Krefeld Streng geheim: Wer wird OB-Kandidat?

Krefeld · Am kommenden Dienstag wollen die Krefelder Sozialdemokraten festlegen, wer ihr Oberbürgermeisterkandidat wird. Ulrich Hahnen oder Frank Meyer werden das Rennen machen. Intern haben sich nun beide bei der "O"-Frage festgelegt.

 16. Januar 2013, Neujahrsempfang der Krefelder SPD im Nordbahnhof. In der OB-Kandidatenfrage sei man "noch nicht entschieden", sagte Ulrich Hahnen (l.) damals. Jetzt haben er und Frank Meyer (r.) sich abgestimmt.

16. Januar 2013, Neujahrsempfang der Krefelder SPD im Nordbahnhof. In der OB-Kandidatenfrage sei man "noch nicht entschieden", sagte Ulrich Hahnen (l.) damals. Jetzt haben er und Frank Meyer (r.) sich abgestimmt.

Foto: Wienand

Vor wenigen Tagen waren sie alle noch äußerst gesprächig: Am Abend der Bundestagswahl versammelte sich die Krefelder SPD in der rot beleuchteten sozialdemokratischen Kommandozentrale am Südwall und fieberte, debattierte und analysierte gemeinsam die Wahlniederlage. An solchen politischen Festtagen kann man viel über die Sozialdemokratie lernen — hier wird immer ein wenig mehr gekumpelt, geherzt, gescherzt als in der anderen großen Krefelder Volkspartei. Trotz aller Gesprächigkeit — eine Frage blieb auch an diesem Abend unbeantwortet: Wer wird der neue SPD-Oberbürgermeisterkandidat?

Die SPD und ihre "O"-(berbürgermeister)-Frage: Seit einem Jahr machen die Sozialdemokraten ein Geheimnis aus dieser Personalie. In der Annahme, die Partei sei schon auf den Youngster Frank Meyer festgelegt, wurden Fraktionschef Ulrich Hahnen und Parteichef Frank Meyer beim Presse-Neujahrsempfang im Januar 2013 im Nordbahnhof gefragt, mit wem die SPD ins Rennen gehe. Beide Männer zögerten beim Beantworten dieser Frage, machten kurze Bedenkpausen, dann antwortete Ulrich Hahnen: Man sei "noch nicht entschieden", man werde sich erst nach der Kommunalwahl 2014 zusammensetzen.

Es muss sich etwas getan haben zwischen dem SPD-Vorsitzenden und dem SPD-Fraktionschef in den vergangenen Monaten. Denn jetzt steht fest: Hahnen und Meyer haben sich mittlerweile abgesprochen. Es gibt einen Kandidaten. Am kommenden Dienstag, 15. Oktober, soll die Katze aus dem Sack. Dann wird sich der SPD-Unterbezirksvorstand treffen und das Personal für die Kommunalwahl 2014 bestimmen: Ratsbezirkskandidaten, Reserveliste und Bezirksvertreter. "Dabei werden wir auch einen Vorschlag unterbreiten, mit wem die SPD als Oberbürgermeisterkandidat ins Rennen geht", bestätigte gestern Parteichef Frank Meyer.

"Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus Respekt vor den Gremien erst die Mitglieder informieren." Nur wenige Krefelder SPD-Mitglieder seien über die Entscheidung bisher informiert; und die könnten gut schweigen, beteuerte Meyer, der zudem versprach: "Es wird keinen Machtkampf geben."

In knapp einem Monat, am 9. November, sollen rund 150 SPD-Delegierte abstimmen, ob sie dem Personal für die Kommunalwahl zustimmen. Der SPD-OB-Kandidat wird dann offiziell erst nächstes Jahr gewählt.

Vieles spricht mittlerweile für Ulrich Hahnen: Bei der Straßenmodenschau machte am Rande der Laufstege das Gerücht die Runde, dass Hahnen sich festgelegt habe, ein drittes Mal seinen Hut als OB-Kandidat in den Ring werfen zu wollen. Der SPD-Chef wirkt nach seiner überwundenen Krebserkrankung fit und agil, tritt neuerdings auch optisch juvenil auf — in roten Stoff-Hosen. Im Subtext darf man daraus lesen: Hahnen will es bei den Roten noch mal wissen.

Bleibt Frank Meyer also weiter in Warteschleife? Der 39-Jährige hat bei der SPD eine Karriere im Eiltempo hingelegt. Mit 37 Jahren wurde er im Juni 2012 zum Vorsitzenden der Sozialdemokraten gewählt: 95 Prozent der Krefelder SPD-Mitglieder stimmten für ihn. Ulrich Hahnen wurde damals zu seinem Stellvertreter gewählt — mit 81,89 Prozent der Stimmen.

Man könnte aus diesem Ergebnis schließen, dass Meyer in SPD-Reihen der beliebtere Kandidat ist. Noch vor einem Jahr schien deshalb das Feld für ihn, der sich als oft glänzender Rhetoriker im Rat profiliert hat, bestellt. Auch deshalb, weil Ulrich Hahnen es bei der vergangenen Landtagswahl geschafft hat, endlich ein höheres politisches Amt zu erlangen, für das er auch bezahlt wird. Zuvor hatte er zweimal versucht, Oberbürgermeister zu werden. 400 Stimmen trennten ihn beim letzten Mal von Gregor Kathstede — dieser knappe Rückstand ist womöglich die neue Motivation für den Bockumer, es noch einmal zu versuchen.

Frank Meyer bliebe in dieser Konstellation wohl nicht ohne Amt: Er könnte dann Fraktionschef werden, vielleicht gar Hahnens Amt am Düsseldorfer Rheinufer übernehmen.

Eines muss man der Krefelder SPD lassen: Ihre Strategie der Geheimhaltung scheint zu funktionieren, die Mannschaft gehorcht. Mail an einen bekannten Krefelder Sozialdemokraten gestern um 10.27 Uhr: "Wer wird ihr OB-Kandidat, Herr XY?"

Die Antwort kommt um 12.20 Uhr: "Ich kann Ihnen leider auch nichts Näheres ,verraten' und danke Ihnen sehr für Ihr Verständnis."

(RP)
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