Krefeld Streit um SWK-Braunkohle

Krefeld · Heftig kritisierten die Grünen im Umweltausschuss die Beteiligung der SWK an einem neuen Braunkohlekraftwerk. Für die SWK ist die Entwicklung unumgänglich, da der Rohstoff Gas politisch und ökonomisch problembelastet ist.

 Carsten Liedtke

Carsten Liedtke

Foto: SWK

Ausgerechnet der klimafreundliche Energieträger Gas ist mittlerweile so unrentabel, dass die Stadtwerke Krefeld ihren Anteil an Gas im Energiemix zurückfahren — und unter anderem durch die unter Klimaschutzgesichtspunkten umstrittene Braunkohle ersetzen. Diese Strategie stieß im Umweltausschuss auf Kritik der Grünen.

"Unter den jetzigen Bedingungen müssen wir den hohen Gasanteil von fast 60 Prozent verringern, wenn wir Krefeld langfristig mit sicherer und bezahlbarer Energie versorgen sollen", erklärte SWK-Vorstand Carsten Liedtke den Mitgliedern des Umweltausschusses. Die SWK wollen sich daher mit 1,19 Prozent an dem Zwei-Milliarden-Projekt des neuen RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath beteiligen. Gas sei mittlerweile ein hochriskanter Energiestoff, weil es erheblichen Preisschwankungen unterliege und politisch belastete sei. Liedtke wies darauf hin, dass Russland seine Gasvorkommen bereits als außenpolitisches Instrument zur Ausübung von Druck eingesetzt habe.

Die SWK sehen die Braunkohle-Beteiligung als notwendig an. In ihren Erdgaskraftwerken in Hamm-Uentrop, dem Trianel-Kraftwerk Krefeld und dem Heizkraftwerk am Weeserweg erzeugen die SWK insgesamt 72 Megawatt (MW) Strom neben 18 MW aus Müllverbrennung und Deponiegas. Photovoltaik liefert 2 MW und die Windkraft ist mit 15 MW vertreten. Ziel der SWK ist es, über 150 MW Energie zu verfügen; 15 Prozent davon sollen aus Braunkohle kommen.

Grünen-Ratsherr Christoph Bönders hatte zuvor die 40-jährige Projektbindung an dem raunkohlekraftwerk kritisiert. Sie bedeute unkalkulierbare finanzielle Risiken, denn niemand könne derzeit die Preisentwicklung bei den notwendigen Umweltzertifikaten vorhersagen, die die zusätzliche CO2-Belastung der Luft ausgleichen sollen. Neben einer nicht erfolgten breiten Diskussion in der Bevölkerung monierte Bönders, dass er nach nur 72 Stunden Vorbereitungszeit als Ratsmitglied zur Abstimmung gerufen worden sei.

Den engen Abstimmungszeitraum begründete Liedtke mit einem ganzen Strauß von Mitbewerbern, gegen die man sich schnell durchsetzen musste. Die Investition würde sich bereits nach 20 Jahren rentieren. Neurath sei das derzeit modernste Braunkohlekraftwerk mit einem Wirkungsgrad von 43 Prozent. Es ersetze alte 14 Kraftwerksblöcke. Seine Abwärme werde in Kraft-Wärme-Kopplung eine 20 Hektar große Gewächshausanlage versorgen, von der elf Hektar bereits fertiggestellt seien.

Der sofortige Umstieg auf erneuerbare Energien sei nicht machbar betonte Liedtke. Weniger als ein Prozent der Photovoltaik und weniger als zehn Prozent der installierten Windleistung seien gesichert. Die dadurch entstehenden Versorgungslücken müssten durch konventionelle Kraftwerke ausgeglichen werden. Die neuen Braunkohlekraftwerke böten Versorgungssicherheit unabhängig vom Weltmarkt. Jürgen Hengst (SPD) sah die Aufhebung des Atomkonsenses durch die Bundesregierung als Hauptursache für die neuen Unwägbarkeiten: "Wäre die Bundesregierung bei dem ursprünglichen Ausstiegsbeschluss geblieben, dann hätten wir eine kontrollierte Entwicklung. So aber begeben wir uns in ein großes Experiment."

(oes)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort