Streit Stadtbaum in Linn Der seltsame Umgang mit einem Denkmal

Krefeld · Ein 35 Jahre alter Baum in Linn soll eine denkmalgeschützte Mauer gefährden. der Eigentümer verlangt die umgehende Beseitigung des Baumes. Die Stadt verweist auf ein laufendes Beweisaufnahmeverfahren.

 Hermann Köther zeigt die Stelle der denkmalgeschützten Mauer, an der die durch Baumwurzeln entstandenen Schäden bereits zu erkennen sind.

Hermann Köther zeigt die Stelle der denkmalgeschützten Mauer, an der die durch Baumwurzeln entstandenen Schäden bereits zu erkennen sind.

Foto: Sven Schalljo

Hermann Köthers Garten hat ein ganz besonderes Flair. Das denkmalgeschützte Haus, das er selbst seit den 1980er Jahren mit viel Engagement und Eigenleistung kernsaniert und renoviert hat, liegt unmittelbar an der Linner Burg. Eine ebenfalls historische Mauer zieht sich von der hinteren Wand, entlang der Straße, bis zum Eingang in den Vorhof der Burg. Sie umfriedet einen Garten, der das historische Flair seiner Umgebung spiegelt. Doch aktuell fürchtet der 71-Jährige um besagte denkmalgeschützte Mauer.

 Der Baum steht einige Meter von der Mauer entfernt. Doch unterirdisch sorgen die Wurzeln der Kastanie dafür, dass Schäden entstehen.

Der Baum steht einige Meter von der Mauer entfernt. Doch unterirdisch sorgen die Wurzeln der Kastanie dafür, dass Schäden entstehen.

Foto: Sven Schalljo

„Als ich das Haus 1984 gekauft habe, pflanzte die Stadt gut einen Meter neben die Mauer eine Kastanie. Diese wurde über die Jahre naturgemäß immer größer. Das gilt auch für das Wurzelwerk, das heute gegen die Mauer drückt, die nun einzustürzen droht“, sagt der Eigentümer. Um alles gut herrichten zu können und die Mauer akkurat zu restaurieren, erwarb er diese eigens mit. „Die Stadt wollte sie zunächst nicht verkaufen, am Ende habe ich sie dann aber doch bekommen“, sagt Köther, der gemeinsam mit seiner 2018 verstorbenen Frau, einer Innenarchitektin, Haus und Mauer herrichtete.

 Der Spalt im Mauerwerk ist deutlich zu erkennen.

Der Spalt im Mauerwerk ist deutlich zu erkennen.

Foto: Sven Schalljo

„Im Jahr 2004 gab es dann erstmals Probleme mit dem Baum, der zu nah an der Grundstücksgrenze stehe. Ich habe schon vom Kauf an gesagt, dass das einmal Probleme geben würde“, sagt der Hauseigentümer. Die Stadt aber habe zunächst abgewiegelt, dann aber im Jahr 2004, als erstmals Risse an der historischen Mauer auftraten, eine Sanierung vorgenommen. „Sie haben damals eine Sperrmatte eingebracht, aber die bringt wenig, denn das Bodenniveau hinter der Mauer ist teilweise niedriger als davor. Damit drücken die Wurzeln die ganze Mauer weg“, sagt er.

Größer sei aber das Problem, dass die Wurzeln unter die Mauer reichten, dort immer dicker würden und die Mauer so anhöben. Tatsächlich zeigt sich an der Mauerkrone ein Riss, in den die Hand eines ausgewachsenen Mannes bequem hinein passt.

„Die Stadt behauptet, es handle sich um eine Senkung durch einen alten Rheinarm. Aber auch ein gerichtsbestellter Gutachter stellte fest, dass das nicht möglich ist. Dann müsste der Riss schließlich unten sein. Offenbar gelten aber die Gesetze der Physik für die Stadt Krefeld nicht“, sagt Köthers Anwalt Andreas Neuber bewusst provokant.

Auch wenn es um den gesunden Baum schade sei, er müsse weichen, fordern der Anwohner und sein Rechtsbeistand. „Die Mauer steht unter Denkmalschutz, wir müssen alles tun, um sie zu erhalten, die Stadt aber lässt es einfach geschehen, das verstehe ich nicht“, sagt Köther ratlos.

Derzeit dauere das Beweisverfahren noch an, erklärt die Stadt in einer Stellungnahme, „aus denkmalschutzrechtlicher Sicht sind nur objektive Fakten zu berücksichtigen. So lange der Baum die Mauer nicht schädigt, bestehen keine Bedenken gegen den Erhalt des Baumes. Der erkannte Schaden an der Mauer ist bereits vorhanden und kann nicht rückgängig gemacht werden. Es kann lediglich der Riss verschlossen werden. Sollte der Baum ursächlich für die Schäden sein, und wird er absehbar weitere Schäden durch Wachstum erzeugen, muss die Denkmalbehörde zum Erhalt des Denkmals eine Entfernung des Baums fordern.“

Besagte Bedingungen sieht Köther durch das gerichtlich bestellte Gutachten längst bestätigt. Er fordert schnelles Handeln, damit die Mauer nicht einstürzt. Finanzieren werde er keine weiteren Maßnahmen. „Ich bin nicht der Verursacher. Notfalls fällt die denkmalgeschützte Mauer ein“, sagt der pensionierte Oberstudienrat resignierend. Eine Wurzelbrücke, die Mauer und Baum erhalten könnte, kann laut Stadt aus Denkmalschutzgründen nicht eingebaut werden.

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