Digitalisierung in Krefeld Bei digitalen Zahlungen ist Krefeld top

Krefeld · Laut einer Studie zur Digitalisierung hat sich die Stadt auf dem Weg zur Smart City stark verbessert. Die Verwaltung hat Bürgerkoffer angeschafft. Damit will sie Menschen zu Hause besuchen, die nicht ins Rathaus kommen können.

 Cigdem Bern ist Dezernentin für die Digitalisierung der Verwaltung in Krefeld.

Cigdem Bern ist Dezernentin für die Digitalisierung der Verwaltung in Krefeld.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Stadt Krefeld weitet ihre elektronischen Angebote stetig aus. Das zeigt nun erste Erfolge, wie das Städteranking des Bundesverbands IT und Kommunikationswirtschaft (Bitkom) in einer Studie bekanntgegeben hat. Danach hat sich die Stadt insgesamt deutlich verbessert. Vor allem im Bereich Verwaltung legte sie stark zu und verbesserte sich 2021 um 37 Plätze bei 81 teilnehmenden Kommunen über 100.000 Einwohnern. Lediglich drei andere Städte legten in einem Bereich größere Verbesserungen hin.

Dabei geht Krefeld auch neue Wege. So soll es zukünftig so genannte Bürgerkoffer geben, mit denen Mitarbeiter der Verwaltung Bürger, die aufgrund von Pflegebedarf oder Bewegungseinschränkungen nicht in der Lage sind, selbst den Weg ins Rathaus anzutreten, aufsuchen. Einen Vorschlag dazu hatte die UWG im Rat bereits 2013 gemacht. Seinerzeit war die Initiative noch mit Hinweis auf Datenschutzbedenken abgelehnt worden. Heute, fast zehn Jahre später, ist die IT-Technik offenbar so weit.

„Generell wollen wir dem Bürger die Möglichkeit geben, so digital wie möglich an die Stadt heran zu treten. Allerdings gibt es Bereiche, die vom Gesetzgeber her noch Präsenzpflicht erfordern. Zum Beispiel Pass- und Meldeangelegenheiten. Für diese Fälle wollen wir künftig diese Koffer einsetzen. Damit können Mitarbeiter beispielsweise in ein Pflegeheim fahren und die Bürger unterstützen. Das ist als Einzeltermin oder als generelles Terminangebot in der Einrichtung denkbar“, erläutert Cigdem Bern, die unter anderem für den Bereich Bürgerservice verantwortliche Dezernentin. Die Koffer seien im Vorjahr bestellt worden. „Wir haben zwei Exemplare geordert. Allerdings hat der Bund dieselben Probleme wie die Privatwirtschaft: Aufgrund der Chipkrise verzögert sich die Auslieferung. Wir rechnen aber noch im Laufe des Jahres damit“, erklärt sie.

 Eckart Preen will Krefeld zur Smart City machen.

Eckart Preen will Krefeld zur Smart City machen.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Generell aber sei die Stadt Krefeld im Bereich „Smart Gouvernment“ auch so schon auf einem sehr guten Weg. „Wir haben in der Pandemie festgestellt, dass wir in vielen Bereichen zunächst kein Home-Office anbieten konnten, weil die Arbeitsabläufe dafür schlicht nicht geeignet waren. Das haben wir zum Anlass genommen, eine große Digitalisierungs-Offensive zu starten. Heute sind die allermeisten Bereiche voll digital aufgestellt. Wir haben beispielsweise elektronische Bau-, Sozialhilfe- oder Steuerakten“, erläutert Bern.

Die Entwicklung soll weiter gehen. Für Eckart Preen, Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Digitalisierung und Internationales, ist dies ein entscheidender Faktor für eine attraktive Stadt der Zukunft. „Der Begriff Smart City wird oft als reine Digitalisierung interpretiert. Er ist aber in der Tat viel mehr.

Dazu gehören alle Prozesse, die die Abläufe in einer Stadt flüssiger und effizienter machen. Natürlich spielt aber Digitalisierung in der Realität eine große, wohl die entscheidende Rolle. Smart Gouvernment, also eine voll digitale Verwaltung, stellt hier fraglos einen wichtigen Punkt dar“, sagt er.

Darum sei die aktuelle Verbesserung um acht Plätze über alle Bereiche im Smart City Index nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Treiber dafür ist die Verwaltung. Andere Prozesse wie Verkehr oder Energie und Umwelt seien viel schwerer umzubauen, da hier auch externe Akteure einzubeziehen seien. Das zeigt sich auch deutlich im Ranking, denn gerade im vieldiskutierten Bereich Energie und Umwelt liegt Krefeld mit einem schwachen Ergebnis von 23 Prozent auf Platz 77 des Rankings – nur Moers, Hildesheim, Siegen und Remscheid sind schlechter. Sieger Hamburg erzielt hier satte 78,5 Punkte.

Krefeld punktet vor allem im Bereich Payment, also Zahlungen. Über QR-Codes, die Implementierung verschiedener bargeldloser Zahlungsdienstleister wie Paypal, Giropay oder Kreditkarte, mit denen fast alle Prozesse in der Verwaltung bezahlt werden können, erreicht die Stadt satte 92,5 Prozent – der beste Einzelwert aller Kategorien. Dieser Bereich treibt das Ergebnis für „Verwaltung“ nach oben. Schwäche ist die Kategorie „Projekte Verwaltung“ mit nur 11,7 Prozent.

„Das ist aber absolut verständlich. Es geht hier um Pilotprojekte und neue Technologien. Es ist also sozusagen die Kür. Wir sind gerade noch dabei, die Pflicht zu erledigen und die bestehenden Einrichtungen zu verbessern. Es ist also logisch der zweite Schritt, den wir aber gehen wollen“, verspricht Dezernentin Cigdem Bern.

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