen Rahmenbedingungen allein für die SWK auf gut 20 Millionen Euro.

Durch die Einspeisung der regenerativen Energien unterliege der Strompreis einem rapiden Verfall. Während also für Strom immer weniger erlöst werden kann, bleiben die Fixkosten für die Kraftwerke konstant. Die Hoffnungen ruhen auf der Politik, dass sie die Energiewende ökologisch und ökonomisch sinnvoll und langfristig steuert.

Auf die Politik — ganz konkret auf Umweltminister Johannes Remmel und die Landesregierung — setzt auch SWK-Vorstand Kerstin Abraham. Damit die mit 100 Millionen Euro erneuerte Müllverbrennungsanlage in Krefeld auch in Zukunft gut ausgelastet sein kann, sollte das Abfallwirtschaftsgesetz so geändert werden, dass den Müllverbrennungsanlagen wieder Kontingente zugewiesen werden. Derzeit zeichnet sich ab, dass viele Kunden der Krefelder Anlage den Rücken kehren, weil sie andernorts deutlich weniger für die Verbrennung ihres Hausmülls zahlen müssen.

Die beiden Vorstände gehen davon aus, dass "nach derzeitiger Planung der Gewinn der SWK künftig abschmelzen" werde. Auch eine Risikovorsorge durch Rückstellungen werde zunehmend schwieriger. Synergien nutzen und Kosten senken sei ein Rezept der Zukunft. Darüber hinaus wollen die SWK sich um die Netze beispielsweise für Gas und Strom in der Region bewerben. Straelen, Wachtendonk, Kranenburg, Tönisvorst, Niederkrüchten, Brüggen und Schwalmtal wurden genannt. Auch im ÖPNV wollen die Stadtwerke wachsen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort