Suchen nach Weltkriegsbomben Untersuchung für die Stromautobahn in Krefeld

Krefeld · Die Stromautobahn von der Nordsee nach Süddeutschland führt über Krefeld. Zumindest sieht Übertragungsnetzbetreiber Amprion für seinen Vorschlagskorridor die größte Chance zur Realisierung. Noch ist nichts entschieden, aber Amprion beginnt noch in diesem Jahr mit den Voruntersuchungen in Fichtenhain und Forstwald – Kartierungen, Vermessungen und der Suche nach Weltkriegsbomben.

 Der Vorschlagskorridor für die Gleichstromautobahn von der Nordsee in den  Süden berührt das Krefelder Stadtgebiet in Fichtenhain und Forstwald.

Der Vorschlagskorridor für die Gleichstromautobahn von der Nordsee in den  Süden berührt das Krefelder Stadtgebiet in Fichtenhain und Forstwald.

Foto: Amprion

Mit neuen Höchstspannungsleitungen haben die Krefelder seit geraumer Zeit eine Menge zu tun: Ab sofort kommt auch wieder ein Projekt auf die Agenda, das eigentlich schon abgehakt schien. Die so genannte Stromautobahn, die die Windkraft aus der Nordsee als Gleichstrom in den Süden Deutschlands führen soll, sollte Krefelder Gebiet nicht berühren. Nun nimmt der Übertragungsnetzbetreiber Amprion mit Sitz in Dortmund seine Favoriten für die 35 Meter breite Erdkabeltrasse genauer unter die Lupe, um planungsmäßig Tempo aufnehmen zu können. Denn im Jahr 2025 soll die Leitung A-Nord Windstrom ihren Betrieb aufnehmen. Im kommenden Jahr soll das Planfeststellungsverfahren beginnen.

Bei der so genannten Stromautobahn handelt es sich um den Transport von Gleichstrom, der in einem Konverter in Wechselstrom umgewandelt wird. Der Vorgang geht auch umgekehrt. Wechselstrom aus den Braunkohle-Kraftwerken in Grevenbroich könnte in Gleichstrom umgewandelt werden. Als Konverter-Standort ist der Stadtteil Osterath im benachbarten Meerbusch ausersehen. Nach Protesten dort kommen auch Alternativen infrage.

Amprion ist in Krefeld auch mit der Aufrüstung von Freileitungen auf 380-Kilovolt-Höchstspannung aktiv. Seit Jahren liegt der Bau in Benrad und Tackheide still, weil das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig nach Klage der Stadt Krefeld quasi einen Baustopp verhängte, da eine Umweltverträglichkeitsprüfung gefehlt hatte. Der Mangel ist inzwischen aufgearbeitet. Die Entscheidung über den Weiterbau liegt bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Die selbe Leitung, anderer Anknüpfungspunkt. Derzeit liegen die Planunterlagen für den Abschnitt Wesel bis Hüls aus (wir berichteten).

 Amprion zeigte  schon 2012 eine Animation des geplanten Konverters am Standort Meerbusch.

Amprion zeigte  schon 2012 eine Animation des geplanten Konverters am Standort Meerbusch.

Foto: Amprion

Zurück zur Stromautobahn. Wo genau die Erdkabeltrasse verlaufen wird, steht noch nicht fest. Kommendes Jahr legt die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde zunächst einmal einen 1000 Meter breiten Korridor fest, in dem das Kabel verlaufen wird. Bei den Korridoren gibt es derzeit noch zahlreiche Alternativen, die am Ende den Zuschlag bekommen können. Um eine Inbetriebnahme im vorgesehenen Zeitrahmen zu erreichen, bereitet Amprion schon in diesem Jahr das Planfeststellungsverfahren vor, das am Ende über den genauen Trassenverlauf entscheidet. Damit einher gehen verschiedene Voruntersuchungen, die in der Planungsregion sichtbar sein werden.

Kartierungen, Vermessungen und punktuell Baugrunderkundungen – bereits 2019 wird Amprion die örtlichen Gegebenheiten intensiver unter die Lupe nehmen. Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die der Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens dienen, das jedoch nicht vor 2020 starten wird. Doch darauf kann Amprion nicht warten. „Unser ambitionierter Zeitplan, die Leitung 2025 in Betrieb zu nehmen, fordert von uns, Effizienzpotential frühzeitig zu erkennen und Schritte zu parallelisieren. Daher werden wir jetzt schon Untersuchungen vornehmen, die eigentlich erst viel später an der Reihe wären“, sagt Carsten Stiens, der bei Amprion die Genehmigung für das Projekt A-Nord verantwortet.

„Bei den vorgezogenen Maßnahmen für das Planfeststellungsverfahren legen wir den Fokus ausschließlich auf unseren derzeitigen Vorschlagskorridor sowie einige ausgewählte Alternativen, die aus unserer Sicht das höchste Realisierungspotenzial haben. Dabei müssen wir das Risiko in Kauf nehmen, möglicherweise Bereiche untersucht zu haben, die am Ende nicht in dem genehmigten Korridor liegen“, erklärt Stiens. In diesem Fall würde die erhoffte Zeitersparnis nur gering ausfallen. Doch sollte die Bundesnetzagentur der Amprion-Planung weitestgehend zustimmen, könnte der Vorhabenträger bereits unmittelbar nach Abschluss der Bundesfachplanung den Antrag auf Planfeststellung stellen. Stiens: „Das ist unser Ziel für das Jahr 2020, daher werden wir bereits jetzt sichtbar unterwegs sein.“

Spätestens im Jahr 2023 soll dann feststehen, wo genau die Gleichstromverbindung A-Nord verlaufen wird. Sie soll künftig die größtenteils auf See erzeugte Windenergie in den Westen und Süden Deutschlands transportieren. Über die Leitung können zwei Gigawatt Leistung übertragen werden – das entspricht dem doppelten Bedarf einer Großstadt wie Köln.

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